Link zur Seite versenden   Druckansicht öffnen
 

Jeder Tag ist ein neuer Tag

Bismillahirrahmanirrahim


Jeder Tag ist ein neuer Tag

 

Sheikh Eşref Efendi, Berlin,  28.02.2014

 

Für den, der es versteht, jeden Tag aufs Neue geboren zu werden, für den ist jeder Tag ein Geburtstag.

„Happy Birthday!“

 

Doch reden wir hier nicht über Reinkarnation. 

Wie ist das zu verstehen – jeden Tag aufs Neue geboren zu werden? Man lässt das Gestern gestern sein und beginnt das Heute mit einem Neuanfang. Alles Leid von gestern, diese Last, einfach mit der Sonne untergehen zu lassen - und mit dem neuen Sonnenaufgang ein frisches Leben wie neugeboren zu beginnen.

 

Sich seinem Herrn zu widmen, im Namen des Herrn - für seinen Herrn – in den Tag zu starten, wie ein Auto mit einem Tacho-Stand von null Kilometern, frisch aus der Fabrik. Täglich neu, ungebraucht, mit Elan und voller Dienstbereitschaft für seinen Herrn.

Das Auto jedoch, das stehen bleibt und nicht die Qualität eines fabrikneuen Wagens zeigt, hat die Probleme, die Defekte von gestern mitgenommen. Wer den Platten von gestern heute noch hat, kann sich natürlich nicht fortbewegen. Der ist platt.

Wie ist das mit der Sonne? Jeden Tag geht die Sonne morgens auf und abends  unter. Am nächsten Tag das gleiche – doch ist es dieselbe Sonne wie tags zuvor? Nein! Deine Augen mögen dich betrügen, aber in Wahrheit ist sie nicht ein und dieselbe.

„Wie kannst du das beweisen, Sheikh?“

 

Der Beweis liegt in deinem eigenen Mund. In jedem Moment strömt Atem aus deinem Mund heraus und wieder hinein. Doch du hast keine Ahnung davon - wie verhält es sich mit deinen Atemzügen? Ist nicht jeder Atemzug ein neuer Atemzug? Oder ist es der alte? Wenn du sagst, es wäre der alte, so wäre im Vergleich dazu auch die alte Sonne, die von gestern, heute aufgegangen. 

„Oh Sheikh, so hatten wir noch nie über Atemzüge nachgedacht.“


Ja, wie solltest du auch. Damit du auf die Stufe des richtigen Denkens kommen kannst, muss man dir das erst einmal vorführen. Du musst erst richtig gelenkt werden.

 

Richtiges Denken braucht richtiges Lenken!

Jeder Augenblick ist neu und mit jedem Atemzug atmest du Atem ein. Wäre dieser alt, wäre es Gift für dich.

Denn beim Ausatmen ist darin kein Sauerstoff, sondern Kohlendioxid enthalten. Daher ist jeder Atemzug neu. Neu bedeutet ungebraucht. Das, was du aushauchst, ist gebraucht, somit nicht mehr von Nutzen.

 

Jede aufgehende Sonne ist neu, jede untergehende Sonne hat ausgedient. Nehmen wir zum Verständnis ein Schiff, das gesunken ist und sei es auch die Titanic: Würdest du sie bergen, wäre sie nicht mehr als eine Ruine.

Aus diesem Grund bedeutet jeder neue Sonnenaufgang immer einen neuen Tag, jeder neue Tag eine neue Geburt, ein neues Leben. Somit ist jeder Tag aufs Neue dein Geburtstag! Happy Birthday to you!

 

Also seid ihr alle auf der Stufe von Babys. Na dann quengelt mal schön...

Erst letztens habe ich auf spirituellem Weg, durch Herzensverbindung, unseren Großmeister gefragt, wieso das so ist, dass neunundneunzig Prozent der Menschen quengeln, jammern und weinen? Unser Großsheikh antwortete: „Na ja, sie sind alle noch Babys.“

Wer jammert und nicht zufrieden ist, befindet sich auf der Baby-Stufe. Er ist nie erwachsen geworden und wird nie erwachsen. Täglich, in jedem Moment, könntest du im Begriff sein, neu geboren zu werden, doch musst du in jedem Augenblick auch so weit sein, erwachsen zu werden. Auf dass du diese Welt nicht als Baby, sondern als Erwachsener verlässt...

 

Denn wer als Baby in diese Welt kommt, tagein, tagaus jammert und sie als Baby wieder verlässt, ist auf dem Nullpunkt geblieben, hat nichts verstanden und nichts von dieser Welt nehmen können. Seine Erwartungen sind nicht erfüllt, er kommt nicht voran. Daher sein Jammern: „Ich habe nichts von dieser Welt.“

 

Wann wird ein Mensch glücklich und bedarf des Jammerns nicht mehr? Wenn sich sein Wunsch erfüllt hat. Wenn Menschen das erlangt haben, wonach sie suchten und trachteten.

 

Wie ist das mit der Zufriedenheit? Es gibt Menschen die behaupten: „Das, was ich mit der Hand berühren, schmecken und genießen kann, stellt mich zufrieden und macht mich glücklich.“ Begehrt also ein Mensch einen Apfel und beißt genussvoll hinein, ist er in diesem Moment glücklich. Wie aber ist es mit den unsichtbaren Wünschen? Mit den Dingen, die man nicht fassen, nicht sehen und nicht schmecken kann? Denn auch diese gibt es.

 

Das wäre genauso so, als wenn du in einem Apfelgarten spazieren gehen würdest, in der Gegend umherschaust und fragst: „Wo sind denn all die Äpfel?“ Sie hängen an den Bäumen, aber du siehst sie nicht. Du riechst nicht einmal ihren Duft.

Die unterste Stufe ist die Erkenntnis über die Berührung aufgrund des Tastsinns. Etwas über das Riechen, über den Geruchssinn wahrzunehmen, ist eine höhere Stufe. 

 

Zu sagen: „Alles, was ich nicht berühren, anfassen, begreifen kann, nicht schmecken und nicht riechen kann, all das begehre ich nicht. Das ist nichts für mich, das ist nicht meins, daran glaube ich nicht“ - das ist die Stufe der Atheisten.

Möge der Herr uns einen Glauben geben der nicht abfärbt und der nicht verfärbt werden kann!

