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Erweise Respekt, wenn du respektiert werden willst

Bismillahirrahmanirrahim


Erweise Respekt, wenn du respektiert werden willst

 

Sheikh Eşref Efendi, Sufiland  26.10.2013

 

Wir beginnen mit der Erwähnung der Namen der Heiligen
und erbitten ihre spirituelle Unterstützung, damit sie uns inspirieren und eingeben, was wir sprechen sollen - um einen Nutzen von unserer Versammlung zu bekommen.


Der Herr möge uns davor bewahren, dass wir von dem, was wir unser eigenes Wissen nennen, zu den Menschen sprechen.

Ganz gleich, wie viel Wissen wir von uns selbst geben: Wir sprechen lediglich aus einem Becken heraus. Selbst, wenn dir der Inhalt dieses Beckens groß vorkommen sollte, irgendwann ist eine Grenze erreicht, wo darüber hinaus weder weiteres hineingelangt noch herauskommt.

Daher erbitten wir die Unterstützung des Himmels und erwarten jenes Wissen, das aus dem Himmel zu uns herunterkommt. Denn die Kapazität des Himmels ist grenzenlos.

 

In welche Richtung du dich auf dieser Welt auch fortbewegst – immer wirst du an eine Grenze stoßen. Schaust du jedoch nach oben, erblickst du einen Himmel, grenzenlos und weit.

 

Wer klug ist erbittet Unterstützung nicht von jemandem, der begrenzt ist.
Deshalb bitten wir unseren Herrn: „Oh Herr, gib uns, was du für uns für richtig befindest und was auch unser Bedürfnis ist.“
„Oh Herr, dieser deiner Diener, hat mit einem Holzstück in seiner Hand so vieles erzählt und die Menschen so vieles hören lassen.“

Von außen betrachtet ist es nur ein Stück Holz. Doch in der Hand des Meisters kam dieses Holz zu Wort und zu einer Ansprache. Mit dem Hören dieser Klänge, dieser Töne, wurden wir berauscht. Der Meister selbst hat nicht gesprochen, doch hat er seinen Atem in das Holz hineingeblasen und es sprechen lassen.

 

Wäre dieses Stück Holz für sich allein gewesen und nicht in der Hand dieses Meisters:
Was hätte es von sich aus geben können?


So hat es sich ihm bedingungslos ergeben:
„Oh mein Meister, ich weiß nichts, und ich habe auch nichts zu sagen. Sei du meine Zunge, sei du der, der mich zum Sprechen bringt.“ Und uns hat diese Art des Sprechens sogar zum Zuhören gebracht.

 

Genau betrachtet stellt sich die Frage, wie viel Wissen dieses Holzstück überhaupt fassen könnte, wenn du es vorn und hinten mit einem Korken zustopfen würdest.

 

Jetzt, in seinem Inneren begrenzt, kann es nicht viel von sich selbst geben, hat nur ein geringes Repertoire. In der Hand des Richtigen jedoch, dessen Atem Stärke und Macht besitzt und entsprechend seiner Fähigkeit, kann es ein unbegrenztes Repertoire vorweisen.

Wir Menschen sind bestimmt nicht minderwertiger als dieses Stück Holz...

 

So bitten wir: „Oh Herr, sei du derjenige, der uns inspiriert. Dir öffnen wir uns und dir ergeben wir uns vollkommen - lass uns sprechen, wie du es wünschst.“

 

„Oh mein Diener, wovon soll ich dich sprechen lassen?“

„Oh Herr, lass uns von und aus deiner göttlichen Liebe sprechen, so dass wir über Dinge reden, die uns im Herzen näher zueinander führen statt uns auseinanderzubringen.“

 

„Oh Herr, warum hast du uns in solch einer Vielfalt, so unterschiedlich, erschaffen und uns in verschiedene Richtungen zerstreut?“

„Ich habe euch erschaffen, ohne Zweifel, damit ihr lernt euch zu lieben und ihr zueinander findet, um eine Einheit zu bilden; doch nicht dafür, dass ihr euch streitet und getrennt voneinander bleibt.“

 

Was lässt die Menschen zueinander finden und die Herzen miteinander verbinden?
Ohne Frage ist es die Herzlichkeit unter den Menschen, die sich im Respekt, in der Anerkennung und in der Toleranz des Gegenübers zeigt. Diese Kräfte bringen den Menschen einander näher und schaffen Verbindung.

