Annehmen und Loslassen
Annehmen und LoslassenSheikh Eşref Efendi | Berlin 10.05.2013
Frage: Ein Kind in meiner Nachbarschaft ist gestorben, wieso passieren so schreckliche Dinge und wie soll man sich dazu verhalten?
Bismillahirrahmanirrahim
Dies hier ist ein heilige Ort in einer heiligen Nacht und unsere Herzen sind miteinander verbunden. Als Stellvertreter haben wir keinen Wert, aber unter den anderen Wertlosen hat man uns den Wert zugedacht, hier zu sitzen. All unsere Herzen sind miteinander und mit meinem verbunden und mein Herz ist mit oben verbunden.
Wie sollen wir so einen Schicksalsschlag überwinden und wie sollen wir mit den Emotionen umgehen?
Das Leben in dieser Welt ist verbunden mit Adrenalin. Das Leben ist voller Extreme und auch wenn Du jemanden siehst, der kalt wird, auch das ist eine Emotion. Gefühle bedeuten Schwankungen, Wellen, die hintereinander kommen und der, der kalt wird erstarrt eigentlich, aber das ist auch ein Gefühl.
Viele Dinge passieren in der Welt und wir haben keine Macht sie zu stoppen, zu verändern oder weiter laufen zu lassen. Wir sind machtlos. Was haben wir zu tun?
Im Prinzip ist das jedem bekannt und eine Binsenweisheit und ganz einfach und klar, wenn man das sagt. Aber sich danach zu verhalten ist sehr schwer.
Annehmen und Loslassen!
Alle wissen das, die Psychologen, Philosophen und alle spirituellen Meister sagen das. Alles kommt von Allah, von oben. Heil und Unheil. Annehmen und Akzeptieren. Das gehört zu den sechs Säulen des Glaubens. Es sieht aus wie ein Unheil. Dieses Kind hatte einen Unfall und war sofort tot. Das ist ein schlimmes Gefühl und wir Menschen müssen unsere Gefühle zeigen, es ist schrecklich.
Aber wir dürfen nicht auf ewig auf der Trauer sitzen bleiben, wir müssen auch die Trauer loslassen. Wenn Du das Kind behalten willst und Allah nimmt es Dir weg, dann bist Du sehr unglücklich. Auch zwischen Mann und Frau passiert das. Mal ist es sehr schön und kann am nächsten Tag ganz anders sein. Warum kann ich nicht das Glück von gestern festhalten?
Wir lernen von allem, was auf uns zukommt. Das Bild ist so traurig, aber was wissen wir über den Zustand wirklich? Wissen wir, was das Kind für eine Zukunft gehabt hätte? Wer kann sagen, ob das Kind in dieser Welt eine gute Zukunft gehabt hätte? So ist es von uns gegangen als reines Wesen. Das Kind ist noch auf der Engelstufe, es ist noch nicht verdreckt, es ist als reines Wesen von uns gegangen und wartet vor der Tür des Paradieses auf seine Eltern. Das ist die gute Nachricht, die Zukunft sieht gut aus. Es ist wie ein Engel von uns gegangen und betet für seine Verwandtschaft und seine Eltern und sagt: Ich gehe nicht ins Paradies ohne meine Eltern.
Hier hätte es sich vielleicht nie Gedanken um seine Eltern gemacht. Hätte er sie vielleicht beschimpft als Erwachsener? Wäre er ein guter, gesegneter Sohn geworden, der betet und den Eltern Gutes wünscht? Wenn er geblieben wäre, wir wissen nicht, was aus ihm geworden wäre. Drogensüchtig, ein Schurke, irgendetwas zum Opfer gefallen?
Wir haben zwei zukünftige Wege gesehen. Das sichere Schicksal, das er jetzt in der göttlichen Gegenwart hat und die andere Zukunft, wenn er hier geblieben wäre. Wir haben keine Kenntnis davon, was aus ihm geworden wäre. Das Erdenleben ist ein beschränktes Leben. Das Kind ist ohne zu leiden wieder gegangen. Wir sind als Eltern traurig und die Gefühle sind schrecklich. Aber wir reden hier von der Wahrheit und deshalb wollen wir so denken, und dann sind wir nicht mehr so traurig.
Dieses ganze System hier, die Eltern müssen arbeiten und die Kinder allein lassen. Mindestens sieben Jahre muss man die Kinder an die Hand nehmen. Alles hat seine Zeit, auch die Selbstständigkeit.
Das ist die andere Seite und da bin ich wütend! Kinder schauen nicht nach links und rechts und sollen mit drei Jahren selbstständig in den Kindergarten gehen. Damit Adams Kinder verloren gehen.
Darum geht es!
Wir lernen zusammen. Lehrer werden ist schwer, Schüler sein noch mehr. Wir haben mehr Erfahrung in Hören und gehorchen und sitzen hier als Mustermann und ihr könnt alles nachmachen.