So wie meine Hemden heute, die ich etwas falsch gewaschen habe und sich dadurch verfärbten: Möge unser Glaube sich niemals verfärben und niemals ausbleichen!

 

Die Farbe, die nicht ausbleicht, die konstant bleibt, das ist die Farbe, die der Herr liebt. Denn sie ist unveränderbar.

Gemeinschaften und solche Zusammenkünfte wie diese hier basieren auf der wahren Liebe, auf der Nächstenliebe. Sie zeigen uns, wie wir uns von den Verführungen und Verwünschungen des Weltlichen lösen können. Unser Leben danach auszurichten und es zu lenken, ohne diesen Verwünschungen und Verführungen zu unterliegen. Wenn wir auch nur fünf Minuten diesen weltlichen Dingen, die sich uns immerzu präsentieren, entkommen könnten, wäre das schon ausreichend.

 

Solche Zentren, solche Zusammenkünfte und Gemeinschaften, sind wichtig!

Denn sie sind das Einzige, was uns von den Verführungen, der schwarzen Magie des Weltlichen, wieder zu klarem Bewusstsein bringt. Die Welt ist die schwarze Magie. Das bedeutet, dass du manipuliert, verzaubert und verhext wirst. Schwarze Magie ist nicht zu deinem Gunsten, nicht zu deinem Besten: Sie wird dich in die Dunkelheit verleiten, nicht aber zum Licht. Das Weltliche manipuliert dich und verdüstert dein Bewusstsein, dein Selbst.

 

Solche Gemeinschaften, die auf dem göttlichen Wort basieren - auf die Worte der Propheten (Frieden und Segen auf ihnen allen) und der Heiligen (Möge der Herr ihr Geheimnis wahren) - erinnern uns daran, dass es dort oben ein Licht gibt und nicht nur diese Finsternis hier unten.

 

Sie fügen sozusagen die weiße, die lichtvolle Magie der schwarzen Magie des Weltlichen hinzu.

Bei uns hier vor Ort herrscht eine andere Art von Anziehungskraft, ein himmlisches Magnetfeld. Das ist die Rettung unserer Seelen und unseres Daseins, damit wir die Ewigkeit finden können. 

Wir brauchen diese Orte!

 

Fünf Minuten in solch einem himmlischen Zirkel sind mehr wert als die Schätze aus fünf Welten. Würdest du sie besitzen, du könntest dennoch diese fünf Minuten Anwesenheit in derartiger Gesellschaft nicht bezahlen.

Wir kommen hierher, doch können wir den Wert nicht erkennen und verstehen, da wir noch auf der Stufe der Babys sind. Was wissen Babys schon von wahrem Wert?

 

Welches Kind, welches Baby, weiß, in was für eine Welt es gelandet ist? Keines!

So weint und quengelt es ohne Unterlass. Selbst wenn du es fütterst und säuberst – es hört nicht auf. Es ist sich nicht darüber bewusst, in welcher Barmherzigkeit, in welchem Schoss es sich befindet, in welcher Liebe es aufwächst. Je älter das Kind wird, desto mehr entwickelt es ein Bewusstsein, ein Verständnis dafür.

 

Den Wert der Eltern erkennt man sehr oft auch erst mit fortgeschrittenem Alter. Spätestens dann, wenn Mutter und Vater nicht mehr unter uns weilen, uns verlassen haben. Ist es nicht so, dass man den Schoß der Barmherzigkeit und den Wert der Liebe erst dann erfasst, wenn man sie verloren hat?

 

Oh ihr Menschen, möge der Herr uns einen Glauben geben, dessen Farbe nicht abfärbt und nicht verblasst!

Denn ohne Zweifel ist der größte Schatz ein standhafter Glaube!

 

Es gibt so einen Glauben und solch einen Glauben. Ganz ohne Glauben jedoch gibt es keinerlei Bewegung. Selbst der Atheist glaubt – doch glaubt er falsch. Wir sprechen hier von zwei Arten von Gläubigen: Die einen glauben falsch, die anderen richtig. Doch die meisten Menschen glauben falsch - nur wenige, sehr wenige, glauben richtig.

 

Würde sich jeder im Straßenverkehr richtig verhalten und sich beim Autofahren beherrschen, bräuchte man weder rote Ampeln, Verkehrspolizisten noch Radarmelder.

 

Nicht jeder Gedanke ist ein richtiger Gedanke und nicht jeder Glaube ist ein richtiger Glaube. Daher sollten wir den Herrn bitten, mit dem wahren Glauben gesegnet zu werden.

 

Unser Großsheikh sagt: „Es ist das größte Geschenk, einen wahrhaftigen Glauben zu besitzen.“

Wenn du einem ungläubigen Menschen anbieten würdest: „Komm und glaube an deinen Schöpfer, an deinen Herrn.“ Würde er anfangen zu glauben? Würde er aufrichtig glauben, wenn er doch nicht einmal daran denkt?

 

Gut, dann versuchen wir es einmal anders herum. Ich gebe dir fünf Cent, nein, zehn oder tausend Euro, vielleicht sogar zehntausend Euro - was tut man nicht alles für zehntausend Euro... Derjenige, der dann für zehntausend Euro ausruft: „Ich glaube!“ - glaubt dieser wahrhaftig? Ja, er glaubt. Er glaubt an die zehntausend Euro! Denn nur weil er an das Geld glaubt, dass ihm dafür geboten wurde, ist er auf diesen Deal eingegangen. An den Herrn glaubt er nicht... Das ist kein Glaube! Schade um die zehntausend Euro. Von diesem Geld könntet ihr vielleicht zehn aufrichtige Gläubige in Afrika ein Jahr lang ernähren.

 

Versucht nicht, einen Menschen, der nur aufgrund von Finanziellem glaubt, mit Geld und mit Worten zu überzeugen. Lasst ihn! Denn Glaube ist eine Gunst des Himmels, des Herrn.

 

Allah spricht: „Ich bin der, der den Glauben schenkt.“

Das ist ein Geschenk, das ist eine Gunst. Du könntest jammern und verlangen und quengeln, all deine Möglichkeiten öffnen: Wird dir diese Gunst nicht erteilt, kannst du den wahrhaftigen Glauben nicht erlangen.