 

Es ist in jedem Menschen angelegt, dass er immer von einem anderen Anerkennung und Respekt erwartet – noch bevor er selbst diesem Respekt erwiesen hat. Die Wahrheit ist, dass einem selbst auch Respekt gegeben werden muss. Doch wenn man keinen gibt, wer soll ihn dir dann entgegenbringen?

 

Niemand ist in der Lage, sich selbst Respekt zu geben, sich selbst zu etwas Respektvollem zu erheben. Niemand! Denn diese Ehre wird immer von außen gegeben, Respekt kommt nicht von innen, von einem selbst. Doch kann sich der Mensch Respekt selbst erweisen, indem er ihn jemand anderen entgegenbringt: Von diesem Menschen wird er ihn zurück bekommen.

Erweise ich einem anderen Respekt, erweise ich ihn mir auch selbst.

 

Du musst wissen: Dein Glück liegt immer in der Hand deines Nächsten. Und so ist es auch mit deiner Ehre, mit deinem Respekt. Du musst danach trachten, dass du es erwiesen bekommst. Doch musst du wissen, wie...

 

Durch die Worte „Oh, mein Freund, du erweist mir nicht den Respekt, der mir gebührt“, erlangen wir nicht den Respekt der anderen. Ebenso wenig können wir die Freundschaft und Herzlichkeit eines anderen auf diese Art und Weise erlangen. Nun liegt es am Menschen, einmal einen anderen Weg einzuschlagen, nämlich seinem Gegenüber den gebührenden Respekt zu erweisen.

Denn ohne Zweifel hat der Herr jeden Menschen auf einer ehrenvollen, einer respektvollen Stufe erschaffen. Das bedeutet: Jedem gebührt der Respekt, der ihm entgegengebracht werden muss; entsprechend seiner Stufe und vielleicht auch seinem Umfeld.

Man gibt beispielsweise Platzanweisungen: „Oh jener, setz dich bitte hier oben hin und du bitte auf die andere Seite. Und jener dort, setz dich bitte auf den Boden.“ Selbst dem, der auf dem Boden sitzt, muss Respekt erwiesen werden, auch das ist eine Stufe. Es gibt keinen Ort und keine Stufe, wo ein Mensch außerhalb des Respekts ist.

 

Wieso sieht diese Welt so aus wie sie aussieht? Sie befindet sich im vollkommenen Chaos und im Streit. Das liegt darin, dass die Menschen in dieser Welt vergessen haben, respektvoll miteinander umzugehen. Und wo kein Respekt ist, brauchst du nach Liebe erst gar nicht zu suchen. Der Respekt ist verlorengegangen.

 

Was ist der wertvollste Schatz dieser Erde? Der Respekt! Er ist uns aus der Hand geglitten, nach ihm müssen wir suchen, nicht nach dem ‚Heiligen Gral‘. Auf die Suche nach dem Respekt kannst du dich machen, du wirst ihn mit Sicherheit finden, doch den ‚Heiligen Gral‘, den wirst du nicht finden.

 

„Sheikh, wo finde ich diesen Respekt?“ In meiner Tasche! Komm in meine Tasche, sei Anwärter und ich gebe dir davon. Deshalb haben die Deutschen gesungen: „Komm in meine Tasche... und dann mach es dir bequem.“ Stimmt das so?

Der Sheikh hat viele große Taschen, überall, du hast Platz genug.

 

Wo sucht man nach dem verloren gegangenen Respekt, wo kann man ihn finden?

An Orten, wo Respekt gelehrt und dir auch entgegengebracht wird, wo Menschen respektvoll miteinander umgehen. Auf der Straße brauchst du nicht nach Respekt zu suchen!

 

Vor einigen Jahrzehnten war Respekt den Menschen noch nicht fremd. In den Bussen und Bahnen standen die Menschen noch für einen Älteren auf und boten ihm ihren Sitzplatz an. Heutzutage bietet ein Kind nicht mal mehr dem eigenen Vater oder Mutter seinen Platz an, geschweige denn einem Fremden.

