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Der größte Schatz des Universums

Bismillahirrahmanirrahim


Der größte Schatz des Universums

 

Sheikh Eşref Efendi, Berlin, 25.09.2013

 

So unhörbar, so unfühlbar kommst du vom Glauben ab - so wie die Schrittgeräusche einer Ameise. Wenn wir doch so einen starken Glauben haben, täglich 20, 30, 50, 100, 1000 Rakat beten und sogar nicht einmal die Zeit zum Essen und Trinken finden, dann fragen wir: „Sheikh, wie geht das, dass wir uns so schnell vom Glauben entfernen?“

 

„Oh mein geliebter Mohammed“, sagte Allah, „frag die Menschen, die auf dich hören, frag sie: Was ist der größte Schatz des Universums? Des Universums, nicht der Welt! Sag ihnen, der größte Schatz des Universums ist der Glaube.“

 

Der Glaube ist ein großer Schatz im Herzen, doch muss er behütet sein. So einen großen Schatz kann man nicht ohne Aufsicht lassen. Oder doch? Lasst ihr eure Türen offen, wenn ihr aus dem Haus geht? Ihr habt dort euer Hab und Gut, alles, euer Geld und Gold und denkt „Ach, es wird schon nichts passieren.“? Wo versteckt ihr Euer Geld und Gold? In einer Kasse, auf der Bank; also schließt ihr es ein, so dass niemand herran kommt. Von der Bank bekommst du für deinen Schatz ein Schließfach und den Code dazu. Sie schickt dir eine Pin und empfiehlt, diese sofort zu ändern, so dass nur du diesen Code kennst. Warum? Damit niemand auf deinen Schatz ein Auge wirft und versucht, ihn dir zu stehlen. Mit deinem Geld und Gold gehst du so vorsichtig um, obwohl es vergänglich ist.

 

Ich habe gehört, dass der griechische Teil im Süden Zyperns pleite ist. Gut, das die Türken nicht in der Europäischen Gemeinschaft sind, sonst wäre ihnen das ebenso ergangen. Die türkische Seite ruft Hip-hip-Hurra, die andere ist bankrott. Was ist passiert? „Sheikh, alle griechischen Leute dort vor Ort schimpfen. Wer sein Geld auf der Bank deponiert hatte, hat es verloren.“ Warum? Frau Merkel hatte ein Auge drauf. „Verdient sie nicht genug?“, habe ich gefragt. Die armen Griechen...

 

Trotz der vielen Vorsichtsmaßnahmen wie Code und Schließfach ist das Geld weg. Denn dieses Geld und Gold war nicht unter deiner Kontrolle, nicht wirklich. Was nicht in deiner Tasche ist, ist nicht deins. „Ich habe auf dem Konto eine Million, Sheikh.“ Na und? Was hast du in deiner Tasche? Das, was du in der Tasche hast, ist deins – noch... Das, was du auf dem Konto hast, ist seins. Noch bevor du Hand anlegen kannst, nennen sie es schon ihr Eigen. Dabei ist es egal, wie früh du vor der Bank stehst. Die Bank war noch früher da. Merkel hat nicht geschlafen. Die Griechen haben geschlafen, der Deutsche nicht.

 

Vergänglich! Was heute deins ist, ist morgen seins. Das ist die Dunja, das Weltliche. Aber der Glaube, der Iman, der ist dein. Wenn du richtig aufpasst, ist er für immer dein. Er ist für dich bestimmt und lebensnotwendig für dich.

 

Denke nicht, du hättest dir den Glauben erarbeitet. Er ist ein Geschenk, eine Gunst Gottes. Man kann mit Menschen hunderttausend Worte beten, zu glauben wird nicht funktionieren, wenn Allah dir den Glauben nicht schenkt. Du kannst noch so viel Schönes und Gutes erzählen: Es geht in dem einen Ohr rein und auf der anderen Seite wieder heraus. „Und wir machen das Herz zu“, sagt Allah.