 

Aus diesem Grund hat es in den wahren, spirituellen Gemeinschaften und Zentren keine autorisierte Person, die im Namen des Herrn spricht, nötig, jemanden vom Glauben zu überzeugen. Denn er weiß, dass nur der Herr den Menschen mit dem Glauben beschenken kann.

Allah entscheidet, wen Er beschenken will. Wir haben diese Macht nicht. Wir müssen unsere Grenzen kennen, auch wenn wir in Seinem Namen sprechen. Wir müssen Seinen Willen an höchster Stelle halten und Ihn besser als die anderen kennen.

So spricht der Herr zu uns: „Versucht niemanden von etwas zu überzeugen, tut das nicht!“

 

Im letzten Testament, im Heiligen Koran, sagt Er wiederholt: „Ihr sollt nicht gleich glauben, ihr sollt euch Gedanken über unsere Worte machen.“

 

Der Herr zwingt uns nicht zum Glauben, sondern Er fordert uns nur auf, über die Worte des Himmels nachzudenken. So dass du dich selbst überzeugst! Wer sich selbst überzeugt ist überzeugt. Niemand kann den anderen überzeugen. Deshalb gibt es fortwährend Krisen, Streits, Debatten und Auseinandersetzungen – keineswegs Harmonie. Jeder versucht, den anderen zu überzeugen. Das funktioniert nicht!

Wir erzählen von der Wahrheit und ihr habt nur eins zu tun: Die Ohren und das Herz zu öffnen, das Gesprochene erst einmal anzunehmen und euch Gedanken darüber zu machen. Jenes, wovon du dann noch nicht überzeugt bist, kannst du  auf die Warteliste setzen, bis du überzeugt bist. So geht das!

 

“In der Religion und in der Liebe gibt es keinen Zwang“, sagt Allah.

Der wahre Glaube ist ein göttliches Geschenk, das höchste Geschenk, die höchste Gunst, die einem Menschen erwiesen werden kann. Wir sagten bereits: Nur fünf Minuten den göttlichen Worten Gehör zu schenken ist mehr wert als alle Schätze, Edelsteine und Kostbarkeiten von fünf Welten. Ihr könnt euch das nicht einmal vorstellen!

Ihr habt keine Ahnung, ihr wisst nicht,

 

mit welch schönen Gewändern euch die Engel während dieser fünf Minuten bekleiden – Gewänder in den mannigfaltigsten Farben und schönstem Licht.

 

welche schöne Worte sie über euch in euer Schicksalsbuch eintragen.

was alles hier um euch, in euch und mit euch geschieht.

 

Wir leben heute in einer Welt, die nicht einem himmlischen System entspricht - weder einer göttlichen Hierarchie noch einer göttlichen Ordnung. Kein Land, auch kein islamisches, wird heutzutage nach den himmlischen Regeln geführt. Demnach gibt es auf dieser Welt keinen himmlischen Ort, keine himmlische Ordnung, keine himmlische Führung. Begibt man sich nun fünf Minuten in ein Zentrum dieser Art und gibt sich für diese kurze Zeit dieser dort wirkenden himmlischen Ordnung hin und hört zu, erhält man all diese Schätze.

Man ist dann so,  als ob man zu dem Volk von seyyidina Moses, seyydina Jesus, seyydina Abraham und seyydina Mohammed (Frieden und Segen auf ihnen allen) gehören würde.

 

In diesem Moment, wo ihr den himmlischen Worten lauscht, seid ihr ihren Gefährten gleich.

Was machen denn die sieben Milliarden Menschen draußen auf den Straßen? Entweder haben sie Stöpsel im Ohr, hören Heavy-Metal und murmeln dumdudumdudumdudum vor sich hin oder sie halten Handys an die Ohren und geben unablässig Bla bla bla bla bla von sich.

Das alles sind Beschäftigungen, die weder für sie selbst noch für ihre Nächsten von Nutzen sind – sie schaden ihnen sogar. Wie sollen diese Menschen, die entweder ihre Ohren zustöpseln oder unentwegt ihren Mund bewegen, die Gunst des Herrn, die göttliche Barmherzigkeit, in allem, was sie umgibt, erkennen, hören und erfassen können?

 

Hier ein ganz einfaches Beispiel: Um ein Kunstwerk, ein Gemälde, verstehen und seinen Wert erfassen zu können, musst du einem Experten Gehör schenken. Er muss dir darüber berichten. Du könntest an einem Millionen-Kunstwerk von Picasso vorbeilaufen und wüsstest nicht, wie viel Wert es hat - ob es überhaupt wertvoll ist oder sich vielleicht nur um ein Gekrakel aus dem Kindergarten handelt. Du würdest das nicht unterscheiden können. Möglicherweise wärst du sogar einer, der bei einem Gemälde von Picasso ausruft: „Was, da stimmt ja die gesamte Anatomie vorn und hinten nicht, so etwas würde ich mir nie zu Hause aufhängen - da ist ja kein Organ an der richtigen Stelle!“

 

Oh ihr Menschen, in jedem Augenblick, bei jedem Atemzug, in jedem Moment, wird uns so viel himmlische Gunst erwiesen, wir haben keine Ahnung davon. Entweder sind wir zu berauscht, zu abgelenkt oder zu blind, um das wahrzunehmen, erfassen zu können.

Betäubt!

 

Widerfährt dem Menschen etwas, das ihm missfällt, jammert er: „Oh weh Allah, mein Kopf, mein Hintern.“ Ja, das spricht er aus, doch für jeden der schönen Momente, für jeden gesunden Augenblick, für jeden seiner frischen Atemzüge bedankt er sich nicht.

So gibt es besondere Günstlinge, die haben an 364 Tagen im Jahr keine Kopfschmerzen. An einem Tag jedoch brummt ihnen der Schädel, und schon klagen sie: „Oh weh, oh weh, mein Kopf, womit habe ich das verdient.“ Statt aber an den restlichen 364 Tagen den Herrn zu preisen mit „Elhamdullilah – dem Herrn sei Dank – mir geht es gut, ich habe weder Kopf- noch Hinternweh“... doch das fällt ihnen nicht ein.

Wie definiert man Gunst? Jeder heilvolle Moment ist eine Gunst, ein Geschenk. Denn wir haben es ja nicht in unserer Hand, für unser Heil zu sorgen.