 

Oh ihr Leute, macht euch auf den Weg und sucht nach Respekt! Es ist ein uns verloren gegangener Schatz, unser aller Schatz...

Dieser Schatz ist das Allgemeingut der Menschheit. Wenn wir ihn wieder finden, dann machen wir dieses Leben zu unserem Paradies. Verlieren die Menschen ihn jedoch, dann gestalten sie sich einen Ort, der wie ein Paradies sein könnte, zur Hölle.

„Wie fangen wir an, Sheikh?“

 

Zuallererst musst du lernen, die Fehler und Makel deines Gegenübers zu bedecken, nicht zu sehen. Der Prophet (Friede auf ihn) sagt: „Wer die Blöße seines Bruders oder seiner Schwester verdeckt, dessen Blöße bedeckt der Herr.“

Allah spricht: „Oh meine Diener, beschäftigt euch nicht mit den Fehlern und den Makeln eures Gegenübers, sondern bedeckt sie. Seid bedeckend, so dass ich euch bedecke.“

 

Entdeckt man eine Blöße seines Gegenübers und hält sie bewusst bedeckt, dann baut dieser Mensch eine positive Verbindung zu dir auf; eine Verbindung, über die positive Energie fließt. Doch denke nicht, dass der andere nicht wüsste, nicht erkennen würde, dass du ihn schützt, indem du seinen Fehler nicht nach außen hin öffnest.

 

Der, der jemanden etwas spüren lässt, ist sowieso der Herr. Selbst wenn dieser Mensch nicht in der Lage wäre, es zu spüren – wenn die Zeit reif ist, wird der Herr ihn das schon wissen lassen. Handle du richtig und zu gegebener Zeit wird er sich entsprechend deinem Verhalten auch verhalten.

 

Was sagten Jesus und Mohammed, was haben alle Propheten (Friede auf ihnen allen) gesagt, als deren Völker ihnen gegenüber so unlieb, ungerecht, heftig und hässlich waren? Jedes Mal sprach der Erzengel Gabriel zu ihnen:

„Ihr müsst mir nur ein Zeichen geben, so dass ich sie unter die Erde nehme.“ Doch sie alle antworteten: „Nein, wir haben unsere Hoffnung nicht verloren. Solange die Sonne nicht für immer untergegangen ist, werden wir die Hoffnung nicht aufgeben, dass sie zur Vernunft kommen, zur Liebe und zur Wahrheit gelangen, uns verstehen und uns tolerieren werden.“

„Lass ab von ihnen, oh Gabriel, und geh wieder zurück. Denn sie wissen nicht, was sie tun!“

Das ist die Entschuldigung!

 

Diese Betrachtungsweise „Denn er weiß nicht, was er tut“ ist die Sichtweise der Menschen, die in ihrem Denken und in ihrer Weisheit groß sind. Sehen Erwachsene eine falsche Handlung, dann wird diese Tat mit der Einstellung „Er oder sie weiß nicht, was sie tun“ entschuldigt.

Entschuldigt sich derjenige nicht für das, was er getan hat, dann musst du irgendeinen Grund finden, um ihn zu entschuldigen.

Ist das nicht schön? oder Ist das nicht schön...? Was passiert erst einmal, wenn du so handelst? Es kommt weder zu einem Streit, einer Feindseligkeit, einer Feindschaft noch zu einem Krieg. Die Beziehung bleibt noch bestehen. Findet man aber selbst auch keine Entschuldigung, gibt es einen Bruch in der Beziehung zueinander. die Verbindung bricht ab. Durch die Gefühle der Kränkung gehen zuerst der Respekt und dann die Liebe verloren. Ist das so?

 

Kann man keine Entschuldigung finden, bedeutet das, dass man hinschaut. Man betrachtet diese falsche Handlung genau und verurteilt sie. Der Herr sagt: „Wenn dir das nicht gefällt, dann schau einfach nicht hin. Dann siehst du es auch nicht und wenn du es nicht siehst, missfällt es dir auch nicht.“

 

„Ich musste gar nicht hinschauen, Sheikh, ich habe es ganz doll gefühlt, er hat genau auf mein Hühnerauge getreten.“
Hat er oder sie sich entschuldigt, mit ‚Pardon‘ oder ‚Entschuldigung‘?
„Ich habe keinen Mucks gehört, Sheikh.“

 

Sei dennoch nicht traurig und böse. Denke einfach, dass die Handlung dieser Person nicht bewusst war.