 

„Oh Mohammed, mein Geliebter, sei nicht traurig, streng dich nicht so an, indem du versuchst, die Leute zum Glauben zu bringen. Nein! Du sollst nur von der Wahrheit erzählen! Sie zum Glauben zu bringen ist meine Sache. Glauben schenken ist meine Arbeit, meine Gunst. Deine Aufgabe ist nur von der Wahrheit zu erzählen, über diesen Schatz zu berichten. Ob sie ihn finden werden, ihn erreichen, das ist in meiner Hand.“

 

Es gibt diesen größten Schatz des Universums. Oh ihr Leute, wollt ihr ihn haben oder nicht? Wenn ja, seid Anwärter! Macht Jagd auf ihn. Ich kann euch den Weg beschreiben, aber ihr müsst laufen. “Dieser Anstoß ist von mir“, sagt der Herr. „Du kannst ihnen so viel erzählen und berichten – doch der Anstoß, dass sie losgehen und vielleicht bei ihm ankommen, das ist meine Arbeit.“

 

Wenn du dich selbst einen Gläubigen nennst, bist du wahrhaftig ein reicher Mensch. Jetzt musst du aufpassen, dass du diesen Schatz, den du in deinem Herzen trägst, eingeschlossen wie in einem Schließfach, auch richtig beschützt. Und nicht mal ein Auge zudrückst, sondern immer beide Augen offen hältst, wach, non-stop wach. So dass niemand es wagt, an deinen Schatz heranzukommen Wie ein Drache musst du vor ihm stehen und jeden, der versucht, ihn dir wegzunehmen, zerfleischen. Das darfst du! Mein Glaube, das ist mein Schatz, ich gebe ihn nicht her!

 

Aber schaut, was der Meistgeliebte des Herrn sagt. So schnell bist du vom Glauben weg. Du hast es nicht einmal gerochen, gefühlt, gehört. Es spielt keine Rolle, ob du hundert oder hunderttausend Rakat am Tag betest, Zikir machst und so vieles mehr: Wenn du nicht aufpasst, ist dein Schatz weg. Nur mal kurz ein Auge zugedrückt – zu spät. Der Dieb ist schneller, sehr schnell, kaum ist ein Augenblick vergangen, ist er schon fort. Auf der Straße erhältst du von jemandem einen Stoß und schon bist du dein Portemonnaie los – und hast es nicht einmal bemerkt. Dann bist du beim Bäcker, willst bezahlen...dein Geld ist weg. Einfach beim Vorbeilaufen – ein anderer Mensch, der das schafft, dir deinen Besitz wegzunehmen. So schnell geht das!

 

Wie ist das dann mit einer unsichtbaren, dunklen Gestalt, die so schnell ist wie Lichtgeschwindigkeit. Schaffst du es, dein Auge in Lichtgeschwindigkeit zu schließen und wieder zu öffnen, wie schnell bist du dabei? Hat man diese Schnelligkeit je gemessen? Erkundige dich! Bist du schneller als Lichtgeschwindigkeit? Das glaube ich nicht.

 

Der Sheytan oder der Dieb sind schneller als Lichtgeschwindigkeit, und genauso schnell bist du deinen Glauben los. Wie aber nimmt er dir den Glauben weg? Er benutzt dich! Er macht dich zu seinem Werkzeug. Doch macht Er nichts ohne deine Erlaubnis. Mit deiner eigenen Hand nimmt er dir deinen Schatz weg, wird ihn in seine Hand legen, ohne dass du es merkst.

 

Du passt nicht richtig auf deinen Glauben auf. Du hörst von so vielen Dieben, sie werden immer wagemutiger und brechen sogar schon tagsüber in die Häuser ein. Dabei kümmert es sie nicht einmal mehr, dass Menschen zu Hause anwesend sind. Sie haben vor nichts mehr Angst. Die Zeit wird immer schlechter und nicht besser.

 

Was triffst du für Vorkehrungen? Du kannst drei Schlösser an deiner Wohnungstür anbringen und sie sogar noch zusätzlich mit einem Balken davor schützen. Das könnten die Vorkehrungen sein, um dem Dieb Einhalt zu gebieten. Jeder Mensch versucht mit Vorsichtsmaßnahmen seinen Besitz zu schützen. Mit unserem Glauben aber gehen wir so unachtsam um.