 

Der Herr versorgt uns mit sichtbaren Dingen und auch mit unsichtbarer Gunst. So wendet er beispielsweise Unheil von uns ab, hält Dinge, die unsichtbar auf uns zukommen von uns fern, lenkt sie um. Auch das ist göttliche Gunst, göttliche Barmherzigkeit.

Nur weil du vieles nicht siehst, denkst du nicht darüber nach und bedankst dich nicht dafür. Doch befindest du dich in jedem Augenblick, in jedem Moment im Zustand der göttlichen Gunst und Barmherzigkeit.

 

Bekommt ein Mensch Zahnschmerzen, jeder von uns kennt diesen Schmerz, ruft er aus: „Oh weh, oh weh, warum ausgerechnet ich? Könnte nicht jemand kommen und mir meinen Kopf abhacken, damit ich endlich von diesen Schmerzen befreit bin?“

Natürlich hackt sich bei Zahnschmerzen niemand seinen Kopf ab, obwohl man es gern so ausdrückt. Was macht er stattdessen? Er schluckt eine Pille. Wirkt die Pille, wird der Schmerz weniger und weniger und der Leidende wird immer leichter und zufriedener – denn er wird ja betäubt. Schließlich empfindet er den Schmerz nicht mehr: „Ich fühl mich wie neugeboren.“ Ah, die Sonne scheint wieder, sei es auch abends oder nachts. Für ihn scheint die Sonne, auch in der Finsternis. So bedankt er sich bei der Pille: “Gott sei Dank, dass jemand diese Pille erfunden hat. Möge dieser selig werden und Dank dieser Pille so viele Villen wie möglich im Paradies sein eigen nennen dürfen.“

Wann denkt der Mensch daran, Dankbarkeit zu zeigen? Erst in dem Moment, wo ihm etwas Schlechtes widerfahren ist und dann Heilung folgte. Ergeht es ihm wieder besser, bedankt er sich. Demnach muss er den Schmerz erst selbst erfahren haben.

Wir sprechen hier von einem Menschen, dem nur ein Zahn schmerzt. Im Normalfall haben Menschen zweiunddreißig Zähne. Nun stell dir mal vor, dir würden alle Zähne gleichzeitig wehtun. Derjenige, dem nur ein Zahn schmerzt, springt die ganze Zeit auf und ab. Dem aber, dem zweiunddreißig Zähne schmerzen - der geht ab wie eine Rakete.

 

Was hat man früher mit den Eseln gemacht? Eine Überlieferung besagt: Man hat ihre Hintern mit Chili eingerieben, damit sie sich schneller fortbewegen, so wie eine Rakete, ein Mercedes. „Mein Esel ist so schnell, wie die Kraft von zehn oder zwanzig Pferdestärken. Schaut, sein Hintern brennt.“ Und der Esel rennt los - vergessen ist seine Sturheit.

 

So braucht wohl auch der Mensch ab und zu, um sich zu bewegen, etwas Schmerz, etwas Feuer unterm Hintern.

Der Mensch weiß nicht, mit welch einem Ozean von Barmherzigkeit und göttlicher Gunst er von Augenblick zu Augenblick, von Moment zu Moment, von Atemzug zu Atemzug umgeben ist. Hat er sich aber von diesem Ozean distanziert, und sei es auch nur von einigen dieser Wassertropfen, bemerkt er die Gunst, die dahinter steckt.

 

Einem Menschen, der nie Augenschmerzen hatte, würde nicht in den Sinn kommen zu sagen:

Elhamdulillah!

 

„Ich habe nie Augenschmerzen, was für eine Gunst“.
„Ich habe nie Ohrenschmerzen, so eine Gunst.“
„Ich habe nie Bauchschmerzen, das ist eine Gunst.“
„Ich habe nie Magenschmerzen, ist das eine Gunst.“
„Ich habe nie Verstopfung, welche eine Gunst.“

Elhamdulillah!

 

„...dass ich heute keine Zahnschmerzen hatte.“

 

Beginnst du aufzuzählen, wo du am heutigen Tag keine Schmerzen empfunden hast, du würdest kein Ende finden. Doch unter all dem, was gesund an dir ist, findest du mit Sicherheit einen Punkt, der dir Schmerzen bereitet. Und dann machst du aus einem Floh einen Elefanten. Dann ist alles Gesunde an und in dir vergessen, nur dieser eine schmerzende Punkt, der ist riesengroß.

 

Das Siegel des Propheten, Mohammed (Friede sei mit ihm), erzählte eine Geschichte: Einst lebte ein weiser, gläubiger Mensch allein auf einer Insel. Der Herr beschenkte ihn mit fünfhundert Lebensjahren. In all diesen Jahren befand er sich durchgängig in Gottesandacht, im Gebet.

 

Vom Herrn erhielt er einen Granatapfel-Baum. Dieser Baum brachte tagtäglich jeweils eine Frucht hervor. So sehr dankbar kniete sich der Einsiedler nieder und betete: „Mein Herr, für jede einzelne Frucht dieses Baumes sei Dir Dank. Ich bedanke mich in der Anzahl aller Sandkörner auf dieser Erde und aller Sterne am Firmament.“

 

Er war ein Weiser, er wusste, dass seine Lebensdauer fünfhundert Jahre betrug. Auch dafür sprach er dankbar: „Oh Allah, ich danke Dir, dass du mir ein so langes Leben geschenkt hast, mir die Gunst zuteilwerden ließest, in all diesen Jahren täglich in der Niederwerfung zu Dir zu beten, deine heiligen Namen rezitieren zu dürfen – immer nur an Dich denkend, nur mit Dir.“

„Meine letzte Bitte an Dich ist, dass Du meine Seele entgegennimmst, wenn ich mich vor Dir in der Niederwerfung befinde, vor Dir, in der göttlichen Gegenwart.“

 

Wie gewünscht so erfüllt – der Gläubige begehrte, seine Seele während der Niederwerfung empor in die göttliche Gegenwart tragen zu lassen. Der Todesengel Azrael (Friede auf ihn) kam und nahm sie ihm. In der göttlichen Gegenwart sprach der Herr zu den Engeln: „So, bringt mir seine Lebensbücher“, setzte dann aber fort „Ach was, er war ein gläubiger Mensch, ein guter Diener. Ununterbrochen mit Gottesdienst für mich beschäftigt, es ist nicht nötig, seine Bücher zu öffnen. Aufgrund meiner Barmherzigkeit erteile ich ihm die Gunst, ins Paradies getragen zu werden. So dann, auf, ins Paradies mit ihm!“

