Wer sich bewährt, dem wird gewährt!

Sheikh Eşref Efendi | Berlin  30.06.2008

 

selamaleykum lieber Bruder

 

 

wir danken dir für deine Email.
So wie du bist, dienst du eigentlich schon dem Herrn der Schöpfung.
Für uns sichtbar - für dich nicht.
Noch nicht.

 

Das soll auch so sein.
Denn das Ego ist ein listiger Gegner.

 

Sobald sich in einem spirituelles Wachstum bemerkbar macht, setzt sich automatisch auch das Ego in Bewegung um das eigene spirituelle Voranschreiten zu sabotieren.
Deshalb ist es in der Schule der Naqschibandiyya eine Grunddregel, dem Schüler sein spirituelles Wachstum nicht gleich zu öffnen.

 

Unser Großscheikh des ehrenwerten Naqschibandiyya Ordens, Sheikh Nazım el Haqqani macht seine Arbeit so gut, dass dem Schüler oft die Lust vergeht, spirituell weiterzumachen, da er ja (angeblich) keine spirituelle Veränderung in sich feststellen kann.

 

Eben das muss sein:
Die Lust muss vergehen!

 

Die Lust ist einer der wichtigsten Handlanger des Egos und gehört zum Ego.
Alles was mit Lust anfängt und weitergemacht wird, ist vergänglich.

 

Unsere Schule, die ehrenwerte Naqschibandiyya, lehrt uns genau das:
dem Vergänglichen den Rücken zu kehren und sich dem Unvergänglichen, dem Ewigen zu widmen.
Das ist unser Ziel, das ist unsere Suche!

 

Wer sich wahrhaftig auf die Suche nach Wahrheit macht, muss auf diesem Weg der Wahrheit, die Lust und Laune loswerden damit er leichter sein Ziel erreicht.
Lust und Laune bedeuten für den Suchenden und Reisenden große Hindernisse und Last, die den Reisenden im Voranschreiten bremsen und es ihm schwer machen.

 

Wahrlich!
Im Herzen der Menschen ist nur ein Thron und auf diesem gibt es keinen Platz für Zwei.
Lust und Laune müssen weg!
Damit Aufrichtigkeit kommen kann.

 

Wahrhaftig!
Wer auf dem Weg zur Ewigkeit weiterkommen will, der muss aufrichtig sein und nicht
lust-voll.

 

Lieber Bruder!
Was denkst du - wie viele haben wir hier kommen und gehen sehen?
Wie viele sind geblieben?

 

Nach einer Weile vergeht den meisten Suchenden die Lust und somit die Hoffnung und sie verschwinden wieder genau dorthin wo sie weiterhin nach Lust und Laune leben und hoffen können.

 

Warum?
Eben darum.
Weil nicht alles gleich sichtbar gemacht wird.

 

Die Menschen haben ihre Geduld verloren.
Säen und gleichzeitig ernten erfordert Wunder.

 

Um Wunder zu erleben, muss man versuchen, mit wundervollen Menschen zusammen zu sein.
Und das ist eben nicht sehr leicht.
Denn sie sind für Gewöhnliche oft sehr Ungewöhnlich.

 

Alles, was ungewöhnlich ist, ist nun mal schwer zu verstehen.
Man braucht Zeit und Geduld.

 

Lieber Bruder!
Wir sollten wissen:
Nicht nur der Schüler hat das Recht, den Meister auf seine Wahrhaftigkeit zu testen.
Nein!

 

Eher das Gegenteil:
Der Meister hat da das Vorrecht.
Denn er ist die gebende Hand und der Schüler ist derjenige, der um Etwas bittet.

 

So setzt der Meister den Schüler auf den Prüfstand und schaut, wie wahrhaftig und aufrichtig der Schüler mit seiner Suche ist.

 

Er öffnet die ganzen spirituellen Prozesse nach und nach und erst, wenn der Schüler sich mit seiner Aufrichtigkeit bewährt hat.

 

Auf dem Weg zur Wahrheit ist sich zu bemühen sehr wichtig, sich Bewähren jedoch ein Muss.
Nur wenn man sich bewährt, wird einem gewährt.

 

Du willst dienen?
Bitte schön!
Diene.

 

Dem Herrn zu dienen ist die höchste Ehre und höchste Stufe, die Jemand erreichen kann.
Ohne Passkontrolle
Ohne Kontingent

 

Wer aber richtig dienen will, muss die Grundregeln des richtig Dienens lernen, damit man es auch richtig beherrscht und sich hier und hiernach alle Ehre macht.

 

Diene!
Aber versuche es nicht mit Lust und Laune.
Versuche es mit Aufrichtigkeit.
Nur so kommst du zum Ziel.

 

Na dann
Richte dich auf!
Und
los!

 

Möge das Himmlische mit den Aufrichtigen sein.
Sei gesegnet und gegrüßt

 

Sheikh Eşref