 

Was macht es möglich den Glauben zu verlieren, ohne dass man es bemerkt? Sheytan, das ist klar, dein Ego, das ist auch klar, doch sind diese nur die Einflüsterer, nur die Drahtzieher – du aber bist die Marionette. Du machst dich zur Marionette deines Egos oder des Sheytans. Ohne deine Zustimmung haben sie keine Erlaubnis, dir etwas wegzunehmen. Sie dürfen es nur durch dich und mit dir schaffen. Für ihre Zwecke benutzen sie dich. Wie bringen sie dich dazu? Wie also kommt man leicht vom Glauben ab? Leichtsinnig! Was ist das Leichtsinnigste, was man tun kann? Anstandslosigkeit! Anstand kann man so schnell verlieren, dass man sich gar nicht darüber bewusst ist, dass man ihn verloren hat.

 

Sheytan war ein Gelehrter, er war sogar Lehrer, Meister über ein Wissen, das selbst die Engel nicht hatten. Aber für den Bruchteil einer Sekunde hat er den Anstand verloren. Was ist aus ihm geworden? Er war ein Gläubiger, ein gläubiges Geschöpf Gottes. Der Mensch kam zuletzt auf die Erde, als Hauptdarsteller, als Star ganz zum Schluss.

 

Vor Anbeginn der Menschheit haben Djinn-Wesen, die körperlosen, ihr Unwesen in dieser Welt getrieben. Davor kamen die Tiere, vor ihnen die Pflanzen und noch davor die Mineralien in die Existenz.

 

Auch unter den Djinn-Wesen gab es Propheten, Gesandte Gottes, Gläubige und Ungläubige, so wie bei den Menschen. Wusstet ihr das? Falls nicht, ist das etwas Neues für euch. Auch sie haben wie die Menschen hier ein Leben zu führen, jedoch ohne einen Körper. Wir können sie nicht sehen, sie aber uns. Und sie hören jetzt zu.

 

Der, den wir Sheytan nennen, hatte zuvor einen anderen Namen. Er war der Beauftragte Gottes, im Namen Allahs den Ungläubigen zu bekämpfen. Sheytan hielt Sohbets, hat Ungläubige angegriffen, gegen sie gekämpft und so fort. Er war an der Seite Allahs und hat so viel für Ihn getan. Es gibt keine Fläche auf Erden, wo er nicht gebetet hat. Er war ein Gläubiger und hat sich über die Stufe der Engel hochgearbeitet. Was ist passiert? Den Bruchteil einer Sekunde war er unachtsam, denn auch Djinn-Wesen haben ein Ego. So brachte sein Ego ihn dazu, den Anstand zu verlieren.

 

Als Allah den Anstand, Verstand und Glauben erschuf, befragte Er den Glauben: „Ich schicke dich in die Welt, wen willst du zu deinem Weggefährten nehmen?“„Oh Allah, ich will den Anstand, denn ohne ihn bin ich nichts wert. Und dazu den Verstand, denn auch ohne ihn bin ich wertlos. Ich brauche beide!“

 

Anstand und Verstand gehören zum Glauben. Der Glaube ist ein Produkt des Verstandes und des Anstands. Ohne Verstand und Anstand gibt es keinen Glauben. Daher müssen wir aufpassen, oh ihr Menschen, Brüder, Geschwister, dass wir nicht unachtsam sind und unseren Anstand verlieren und ohne uns darüber bewusst zu sein vom Glauben abkommen.

 

Das hier ist eine Schule. Wir belehren euch nicht, wir erzählen euch von den Techniken. Wenn ihr nicht versteht, belehrt euch das Leben durch die entsprechenden Ereignisse eines Besseren. Wir müssen aufpassen, wach sein!

 

Wie gelangen wir wieder zum Glauben zurück? Das ist auch leicht. Es ist leicht zum Glauben zu kommen und leicht vom Glauben abzukommen. Denn im Glauben gibt es keinen Zwang, weder bei der Annahme noch bei der Abgabe des Glaubens - beim letzteren aber vielleicht durch Dummheit? Die Annahme des Glaubens ist vom Verstand, die Abgabe wiederum zeugt nicht von Verstand. Was bringt uns nun schnell wieder in den Glauben zurück?

 

Wir sprechen das Glaubensbekenntnis! Allah ist groß, barmherzig und großzügig: „Willst du erneut Anteil an meinem Schatz haben? Hier, nimm, ich gebe dir wieder davon. Doch hüte ihn!“

 

Wie kannst du diesen Schatz in deinem Herzen hüten?