„Es war ihm sehr wohl bewusst, Sheikh!“

 

Mag sein, aber du sollst anders denken! Hat sich der andere falsch verhalten, so musst du es richtig machen. Du musst richtig handeln; doch wenn du genauso handelst wie er oder sie, bist du auf der gleichen Stufe gelandet - dann brauchen wir auch für dich eine Entschuldigung. Dann kommen die Erwachsenen und schreiben für euch alle eine Entschuldigung.

Daher sagt der Herr: „Oh ihr Menschen, schaut nicht auf die Blöße und auf die Fehler des anderen, denn in diesem Augenblick stehen sie nackt vor euch - entblößt. Dann wendet eure Augen ab.“

 

Denke nicht, dass du keine Fehler und Makel hast. Damit du weißt, wie es sich anfühlt, wenn andere mit dem Finger auf dich zeigen, wird der Herr dich in einen solchen Umstand bringen: Dich einen Fehler machen lassen, der dich in einem Augenblick entblößt.

Das Schicksal wird dich dahin führen, dass du den gleichen Fehler machst, ohne dass du das verhindern kannst. Warum? Weil du nicht barmherzig mit deinem Nächsten warst!

 

Es ist keine Strafe Gottes, wenn du in diese Lage geführt wurdest. Es soll dir eine Lektion, eine Lehre sein. „Warum schauen die anderen auf meinen Fehler, stellen mich bloß und beschämen mich? Warum sind sie so unbarmherzig mit mir?“ Weil du nicht barmherzig warst, darum!

 

Erweise Barmherzigkeit, erlange Barmherzigkeit!

Erweise Respekt, erhalte Respekt!

 

Unser Großsheikh, Sheikh Nazim el-Rabbani, erzählt davon, dass er in seiner Jugend mit seinem Meister Sheikh Abdullah Daghistani nach einer Pilgerreise mit dem Schiff zurück nach Damaskus fuhr. Auf dem Deck sieht er, dass eine ihm unbekannte Person etwas Fehlerhaftes tut. Er wandte sich zu seinem Meister und wollte gerade sagen:“ Oh mein Sheikh, dieser Mann dort macht etwas Falsches.“ Schon gab ihm der Meister eine Antwort, die sich wie eine Ohrfeige anfühlte: „Oh mein Sohn Nazim Efendi, dreh sofort deinen Kopf und wende deinen Blick ab. Sieh sofort woanders hin, schau nicht auf das Falsche, sei nicht Zeuge der unschönen und hässlichen, der falschen Dinge!“

Warum sagt der Meister: „Sei kein Zeuge?“

Das jetzt ist eine wichtige Angelegenheit!

 

Wenn jemand Zeuge eines Vorfalls ist, wird er vor Gericht geladen und aufgefordert, Zeugnis davon abzulegen, was geschehen ist: „Nun erzählen Sie, schildern Sie uns den Vorfall!“

 

Ohne Frage wird diese Welt, in der wir leben, auch irgendwann ihr Ende haben. Alles wird wieder zu seinem Anfang, zu seinem Herrn zurückkehren. Es wird einen Gerichtstag geben, an dem jeder Rechenschaft ablegen muss.

 

Über jeden einzelnen wird ein Urteil gefällt, dazu werden wir von unserem Herrn als Zeugen aufgerufen. „Wer ist Zeuge der guten Taten dieses Menschen, der möge hervortreten und Zeugnis darüber abgeben, so dass wir diese guten Dinge auf die eine Seite der Waage tun. Und wer ist nun Zeuge der schlechten, hässlichen Taten dieses Menschen? Möge auch er vortreten, wir legen diese Taten auf die andere Seite der Waage.“

 

Dann wird abgewogen, welche Seite schwerwiegender ist. Für jeden von uns wird jemand zur Zeugenschaft gerufen, der sowohl unsere guten als auch unsere schlechten Taten bezeugen wird.

 

Gibt es bei einer schlechten Tat keine Zeugen, existiert diese Tat auch nicht. Nur der Herr weiß dann davon. Eine Tat ohne Zeugen ist keine Tat! „Ich habe es aber getan.“ Hast du Zeugen? Aufrichtige wird es immer geben. Du bist freigesprochen!