 

Doch der Diener entgegnete: „Oh Herr, fünfhundert Jahre habe ich gebetet, meine Bücher sind voll der Gebete und Gedenken nur an Dich. Ich brauche Deine Barmherzigkeit nicht, ich habe doch so viel Dienst getan. Schon allein deshalb müsste ich doch ins Paradies kommen. Das habe ich mir verdient.“

 

„Nun gut“, sprach der Herr, „wenn du das so sehr begehrst: Öffnet die Bücher, meine Engel! Machen wir eine Buchhaltung: Wie viel Soll steht dem Haben gegenüber? Wie viel hat er gut, wie hoch sind seine Schulden? Hat er überhaupt Schulden?“ Also schauen wir mal: Fünfhundert Jahre im Gebet, wunderbar. Doch die einzige Tat ist das Gebet. Kein Gezanke mit der Ehefrau – denn es gab keine Ehefrau. Kein Getratsche mit dem Nachbarn – denn es gab keinen Nachbarn. Keine Prüfungen, keine sonstigen Streits. Denn mit wem sollte er das auf der einsamen Insel tun?


Eine andere Beschäftigung als das Gebet hatte er ja nicht. Was, außer zu beten, hätte er sonst tun sollen?“

„Was hier natürlich noch fehlt ist die gute Tat. Doch wo sind die guten Taten? Keine einzige gute Tat! Na gut, es gab ja auf der Insel niemand anderen, wo eine gute Tat hätte hervortreten können. Dann schauen wir uns mal seine Dankbarkeit an. Wenn er schon diese äußeren Einflüsse, Probleme und dergleichen vor Ort nicht hatte, dann wollen wir mal sehen, ob er sich für jedes einzelne funktionierende gesunde Organ in seinem Körper bedankt hat.“

 

Sie betrachteten die Danksagungen und vermerkten, dass diese in Summe so viel Wert hatten wie die Sicht eines gesunden Auges. Allein die Gunst des Lichtes in einem Auge ist gleichwertig mit den Tag-und-Nacht-Gebeten von fünfhundert Jahren. Und was ist mit dem anderen Auge?

Schuldig!

 

Und was ist mit den restlichen Organen - mit dem gut funktionierenden Magen, dem Bauch, der Galle, Dickdarm, Dünndarm, den sechsundzwanzig Knochen an jedem Fuß, dem Riech-, Hör- und Sprechvermögen?

Dein Gebet ist deine Dankbarkeit!

 

So sprach der Herr: „Wenn dem so ist, wie hier schwarz auf weiß zu lesen ist, hat er sich in dieser langen Lebenszeit, die im Normalfall keinem anderen Menschen zugestanden hätte, mit der Anzahl seiner verrichteten Gebete nur für das eine Augenlicht bedankt. Er hat die Gunst des Paradieses gar nicht verdient, vorweg soll er erst einmal in der Hölle brennen.“

Der Gläubige erschrak: „Oh nein, Allah, ist schon in Ordnung, schlag die Bücher zu, mit deiner Barmherzigkeit, mit deiner göttlichen Gunst will ich ins Paradies.“

 

Offenbar muss man dem Menschen erst einmal Angst einflößen, so dass er endlich versteht. Damit er erkennt, in welch eine Barmherzigkeit er eingetaucht ist.

 

Der Vater eines unserer Brüder liegt zurzeit im Krankenhaus, es geht ihm sehr schlecht. Gestern habe ich ihn besucht. Bis zum Hals hinauf ist er an allen möglichen Stellen des Körpers verkabelt an die medizinischen Geräte angeschlossen. Ein sehr trauriger Anblick...

Er leidet am Versagen aller lebenswichtigen Organe. Die Galle, die Niere und die Lunge, alle inneren Organe sind nicht mehr funktionstüchtig. So angebunden an die Medizin-technischen Geräte kommt noch hinzu, dass er mit Salmonellen vergiftet ist und sich verschiedene Virenstämme bei ihm angesiedelt haben. Woher sollen die nun gekommen sein? Wahrscheinlich hat er sich damit im Krankenhaus angesteckt.

 

Ich fragte das Fachpersonal:
Wofür ist dieses Gerät gut?
„Das hält die Niere am Laufen.“
Würden wir es ausschalten, würde seine Niere dann nicht mehr funktionieren?
„Na eben weil die Niere allein nicht funktioniert, haben wir ihn doch an dieses Gerät angeschlossen.“

Ich betete: Dank sei Dir, oh Herr, dass bei mir alle Organe wie ein Uhrwerk funktionieren.

 

Der Mensch hat keine Ahnung darüber, was in seinem Körper alles sichtbar läuft und funktioniert, wie er konstruiert wurde und ohne Hilfsmittel und Gerätschaften am Leben erhalten wird.

 

Tag für Tag, Atemzug für Atemzug, jedes einzelne Organ. Wenn er nur um diese Gunst wüsste!

Nun richte ich mein Wort an die Atheisten, die an nichts glauben: Schaut euch eine Niere an, die von sich selbst heraus nicht funktionieren kann: Sie benötigt dafür Gerätschaften. Dieses Gerät muss erst einmal erfunden worden sein. Anschließend muss es jemand zusammenbauen und am Laufen halten. Das bedeutet, dass von außen eine Kraft aktiv sein muss, wiederum dafür zuständig, dass dieses Hilfsmittel ein Organ am Leben erhält.

 

Und wenn du dir nun einen gesunden Menschen anschaust, bei dem alle Organe wie bei einem Uhrwerk richtig tickend aufeinander abgestimmt sind: Glaubst du, da existiert keine Macht, keine Kraft, mit deren Unterstützung und Hilfe dieses möglich ist?

Du weißt gar nicht, was für Schätze, welch ein Reichtum sich in deinem Körper befindet. Frag mal nach, wie viel eine Niere wert ist. Ja, finde erst einmal die passende Niere, dann können wir über den Preis reden.

 

Jedes deiner Organe ist einzigartig auf dich abgestimmt; genauso einzigartig wie du bist. Wer hat denn das alles passend nur für dich erschaffen und erhält es am Leben, fortwährend?