Indem du deine Hand hütest,
indem du deine Füße hütest,
indem du deine Zunge hütest,
indem du deine gesamte Selbstbeherrschung unter deiner Kontrolle hast.

In dieser Welt geht es um Selbstbeherrschung. Das bedeutet:

Organe zu kontrollieren,
Ohren zu kontrollieren,
Augen zu kontrollieren,
Zunge zu kontrollieren,
Hände zu kontrollieren,
Füße zu kontrollieren,
und die Gedanken unter Kontrolle zu haben!

 

Das ist Selbstbeherrschung! Wer das schafft, wer sich selbst beherrscht, der ist ein Wacher. Er ist wach, fortwährend und wacht über seinen Schatz. Denn wer kann über einen Schatz wachen? Der, der wach ist. Das ist doch Deutsch! Der, der wach ist, kann auch wachen.

Schlaft nicht ein, oh ihr Leute. Wacht auf! Wacht auf, indem ihr auf eure Gefühle, Gedanken und Organe aufpasst!

Das gilt in erster Linie für mein eigenes Ego. Ich bin auch ein Schüler. Ich behaupte nie, dass ich etwas Größeres, etwas Besseres bin. Doch vielleicht bin ich nur einen Schritt wacher als ihr. Nicht mehr, nur einen Schritt - aber das reicht schon aus, dass ich vor euch sitze und zu euch rede. Ein Schritt - ich habe gezählt, nur ein Schritt...

 

Der, der im Auftrag vor euch sitzt und zu euch spricht, muss als erster unter euch achtgeben, dass er sich beherrscht. Auch wenn er so locker auf seinem Hocker sitzt: Er ist nicht locker. Nur den Bruchteil einer Sekunde locker und schon wäre das für seine Position zu locker... und er fällt vom Hocker.

 

Es bedarf der hundertprozentigen Konzentration auf die Verbindung nach Oben, im ständigen Bewusstsein darüber‚ was ‚hineinkommt und hinausgeht’. Das ist kein Spiel, was wir hier machen!

 

Was macht ihr, wenn ihr wissen wollt, wie ihr ausseht? Ihr stellt euch vor einen Spiegel. Wo habe ich Pickel, wo habe ich Popel? Das kann ja mal passieren, what to do. Du kannst ja von dir denken, dass du weder Pickel noch Popel hast, doch ein anderer ekelt sich dann. Du hast vorher nicht in den Spiegel geschaut, dein Gegenüber jedoch sieht dich klar und deutlich. Wenn du keinen Spiegel hast, dann musst du dich vor jemanden stellen und ihn fragen: „Wie sehe ich aus?“ Das ist die Lösung.

 

Aber in dieser Welt, in diesem Zeitalter, ist jeder so etwas von sich überzeugt, der Schönste und der Beste zu sein. Niemand macht seinen Nächsten zu seinem Spiegel und fragt ihn. „Oh Spieglein, Spieglein an der der Wand...“ Und wenn er doch fragt, dann will er nur das hören, was er für sich wünscht: „Spieglein, Spieglein an der Wand, sag: Du bist der Schönste im ganzen Land. Sonst mach ich dich kaputt.“ Das ist die Beziehung zwischen den Menschen: Ich mach dich kaputt!

 

Wenn ich vor meinem Sheikh stehe, versuche ich von ihm zu lernen und zu nehmen. Nicht nur seine Worte, auch wie er sitzt, steht, geht, lacht – wie er sich benimmt. Wie er sich benimmt! Das ist es! Das Benehmen ist so wichtig!

 

Wir machen Spielchen, wir machen Späße. Auch wenn du lachst, nimm es ernst! Du darfst lachen, aber nimm ernst, was der Sheikh sagt. Das ist wichtig. Denn er weiß sowieso, ob du es ernst nimmst oder nicht. Und wenn nicht, dann‚ macht er für dich ernst. Er verfügt über die Kräfte des Vergessens und des Erinnerns. Mit Absicht lässt Er dich vergessen – und du vergisst hier sogar deine Kinder und gehst ohne sie nach Hause. Das ist eine Ohrfeige und ein Zeichen, dass du unachtsam gewesen bist und es ernst nehmen sollst. So dass du lernst, nicht unachtsam und leichtsinnig zu sein.