„Aber Sheikh, was ist mit den Engeln? Sie sind doch Zeuge und du sowieso. Du sagst doch, du weißt über alles Bescheid.“

So spricht Allah: „Oh mein Diener, keine Sorge, ich bringe meine Engel schon zum Schweigen. Ich bin ohnehin derjenige, der alles sieht und nicht gesehen hat, der alles hört und nicht gehört hat, der alles weiß und doch so tut, als ob er nicht weiß. Denn ich bin jener, dessen Name El-Settar ist, das bedeutet der, der alles Schlechte verdeckt. Ohne Zweifel, ich bin der Richter. Aber ich bin auch der, der alles Schlechte verschließt, so dass niemand sieht und niemand bloßgestellt wird.“

 

Das ist eine Barmherzigkeit aus den Meeren der endlosen göttlichen Barmherzigkeit. So möchte Allah über uns walten am Tag des Jüngsten Gerichtes.

 

„Lasst ab davon, euch über meine Engel und über mich Gedanken zu machen, denkt lieber über euren Nächsten nach: Was wird er über dich erzählen?“

 

Unser Großsheikh erzählt von dieser Begebenheit, um uns die Weisheit hinter der Anordnung seines Meisters „Schau nicht hin, schau sofort weg“ zu lehren. Denn ein Zeuge wird in den Zeugenstand gerufen. In der Gegenwart des Herrn kannst du dann nicht sagen „Ich habe das nicht gesehen.“ Dort musst du die Wahrheit sagen und über diesen schlechten Vorfall berichten.

Willst du deinen Nächsten retten, willst du etwas Gutes tun? Und nicht aufgrund deines Zeugnisses am Ende sogar Schuld an seiner Verurteilung sein?

 

Willst du das? Wollt ihr das? Seid ihr so grausam?

„Ja, Sheikh, er hat mir weh getan, mein Hühnerauge. Das werde ich ihm nie verzeihen, weder hier noch hiernach.“

Das ist ein Kreislauf - was du tust kommt zu dir zurück, wie ein Bumerang!

Vergibst du, wird dir vergeben. Entblößt du, wirst du entblößt.

Seid barmherzig!

 

Was haben alle Gesandten des Herrn, alle Propheten, ob Abraham, Moses, Jesus oder Mohammed (Friede auf ihnen allen) verlangt? Sie haben von der Menschheit verlangt, dass wir barmherzig sind. Sie haben aufgerufen:

“Lernt und erweist Nächstenliebe. Nächstenliebe, die im Diesseits erwiesen wird, wird euch folgen bis ins Hiernach.“

Die Nächstenliebe wird den Menschen sowohl in dieser Welt als auch im Jenseits begleiten. Wird man zu einem, der die Fehler anderer verdeckt, erreicht man einen Zustand, in dem kein Engel sein kann. Denn sie haben nicht die Fähigkeit zu verdecken. Insofern steht man sogar über den Engeln. Ihr erreicht eine Stufe - kein Engel kann sie je erreichen. Wer will das nicht?

„Haben wir dann auch Flügel, Sheikh?“
Ja, Flügel und Geflügel...

 

Engel haben auch nicht die Fähigkeit, barmherzig zu sein, Gutes zu tun oder sogar zu vergeben. All dies sind Eigenschaften des Herrn. Doch du als Mensch trägst seine Attribute, das heißt, du bist dazu in der Lage. Du kannst barmherzig sein, du kannst vergeben und gute Taten vollbringen. Und da du diese Fähigkeiten nun einmal bekommen hast, solltest du sie auch benutzen.

 

Betrachtet diese Fähigkeiten, die ihr wie einen Regentropfen aus dem großen göttlichen Ozean in euch habt, nicht herab schätzend. Zu vergeben, Barmherzigkeit zu erweisen und zu verdecken ist eine göttliche Eigenschaft – eine Tugend. Macht davon Gebrauch und zieht Nutzen daraus – für euch und euren Nächsten. Ihr werdet über die Stufe der Engel aufsteigen und gelobt und belobt werden.