 

Kann es sein, dass sich für dich jede Niere eines jeden Menschen eignen würde? Nein, niemals! Selbst wenn die Ärzte sagen würden „Die passt!“, das wäre eine Lüge.

 

Angenommen die fremde Niere passt vom Volumen her in deinen Körper – sie wird dennoch Wirkungen auf dich haben, die deine Organe, ja sogar deinen Charakter und Eigenschaften ändern und beeinflussen – denn es ist nicht das Original.

Du solltest dir Gedanken machen, wie du in die Schöpfung, in das Sichtbare gekommen bist.
wie jedes einzelne Organ auf dich, auf deine Person, auf deinen Körper angepasst in dich gelegt wurde, versorgt, am Leben gehalten wird und funktioniert. Individuell, einzigartig – für jeden Menschen.

 

Was weiß der Mensch schon von der wahren Gunst? Er glaubt, alles, was seinem Ego gefällt, ist eine Gunst für ihn. Von der wahren Gunst aber, die ihn in jedem Augenblick umgibt, hat er keine Ahnung.

 

Dies ist in einem himmlischen Vers festgehalten, im letzten Testament, im Heiligen Koran. Allah sagt:

„Was wisst ihr schon, was gut und was schlecht für euch ist? Weil ihr keine Ahnung und kein Wissen über Gunst habt, schick ich euch etwas Leidhaftes, ein Prüfung, damit ihr zu schätzen lernt, was ihr habt.“

 

Im Krankenhaus habe ich das gesehen: Elhamdulillah, ich habe keine Probleme mit meiner Niere. Möge das auch so bleiben.

Und damit das so bleibt sage ich: „Danke, oh Herr! Danke! Möge meine Niere mit jedem Tag neu geboren sein, meine Lunge ebenso. Meinen Verstand hingegen versehe bitte täglich mit Erfahrung, lass diesen nicht neuwertig sein.“

 

Die sechs oder sieben Milliarden Menschen auf Erden fragen: „Sheikh, wozu der Verstand, wir haben doch unsere Computer. Der Verstand ist noch nicht einmal ausgepackt, befindet sich noch im Paket. Wir sind die neue Zivilisation, die Computer denken für uns. Wir müssen nicht mehr mit unserem Verstand arbeiten, das ist zu mühevoll. So drücken wir nur einen Knopf und der denkt für uns, der spricht für uns und leitet uns. Das ist doch so bequem - wie die Römer zu ihrer Zeit.

 

Ja wie war das zu Zeiten der Römer? Sie hatten eine große Räumlichkeit für alle Anlässe, für alle Festlichkeiten, für ihre Besucher, das Speisen, selbst für das ‚Entledigen‘ -  alles fand in einem Raum statt. Luxus pur! Der Sklave kam und fütterte ihre Herren mit Weintrauben, der Sklave kam und wischte ihnen den Po ab.

 

Und ich ergänze: Die hätten sich das sogar noch einfacher machen können, hätte der Sklave ihnen das Vorgekaute gegeben. Das Schlucken – manchmal hat man doch Schluckprobleme, der Sklave soll das für dich Schlucken. „Nein“, sagt der Römer, „das will ich schon selbst machen.“

 

Um es auf den Punkt zu bringen: Für jeden neuen Tag, der damit beginnt, dass du gesund bist, wie neu, solltest du dankbar sein. Es gibt Flugzeugkatastrophen, sinkende Schiffe, Züge, die einander rammen, Menschen, die auf einer Bananenschale ausrutschen und sich dann nie wieder bewegen können, von Kopf bis Fuß gelähmt.

 

Von wo bist du herunter gefallen, dass dir das widerfahren ist, vom Eiffelturm oder vom Funkturm? „Nein Sheikh, ich bin auf der Erde auf einer Bananenschale ausgerutscht.“

 

So leicht kann es gehen, und das, was du hattest, ist vergangen!

Bedanke dich, wenn dir nichts Schlimmes geschieht! Und widerfährt dir Übles, dann übe dich in Geduld.

Denn ohne Geduld kannst du keine Probleme und Schwierigkeiten überwinden. Mit Jammern und Gequengel wird sich das Problem nicht in Luft auflösen. Aber mit Geduld lässt es sich tragen und ertragen.

 

Die meisten werden sich vielleicht daran erinnern: Vor längerer Zeit ließen sie eine Rakete starten, mit einer Frau und einem Mann als Astronauten. Die ganze Welt schaute beim Start zu. Mit Blümchen wurden sie verabschiedet, alle haben gewunken und freuten sich darüber, dass eine Rakete gen Mond geschossen wird. Kaum gestartet ist sie noch in der Hemisphäre explodiert. Die Welt war schockiert. Wo sind nun das Gelächter und die Freudenrufe geblieben?

 

Was ist zu tun bei solch einem Anblick? Zeige Dankbarkeit! Sei dankbar dafür, dass du nicht in der Rakete warst - weder dein Mann, deine Frau, noch dein Kind, nicht einmal dein Geliebter oder einer deiner Bekannten.

Sei dankbar!

 

Überall auf der Welt geschieht so viel Unglück, gibt es so viel Leid. Die Medien berichten ohne Unterlass darüber. Selbst wenn du für jede dieser Schlagzeilen dem Herrn danken würdest, vor dem beschriebenen Unheil verschont worden zu sein - deine Dankbarkeit deines gesamten Lebens auf Erden würde nicht ausreichen.

 

Täglich passieren Dinge, die man sich nicht einmal vorstellen könnte, undenkbar. Da wirft irgendjemand von einer Brücke einen Stein auf die Autobahn, dieser trifft auf eine Autofrontscheibe, die zerspringt... und dutzende Autos sind dadurch in einen Unfall verstrickt, mit Todes- und Verletzungsfällen. Sei dankbar, dass du in diesem Moment nicht auf dieser Autobahn gefahren bist!

Wie sagt man noch? Am falschen Ort zur falschen Zeit. Warum aber immer über die falsche Zeit und den falschen Ort jammern? Sei dankbar dafür, dass du genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort bist. Warum machst du dir darüber keine Gedanken? Warum so pessimistisch?