 

Einst saß eine Frau hier in diesem Raum, ihr Kind schlief neben ihr auf der Bank. Hier vorn sitzend sagte ich zu ihr: „Pass auf dein Kind auf, hab immer ein Auge drauf!“ „Ja Sheikh, mach ich doch, es liegt ja hier neben mir.“ Ich fuhr mit der Sohbet fort und plötzlich gab es ein lautes Geräusch: Bum - das Kind ist heruntergefallen, ein lautes Geschrei folgte... Die Mutter hat mich nicht ernst genommen.

Ich kann euch von vielen Gegebenheiten erzählen.

 

Wir machen hier kein Spiel zum Zeitvertreib, sondern damit ihr weiter kommt, Selbstbeherrschung und Anstand erlernt. Damit ihr lernt, zum Glauben zu kommen und wie ihr ihn behüten könnt. Dafür gibt es Bedingungen:

Hüte deine Zunge!
Hüte deine Augen!
Hüte deine Ohren!
Hüte deine Hände!
Hüte deine Füße!

Beherrsch‘ dich!
Reagiere nicht so schnell!

 

Wer sich beherrscht bricht keine Herzen. Sheytan hatte sich nicht beherrscht und das Herz Allahs gebrochen. Das ist metaphorisch gemeint. Und wessen Herz gebrochen ist, der ist voller Leid, Zorn und schlimmstenfalls unbarmherzig, in Hass und mehr. Der Herr empfand nur noch Leid und Zorn und befahl: „Hinfort mit dir, ich will dich in meiner Gegenwart nicht mehr sehen!“ Brichst du ein Herz, wird dir das auch so ergehen. Der andere, dessen Herz gebrochen ist, wird sagen: „Ich will dich nicht mehr sehen.“ Sagt er das auch nicht mit seiner Zunge, gewiss aber mit seinem Herzen. Das muss nicht sein!

 

Ich schau immer nach Oben, wie und mit wem es zum ersten Mal dazu kam: Immer hat es mit Sheytan zu tun! Diese Geschichte, dieser Anfang, das ist Basis für Verhaltenswissen, Benimmwissen und reicht mir als Wissen für die Ewigkeit.

 

Wir müssen aufpassen und achtgeben auf unseren Umgang - nicht nur auf unseren Umfang. Der ist für niemanden gefährlich, nur für dich selbst. Aber der Umgang! Ganz gleich, wie groß dein Umfang ist: Du passt überall rein, wenn du gute Umgangsformen hast. Du hast einen guten Umfang, jedoch keinen guten Umgang? Dann bist du raus!

Wir müssen aufpassen!

 

Wir gehen noch weiter: Wer ist Muslim, also gläubig?
Ein arabischer Bruder kam zu mir: „Ich bin Steward, aber ich möchte dort nicht mehr arbeiten, weil ich immer Alkohol verteilen muss, Schweinefleisch serviere und so fort. Ich fragte: Na und, isst du davon? „Nein.“ Trinkst du davon? „Nein.“ Was der andere isst und trinkt, soll dich nicht interessieren. „Aber das sind doch auch Muslime, Sheikh.“

 

In dem Moment, wo der Muslim Alkohol zu sich nimmt, verlässt ihn der Glaube. Er geht heraus, weil die Person in diesem Moment kein gläubiger Muslim mehr ist. In diesem Moment tut er dies also nicht als gläubiger Muslim. Der Glaube riecht den Geruch des Alkohols und des Fleisches schon von Weitem und spricht: „Halt, erst gehe ich hinaus und dann kannst du reinkommen.“ Das ist ein Geheimnis! Wer Alkohol zu sich nimmt, macht das nicht als wahrhaftig Gläubiger. So verhält sich das auch mit Schweinefleisch: Wer es isst, macht das nicht als Muslim.