Zu solchen Menschen schauen sogar die Engel auf. Wenn wir zu den Sternen am Himmelszelt hinaufschauen, ihr funkeln bestaunen und uns danach sehnen, dort oben zu sein – genau dieses Gefühl werden die Engel auch zu den Menschen haben, wenn sie auf deren Stufe schauen: „Wären wir doch auch in der Lage, so zu sein wie sie.“

 

Der Herr erwartet von uns, dass wir uns so verhalten, wie Er sich selbst verhält. Aus diesem Grund hat Er uns Seine Attribute gegeben, uns auf eine Art und Weise erschaffen, wie es nicht einmal die Engel sein könnten. Doch erwartet Er von uns, dass wir diese Attribute benutzen.

Würde jemand einen Menschen mitten auf der Straße ermorden, doch keiner würde auf diese Tat schauen, könnte niemand sagen, dass es ein Mord war. Und niemand könnte diese Person einen Mörder nennen. Selbst wenn sich später herausstellt, dass es Mord war, es bleibt die Frage: Wo ist der Mörder?

Hast du den Vorfall gesehen?
„Nein!“
Und Du?
„Nein, weder gesehen noch gehört, Sheikh.“

Ohne Zeugen, keine Tat. „Aber da liegt doch jemand!“ Ja, Pech gehabt - nein, soweit wird es nicht gehen...

Sei du kein Zeuge einer schlechten Begebenheit, darum geht es.

 

Und wenn dir jemand etwas Schlechtes antut, sage: „Es war nicht seine Absicht.“ Und sollte es doch absichtlich gewesen sein, sagt: „Er weiß nicht was er tut, was er getan hat, nicht wirklich. Das war das Tier in ihm, nicht der Mensch.“

Die Tiere sind immer unschuldig. Weil eine Schlange gebissen, ein Skorpion gestochen oder ein Krokodil geschluckt hat, wurde noch nie ein Gericht einberufen: Sie dürfen das.

 

Oh ihr Leute, seid barmherzig, seid vergebend, seid verdeckend und findet immer eine Entschuldigung für die Tat des anderen!

„Aber was ist mit meinem Hühnerauge, Sheikh?“


Das hat auch seine Weisheit. Dieses Hühnerauge wäre größer geworden, durch das Rauftreten ist es klein geblieben. „Bleib da, wo du bist, das ist barmherzig - aber du verstehst nicht.“

 

So viel reicht für jemanden, der verstanden hat. Wenn nicht, morgen bin ich auch noch da, kommt wieder!

Selam aleykum!

 

Selamun Kavlen min RabbinRahim!

Das ist ein Heilungsvers im letzten Testament, im Heiligen Koran. Beim Sprechen streicht ihr mit den Händen die heilende Kraft des Verses über euren Körper. Macht das ruhig, fangt am Kopf an. Das ist ein Geschenk des Himmels, eine spirituelle Medizin!

Im Paradies wird der Herr Sein Antlitz den Menschen gegenüber öffnen, sich enthüllen und sich in Seiner Schönheit zeigen. Und in dieser Weise wird er zu den Menschen sprechen:

 

„Selamun Kavlen min RabbinRahim!“ – „Seid gesegnet und unter göttlichem Schutz und seid glücklich!“

Das ist das Herz des Korans!

 

Will man um den Wert einer Sache wissen, muss man in dessen Herz schauen. Wenn die Menschen zum Arzt gehen, schaut dieser in ihre Herzen: Ist er ein Guter oder ein Schlechter, also gesund oder krank?

 

Schau in alle Heiligen Bücher und du wirst sehen: Das ist das Herz aller Heiligen Bücher. Nun schau in dieses Herz, was dort geschrieben steht:

 

Friede und Glückseligkeit – Selam!

Oh der, der Jude ist, oh der, der Christ ist, oh der, der Muslim ist – oh der, wer er ist:

Das ist alles, was der Schöpfer, dein Herr, von dir will. Auch wenn du ein Kaiser sein solltest...

„Seid gesegnet und glücklich und seid im Frieden!“ Das ist das Herz aller heiligen Offenbarungen.

Wer das mitnimmt, wird die Wirkung erlangen und fühlen. Wenn nicht, dann nicht...

Deshalb mögen wir bei allem, was wir beginnen, immer sagen:

 

„In Deinem Namen, für Dich, oh Herr!“ – „Bismillahirrahmanirrahim!“