 

Wenn nun alles durch die Gunst des Herrn geschieht, oh ihr Menschen, könnt ihr denn selbst überhaupt noch etwas beitragen? Oh ja! Ihr könnt euch absichern.

 

Gebt Spenden! Eine Spende ist eine gute Tat, eine Gabe. Gebt täglich eine Spende für euer Wohlsein, für euer Heil. Sichert euch ab, wie bei einer Lebensversicherung – doch dies noch zu Lebzeiten.

 

Auf dass das drohende Unheil von den Engeln von euch fortgetragen wird. Ihr werdet durch die 10 Cent, 50 Cent, 1 Euro – 1 Cent niemals verarmen. Könntet ihr dennoch selbst diese geringen Beträge nicht entbehren, verschenkt wenigstens ein Lächeln. Geht euren Nachbarn helfen. Tragt einer alten Dame die Tüten. Tut etwas Gutes!

 

Jede Nacht, wenn du dich zur Ruhe legst, stehen die Engel an deiner Bettkante und öffnen deine Bücher. Sie schauen auf die letzten 24 Stunden, auf deinen Tagesablauf. Welche guten Taten hat dieser Mensch heute vollbracht? Und wenn du keine gute Tat hattest und somit keine aufgeschrieben steht, dann fragen sich die Engel: „Was ist das bloß für ein Mensch?“

 

Ein Mensch, der nichts Gutes vollbringt, keine einzige gute Tat an einem Tag leistet, der befindet sich sogar unterhalb der Stufe der Tiere. Selbst in einem heiligen Vers im letzten Testament, im Heiligen Koran, steht geschrieben: „Sie sind unter der Stufe der Tiere.“ Gemeint sind genau diese Menschen, die keine gute Tat vollbringen, keine Nächstenliebe zeigen, ihren Nächsten nichts Gutes tun – selbst die Tiere pflegen ihre Jungen...

 

Die Engel werden diese Menschen verfluchen. „Verflucht seid ihr, die ihr als Mensch erschaffen wurdet, als Krone der Schöpfung, aber nicht als Mensch gelebt habt, nicht als Mensch eine gute Tat vollbracht habt. Verflucht seid ihr!

 

Was bedeutet es, ein Mensch zu sein? Das bedeutet, den Herrn zu lobpreisen, Ihm zu dienen und zu danken, Nächstenliebe zu zeigen und zu stets so zu leben.

 

Für all diejenigen, die nicht wissen, was Islam bedeutet oder was es bedeutet, ein Moslem zu sein: 

Ein Moslem zeugt seinem Herrn Dankbarkeit, dient seinen Mitmenschen, zeigt und lebt Nächstenliebe. Ganz gleich, was die Menschen heutzutage behaupten, mit welchen Gewändern sie sich auch kleiden: Vollbringen sie weder das Eine noch das Andere, zeigen sie weder Dankbarkeit noch leisten Dienst am Menschen im Rahmen der Nächstenliebe, dann sind sie keine wahren Moslems! Das ist kein Islam!

Ist es nicht so, dass du dich jedes Mal erquickt und erfrischt fühlst, wenn du ‚Danke’ sagst und eine gute Tat vollbringst? Und wer freut sich nicht, wenn er etwas bekommt, wofür er sich bedanken kann?

Vor einiger Zeit zeigte man mir ein Foto mit einem Menschen – sitzend, nach vorn gebeugt, in gebückter Haltung.

Wer ist denn dieser Mensch? fragte ich.

„Oh Sheikh, das ist ein großer Heiliger.“
Und was macht ihn heilig?


„Seit sechzig Jahren sitzt er genauso wie auf diesem Foto. Er trinkt nichts, isst nichts und er macht auch nichts.“

Wie soll er auch etwas machen können, wenn er weder trinkt noch isst? Das ist doch keine Kunst!
Denn wenn es von oben hereinkommt, muss es unten auch wieder heraus. Kommt jedoch oben nichts rein – was soll denn unten herauskommen?

 

Ich wollte wissen, weshalb man auf diesen Menschen wie auf einen Heiligen - und angeblich noch mit einer sehr hohen Stufe - schaut. Nur, weil er nichts sagt, nichts trinkt, nichts isst und nichts tut ist er heilig?

 

Dieser Mann sitzt also wie ein Holzklotz bewegungslos seit über sechzig Jahren an einem Platz. Es gibt Bäume, die hunderte von Jahren auch am selben Platz stehen. Doch tragen diese Bäume Früchte, sie leben, geben Sauerstoff. Sie schenken Leben, sind von Nutzen für ihre Umwelt und für den Menschen. Selbst ein Baum ist heiliger als dieser Holzklotz, der nichts gibt, weil er nichts nimmt.

Was ist das für ein Verstand? Schämt ihr euch nicht, dass ihr mir so etwas zeigt und mir sagt, das sei ein Heiliger? Wer niemandem von Nutzen ist, kann nicht heilig sein. Und nur bewegungslos zu sein – das sind die Toten. 

Wie verhält sich das mit den Toten? Sie werden sofort unter der Erde vergraben. Warum? Sie sind nicht mehr von Nutzen und fangen sogar an zu stinken. Sie schaden ihrer Umwelt! Weg damit, ab unter die Erde... 

 

Ein Toter hat seinen Platz unter der Erde. Über der Erde herrscht das Leben. Die Erde ist für die Lebendigen da. 

Ihr müsst euch Gedanken machen über das richtige Denken! Was ist Wahrheit, was Unwahrheit? Ihr müsst logisch denken lernen – nicht positiv denken. Das Positiv-Denken ist kein logisches, wahrhaftiges Denken, sondern eine Halluzination des Denkens. Positivismus beruht auf Theorie. Theorie beruht auf Zweifellehre. Und alles, was Zweifel ist, ist zweifelhaft.

 

Oh, ihr Menschen, tut Gutes! Denn eine gute Tat ist nicht gegen Geld oder die Schätze dieser Welt aufzuwiegen.

Tust du etwas Gutes, frage ich?
„Ja Sheikh, immer, täglich tu ich etwas Gutes.“
Und was?
„Ich spare Geld.“
Das soll gut sein, Geld zu sparen?
„Natürlich, für eine sorgenfreie, gute Zukunft spare ich mein Geld und lege es an. Das ist für mein Bestes.“
Nein, ist es nicht! Wenn du etwas Gutes für dich tun möchtest, dann mach etwas Gutes für die anderen.