 

Auch wer lügt ist kein Muslim mehr. Im Augenblick des Lügens ist der Glaube hinfort. Wer stiehlt, tötet, eine schlechte Tat begeht und Herzen bricht: Niemand macht dies als Gläubiger! Allah erlaubt das nicht. Warum nicht? Weil der Glaube rein ist! Allah lässt den Glauben nicht durch deine Handlung und deinen dummen Umgang damit beschmutzen. Nein! Er sagt: „Ich werde mir meinen Schatz zurücknehmen, dann kannst du machen, was du möchtest. Ich möchte nicht, dass du ihn verdreckst, meinen Diamanten in den Mist wirfst. Das will ich nicht!“

Es gibt ein Hadith welches besagt, dass du weder Alkohol trinken, an andere Gläubige geben noch ihn verkaufen darfst - das ist Sünde. Deshalb haben die gläubigen Muslime Angst und wollen damit nichts zu tun haben. Doch in Wirklichkeit haben sie damit auch gar nichts zu tun: Denn während sie das tun, handeln sie nicht als Gläubige. Die meisten sind sich darüber nicht bewusst und denken weiterhin, dass sie noch immer gute Muslime sind. Damit sie wieder in den Glauben zurück gelangen, müssen sie das Glaubensbekenntnis erneut sprechen. Und anschließend wachsam sein, dass sie nicht wieder fehl handeln.

 

Als Vorsichtsmaßnahme, falls wir unbewusst vom Glauben abgekommen sind, sprechen wir das Glaubensbekenntnis in unserer Schule sehr oft zwischendurch und sowieso bei den Gebeten.

Er ist barmherzig, Er ist der Vergebende!

 

Aber es ist kein Spiel! Wir müssen aufpassen, dass wir nicht immer wieder aus dem Glauben herausfallen. „Allah wird mir den Glauben schon wieder geben.“ Wer weiß? Vielleicht wird Er ihn dir nicht mehr geben. Und dann bist du gefallen! Sheytan ist auch gefallen, Allah hat ihm den Glauben nicht mehr zurückgegeben.

 

Möge Allah uns vor unserem bösen, bösen, bösen, bösen Ego beschützen!

Denk nicht, unser Ego schadet nur den anderen. Es schadet immer zuerst dir. Immer, immer! Du weißt davon nichts, es ist dir nicht bewusst. Wenn du jemandem etwas Böses antust, zu Leide tust, am Kopf, am Auge, Hand, Fuß oder das Herz brichst, tust du dir das in Wirklichkeit immer selbst an. Später wird es dir bewusst werden. Tut euch etwas Gutes an! „Wie sollen wir uns das antun“, Sheikh Efendi, „ich weiß gar nicht, was ich mir Gutes tun kann?“

Tu den anderen Gutes an!

 

Allah, du siehst uns, du hörst uns, du weißt über uns Bescheid. Wir sind arme, schwache Menschen. Du hast uns in bester, schönster Art und Weise erschaffen, ehrenwert, ehrenvoll. Wir sind die Stärksten im gesamten Universum, aber wir sind als Schwächste in diese Welt geschickt worden. Gib uns unsere Kraft und unsere Stufe, die du uns vorherbestimmt hast. Die göttliche Ehre und die himmlische Stufe und die Macht und Kraft, so dass wir deine guten Diener sind.


Dir gebührende Diener zu sein schaffen wir nicht. Das schafft nur der Eine, dein Meistgeliebter! Selbst wenn unsere Dienerschaft gut wäre, sind wir dennoch darin nicht wahrhaftig und ahmen Deinen Meistgeliebten nur nach. Ein guter Diener zu werden erfordert so viel Willenskraft, ein Höchstmaß an Disziplin und die reine, gute Absicht.

 

Oh Herr, gib uns diesen Anstoß, die Kraft, die Motivation, den Anstand, das richtige Verhalten und die Selbstbeherrschung, dass wir es schaffen mögen, deine wahrhaftigen Diener zu werden. Wenn nicht, dann doch zumindest Möchte-Gern-Diener. Wir möchten es gern! So dass du zufrieden mit uns bist und wir in deiner göttlichen Gegenwart als Diener aufgenommen und angesehen werden, so dass du zu uns sagst: „Oh, mein Diener.“ Das ist die größte Ehre!

 

Mögen wir am Tag des Jüngsten Gerichts nicht zu den Bösen gezählt werden und sich niemand über uns beschweren. Niemand, der mit der Zunge oder dem Finger auf uns zeigt und anklagt: „Der oder die hat mir etwas Böses angetan, hat etwas Böses zu mir gesagt.“ Oh Herr, mögest du uns davor schützen.

 

Oh ihr Leute passt auf! Passt auf, dass ihr Wesen und Geschöpfe, die unter eurer Obhut sind, gut behandelt!

Wenn du eine Katze besitzt, ihr am Schwanz ziehst und ihr somit weh tust, wird sie sich am Jüngsten Tag über dich bei Allah beschweren.

„Oh mein, Herr, du hast mich als Katze und ihn als Menschen erschaffen und über mich herrschen lassen. Ich als schwächeres Geschöpf konnte mich nicht wehren. Er hat an meinem Schwanz gezogen und ich beschwere mich hier nun bei dir über ihn.“ Der Hund wird sagen: „Oh mein Herr, auch ich beschwere mich, du hast mich zwar als Hund erschaffen, aber mein Herrchen oder Frauchen haben mich immer ‚Mein Kätzchen‘ genannt, mich mit einem anderen Namen gerufen, als den du für mich bestimmt hast.“ Die Beschwerde eines Pferdes könnte lauten: „Ich bin ein Pferd, aber man hat mich Esel genannt.“

 

So werden selbst die Tiere ihr Recht einfordern. Was denkt ihr über die Menschen, denen ihr etwas Schlechtes gesagt oder Böses angetan habt? Wenn der Hund, die Katze, die Maus, sogar eine Ameise ihr Recht verlangen werden: Was denkt ihr über den Menschen? Wenn es sich mit der Gerechtigkeit Gottes so fein, feinstofflich und durchsichtig verhält, dass ein Pferd dich vor Gericht anklagen kann, weil du es einen Esel genannt hast: Was ist, wenn du einen Menschen so beschimpft hast, über ihn geflucht oder ihn sogar verflucht hast?

Denkt nach! Glaubt nicht, dass ihr ohne Herrn seid hier auf Erden. Im heiligen Koran steht geschrieben: „Denkt ihr, ihr seid ohne einen Herrn?“ Ihr seid unter Beobachtung. Alles, jedes Gefühl, jede Herzreaktion wird aufgeschrieben. Wenn ein medizin-technisches Gerät das schafft... denkt ihr, die Engel können das nicht? Glaubt ihr, sie sind nicht so schnell? Der Onkel Doktor kann die Aufzeichnungen lesen, kennt die Bedeutung. Und die Engel? Können sie nicht lesen und schreiben? All deine Gefühle und Gedanken sind im Archiv...

Träumt nicht! Sagt nicht: „Wenn ich tot bin, bin ich glücklich.“ Es gibt ein Gericht! Denkt ihr Hitler tötet 50 Millionen Menschen und kommt dann leicht und unversehrt davon? Glaubt ihr denn, dass jemand fünfzigtausend, zehntausend, fünftausend, einen Menschen umbringen kann und dann nicht in die Verantwortung genommen wird? Es gibt doch eine himmlische Gerechtigkeit! Was haben wir an so einem Schöpfer verloren, der für das Böse beide Augen zudrückt und nicht zur Rechenschaft zieht? Ich will mit so einem Schöpfer nichts zu tun haben. Dann können wir ja alle den Bösen spielen, das ist leichter, als gut zu sein. Wenn es niemanden gibt, der uns zur Rechenschaft zieht, können wir ja alles kaputt machen, zerstören... und zu den Bösen gehören. Wir sind glücklich davongekommen - der andere jedoch unglücklich.

Du steckst Menschen in Gaskammern, machst aus ihnen Seife und dann kommst du davon? Wer sagt das?

Es wird ein großes Gericht geben. Die, die hier gelitten haben, sie werden sich beschweren. Sie haben das Recht der Klage. Hier auf Erden hast du doch auch das Recht...

 

Selbst die gutmütige Frau wird sagen: „Wenn man mir etwas Böses tut, werde ich klagen. Das lass ich mit mir nicht machen.“ Obwohl sie so barmherzig ist: Das ist ihr Recht. Wenn sie sich in dieser Welt beschwert, denkt ihr, am Tag des Jüngsten Gerichts klagt niemand? Hitler, Mussolini, Stalin oder irgendein böser Bub sind in dieser Welt davongekommen. Dennoch wird in einer anderen Welt auch noch nach ihnen gefahndet. Wohin willst du denn wegrennen? Himmlische Interpol - komm her, auf der Erde haben sie dich nicht fangen können, doch hier wirst du für das Böse zur Rechenschaft gezogen.