 

Hier noch eine letzte Geschichte: Ein reicher Mann hatte drei Söhne. Im Sterbebett liegend sprach er zu ihnen. „Meine Söhne, hört mir gut zu. Mein Leben lang habe ich gearbeitet. Ich habe Münze auf Münze gelegt, gespart und angelegt, habe all diese Reichtümer hier aufgebaut – nur für euch. Verlasse ich diese Welt, wird all mein Hab und Gut euch gehören. Doch ich habe eine Bedingung: Bitte seid so großzügig und legt, jeder von euch, eineinhalb Millionen Euro in mein Grab. Wer weiß, wozu das noch gut sein wird. Vielleicht muss ich mir auf der anderen Seite etwas kaufen, möchte mir etwas gönnen oder muss vielleicht jemanden bestechen. Man weiß ja nicht, wie es dort drüben so aussieht.“

 

Kaum hat der Mann das ausgesprochen, verstarb er. Kurz darauf betrat sein ältester Sohn den Raum mit einem Koffer in der Hand, um sich zu verabschieden. „Oh, mein geliebter Vater, was du nicht alles für uns getan hast. Stets hast du hart gearbeitet, ohne dir selbst ein gutes Leben zu gönnen. Hast für uns gespart, uns in die besten Schulen geschickt. Sogar in Oxford durften wir studieren. Du ließest uns an nichts mangeln. Und selbst nach Deinem Dahingehen haben wir noch so viel von dir bekommen. Was sind da schon eineinhalb Millionen Euro? Sie sollen dein sein, wie du gewünscht hast. Er stellte den Koffer neben das Bett seines Vaters: „Hier, dein letzter Wille soll erfüllt sein, sei selig.“

 

Er verließ den Raum und der mittlere Sohn trat ein, ebenfalls einen Koffer in der Hand. „Oh, mein geliebter Vater! Was hast du nicht alles für uns getan. Schwer gearbeitet, für uns gesorgt, uns mit bester Bildung versorgt, die schönsten Urlaubsorte hast du uns genießen lassen. Während du in der Fabrik gearbeitet hast wie ein gewöhnlicher Arbeiter, durften wir in der Schweiz Ski fahren und in Schweizer Schokolade baden.

 

All das verdanken wir Dir! Natürlich gebe ich dir das gewünschte Geld, das ist ja auch nicht zu viel verlangt.“ Er verabschiedete sich und ging hinaus.

 

Nun kam der Jüngste herein, jedoch ohne Koffer. „Oh mein geliebter Vater, du hast so viel für uns getan. Zu deinen Lebzeiten hast du nur für uns gearbeitet. Meine Brüder hast du in Oxford studieren lassen, in der Schweiz durften sie Ski fahren und in Schweizer Schokolade baden. Ich hingegen bin der Jüngste. Ich war noch nicht so alt, dass ich all diese Vorzüge genießen durfte. Doch auch mich hast du in deinem Testament bedacht. Ich werde noch großzügiger als meine beiden Brüder sein. Eineinhalb ist keine gerade Zahl, fünfhunderttausend Euro gebe ich daher aus meiner eigenen Tasche noch dazu. So bekommst du von mir zwei Millionen.“

Er holte sein Scheck-Heft heraus und schrieb: ‚Fünf Millionen Euro‘. Eineinhalb Millionen vom Ältesten, eineinhalb Millionen vom mittleren Bruder und zwei Millionen von ihm - macht insgesamt 5 Millionen Euro.

 

„Hier, mein Vater, ein Scheck über fünf Millionen. Ich lass dich doch nicht bei deiner letzten Reise zwei Koffer schleppen. Warum solltest du Last mit nach Drüben nehmen? Wenn das Geld im Jenseits etwas wert ist, dann wird es auch mein Scheck sein. Also, pack das in deine Tasche, das wird dich schon retten. Er nahm die zwei Koffer der Brüder und sprach: „Ich verabschiede mich, hab eine gute Reise, Papa.“

Oh ihr Menschen, wenn ihr glaubt, dass das Geld-Sparen für Hier und Hiernach von Nutzen ist, dann tut das. Wenn es euch aber Hiernach nichts bringt? Sucht nach etwas, was von Nutzen ist für euer Hier und Hiernach.

 

Benutzt euren Verstand und investiert klug. Welcher König oder Sultan, welcher reiche Holdingbesitzer, wer auch immer, konnte jemals seine Geldscheine und Schätze mitnehmen?

 

Überlegt gut, was das Beste ist für euer Hier und Hiernach, was eine Investition von wahrem Wert ausmacht. Das erste ist Dankbarkeit zu zeigen, seinem Herrn und Schöpfer gegenüber:

Für die Gunst,
die Er euch Sekunde für Sekunde erweist.

Für die Gunst,
die ihr sehen und nicht sehen könnt.

Für die Gunst,

die ihr erfassen und nicht erfassen könnt.

Für die Gunst,
die ihr fühlen und nicht fühlen könnt.

Für alles, was der Herr gibt!

Zeigt Dankbarkeit! Sagt „Danke, oh Herr!“ und tut eurem nächsten etwas Gutes.

Seid selbst von Nutzen für andere!

 

Trachte nicht danach, als ein Heiliger zu gelten, der nicht viel mehr wert und von Nutzen ist, als ein toter Holzklotz. Sechzig Jahre lang an einem Platz zu verwurzeln, nichts zu essen und zu trinken, nichts zu nehmen und nichts zu geben, somit zu nichts zu Nutze zu sein, kein Lebenszeichen aufzuweisen, kein Leben zu geben und zu erhalten – das ist nichts Schönes, nichts Gutes, nichts Nutzvolles – weder für dich noch für andere.

 

„Aber Sheikh, siehst du denn nicht, der isst und der trinkt nichts!“

Ja, ein Stein tut das auch nicht. Der macht sich aber auch nicht in die Hosen. Wenn wir schon von einem Stein sprechen, dann werdet wenigstens wie Einstein.

 

Danke schön für eure Geduld, so viel reicht für heute. Wer das verstanden hat, braucht nicht mehr zu kommen. Aber so, wie es nun einmal ist:

Ihr seid immer willkommen!

 

Selam aleykum!