 

Ist das Barmherzigkeit oder nicht? Gerechtigkeit ist Barmherzigkeit für das Opfer und Strafe für den Täter. Wenn wir den Täter davonkommen lassen, wo ist die Barmherzigkeit?

 

Ihr müsst die Begriffe richtig lernen. Wenn wir im Diesseits schon nach Gerechtigkeit verlangen, warum nicht bei Allah? „Allah ist barmherzig, Er vergibt alles, Sheikh.“ Natürlich, aber erst einmal zieht Er zur Rechenschaft.

Dabei wird Er die beiden Menschen gegenüberstellen und fragen:
„Der hier hat dir etwas Böses angetan, hat dir etwas Böses gesagt. Stimmt das?“
„Ja, das stimmt.“

 

Die Engel waren Zeuge der Tat und der Herr wird dem Schuldigen die Strafe nennen, die ihm gebührt – ein Jahr Haft oder Peitsche oder...

Und weiter spricht der Herr: “Oh mein Diener, du Opfer, vergib ihm!“


Daraufhin folgt die Frage, die Er jedem Opfer stellen wird: „Vergibst du ihm? Wenn du ihm vergibst, gebe ich dir Schätze und Glückseligkeiten jenseits deiner Vorstellungkräfte. Ich würde dir empfehlen zu vergeben.“

 

Nicht Allah oder jemand anderes wird dir dort vergeben. Es wird in der Hand deines Nächsten liegen, ob dir der Mensch vergibt. Allah wird sich schon für dich einsetzen, dass das Opfer dir vergibt - aber es ist in der Hand dieser Person. Denkt nicht: „Wenn ich tot bin, ist meine Seele endlich frei und wird schweben.“ Nein! Es wird schon so kommen, doch zuvor muss diese Gerechtigkeit gewahrt sein. Ist das gut oder schlecht?

 

Deshalb: Sei vorsichtig mit dem Umgang! Diese Informationen müsst ihr haben, damit ihr vorsichtig seid.

Wie sich dann alles Weitere entwickelt, ist in Seiner Hand. Wenn Allah Geschenke verspricht, wird Er die Opfer schon überzeugen, dass sie lieber vergeben sollten. Das, was sie von Ihm erhalten, wenn sie nicht vergeben, ist deutlich weniger als jenes, was sie bekommen könnten, wenn sie vergeben würden.

 

Auch werden die Opfer vergessen. Allah wird ihnen schon die Vergessens-Taste drücken, so dass sie das Leid, was ihr ihnen angetan habt, vergessen werden. Überwältigt von diesen imposanten göttlichen Geschenken werden sie ausrufen: „Für nur drei Tage Leiden in der Welt erhalte ich vom Herrn so viel Schönes, würde ich nur vergeben - so habe ich schon längst vergeben. Oh Herr, mögen wir mit dieser Person wieder zurückkehren auf die Erde. Sie soll mir noch einmal Leid antun, da ich ja hier so ewiglich beschenkt werde.“

Allah wird das schon machen, Er ist der Barmherzige. Doch solltest du Ihm mal ein bisschen unter die Arme greifen und helfen, dass Er deinetwegen nicht so viele Geschenke machen muss. Ok?

 

Wir sind hier in einer Schule, und wir lernen von einander. Wie können wir das Schlechte verhindern?

Seid einfach geduldig! Das ist ein Geheimtipp von oben, der nie zuvor gesagt wurde.

Seid einfach geduldig! Wenn man geduldig ist, beherrscht man sich automatisch für den Moment. Und wenn man sich für diesen Moment beherrschen und zurückhalten konnte, hat man die Gefahr, die gedroht hat, vermieden. Der „Zug der Gefahr“ ist vorbeigefahren und beide Seiten sind gerettet. Wenn du dich nicht beherrschst und keine Geduld hast mit deiner Hand, Zunge, Auge und so weiter, du ungeduldig warst und du „dich vergessen“ hast: Dann hast du beide Seiten in Gefahr gebracht.

Das Verhalten des anderen ist somit auch in deiner Hand, in deiner Verantwortung. Der Täter trägt die Verantwortung des Opfers mit. Das ist eine solch feine Angelegenheit, das ist höchstes Wissen!

 

Ihr müsst aufpassen! Ich muss aufpassen! Wir müssen aufpassen!