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So kommt das Heil zu Dir

Bismillahirrahmanirrahim


So kommt das Heil zu Dir

 

Sheikh Eşref Efendi, Berlin, 09.06.2013

 

As-salamu alaykum, seid herzlich willkommen, die ihr alle aus dem Westen, Norden, Osten und dem Süden, von oben und unten hierher gekommen seid. Der Herr möge euer Kommen segnen, so dass ihr freudig unser Haus wieder verlasst.

Allah - die einzige Wahrheit, das einzig Wahre, der einzig Existente, der Schöpfer, der Allmächtige!

 

Und wir sagen „Selam aleykum“, der Friede mit euch, der Herr der Himmel und der Erde, der Schöpfer, der Allmächtige - wir bitten Ihn um Seinen Beistand, um Seine Unterstützung. Wir bitten die Heiligen, Seine Stellvertreter hier auf Erden, um ihren Beistand, ihre Erlaubnis und Unterstützung, aus dem Spirituellen, aus den Ozeanen der himmlischen Wahrheit und Weisheit schöpfen zu dürfen und hier einige Worte sprechen zu können.

 

Oh ihr Gläubigen, ihr Menschen, die glauben, öffnet eure Hände und bittet Ihn um Seinen Segen, um Sein Heil. Bittet Ihn darum, dass euer Anfang im Heil ist und ihr auch im Heil endet; dass Er euch vom Anfang bis zum Ende segnet.

 

Sage auch: „Von jedem Unheil, dass vom Himmel und von dieser Erde, dieser Welt kommt, finde ich Zuflucht bei dir. Schenke mir dein Heil, und bewahre mich vor dem Unheil dieser Welt.“

 

Bitte deinen Herrn, dass Er dir das Heil, welches Er für dich bestimmt hat, auch geben möge. Denn ohne Zweifel ist es Seine Bestimmung, dass du hier auf Erden bist. Ohne Seinen Wunsch, Sein Begehren und ohne Seinen Segen könntest du hier nicht verweilen. Wenn Er für dich kein Heil gewünscht hätte, wärst du nicht in die Existenz gekommen. Ob du das oder dies bist, ob du der oder die bist und ob du hier oder dort bist: Wenn Er für dich nicht etwas Gutes gewünscht hätte, hätte Er dich nicht erschaffen. In welcher Lage du dich auch befinden magst, sage immer: „Er hat ganz sicher ein Heil für mich gewünscht oder bestimmt.“

 

Der Wunsch des Herrn ist zugleich auch Sein Befehl. Sogleich Er wünscht, geht es in Erfüllung. Da gibt es keine Unterscheidung zwischen wünschen und bestimmen. Der Herr hat für dich Heil gewünscht und bestimmt, daran musst du glauben. Für die Gläubigen ist das eine Bedingung des Glaubens, zu glauben, dass Er sie im Heil, für das Heil, mit dem Heil erschaffen hat...für ihr Eigen-Heil.

 

Leider ist der Glaube der Gläubigen heutzutage sehr schwach und hängt am dünnen Faden. Kaum widerfährt ihm etwas, was er als Unglück versteht und definiert, beginnt er zu zweifeln und fragt sich: „Wo ist mein Herr und mein Schöpfer, wieso ist mir das widerfahren, wieso hat Er das geschehen lassen?“ Doch du bist nicht ohne deinen Herrn. Zweifel nicht an Ihm, ganz gleich, was dir widerfährt, denn du kannst nicht unterscheiden zwischen Heil und Unheil.

 

Bist du ein Straßenköter, estağfirullah, dass du sagst und denkst „Ich bin ohne Herrn“? Selbst die Straßenhunde haben einen Herrn, nur siehst du Ihn nicht, Er ist unsichtbar für deine Augen. Was glaubst du: Wenn es den Schöpfer nicht gäbe, woher würde der Straßenköter kommen? Wenn es Menschen gibt, die Hunde mit zu sich nach Hause nehmen, dann muss es auch einen Schöpfer, eine Hand geben, die sie in diese Welt gegeben hat, auf die Straße geschickt hat.

 

Die Deutschen sind ein sehr hundefreundliches Volk. Sie sehen einen Hund, so niedlich und süß: „Komm herein, komm herein“, bitten sie. Sie sind sehr barmherzig mit ihnen. Doch der Herr ist barmherziger, Er sagt: „Hier, die ganze Welt der Straße steht dir zur Verfügung, ich schicke dich nach draußen. Da kannst du dich so richtig austoben - Freiland-Hunde, Bio! Und dann beschweren sich die Deutschen und sagen: „Was ist das für ein Hundeleben!“

 

Wenn ihr etwas auf dieser Welt begehren solltet, dann ist es das Heil des Herrn.

Denn ohne Zweifel hat Er euch Heil gewünscht und das ist das Einzige, was ihr von Ihm begehren und wünschen solltet. Tu das, was Er für dich bestimmt und gewünscht hat, wünsche dir das Gleiche. Heil! Und sage: „Oh Allah, mach aus meinem Leben ein heilvolles Leben und kein Hundeleben.“ Du musst deine Nationalität wechseln. Du kannst gerne einen türkischen Pass haben, dann musst du nicht als Deutscher sagen: „Was ist das für ein Hundeleben.“

 

Wir sprechen vom Heil. Die Frage ist nun, wie erreicht man das Heil oder wie erreicht das Heil den Menschen? Oh ihr Menschen, horcht auf und hört zu, macht eure Ohren frei. Denn wenn es etwas zu hören gibt, dann genau dieses. Das solltet ihr hören und versuchen zu verstehen. Diese Ansprache wird euch sagen, wie man zum Heil gelangt. Und das sollte jeder Mensch anstreben: Ein heilvolles Leben - wie Medizin!

 

Das Zeitalter, in dem wir leben, ist sehr schnelllebig. Man kommt gar nicht hinterher, so schnell, wie es an einem vorbeizieht Und das hat diesem Zeitalter den Namen gegeben: „Depri-Zeitalter“. Wenn es bisher noch niemand so benannt hat, dann sagen wir jetzt: Das ist das Depri-Zeitalter, das Zeitalter der Depressionen, nicht nur wirtschaftlich, vor allem auch seelisch. Ein Zeitalter, in dem das physische Dasein, die physische Produktivität ihren Höhepunkt erreicht hat, die Seele jedoch am Ende und ganz unten angelangt ist, vernachlässigt. Sie kriecht und siecht dahin; in so einem Zeitalter leben wir.

 

Ganz gleich, wie sie alle heißen, Ayse, Fatma, Hans, Monika, sie alle sind depri heutzutage. „Was bist du?“ Damit es alle auch gleich verstehen, sag „Depri!“ Das ist so wie bei den ‚Anonymen Alkoholikern‘, nur dass die Depries gar nicht so anonym sind. Jeder, der einem auf der Straße begegnet, gehört zu denen. „Depri?“ „Ja, ich auch.“ Du brauchst nur zu sagen: „Ich bin depri“ und schon kennt man sich, hat die gleichen Probleme, die gleichen Symptome. “Komm Bruder, gehör zu unserer Gruppe. Wir hatten uns schon gefragt, wo du geblieben bist.“

 

Wie erreicht der Mensch also das Heil? Wir sprechen von einem Zeitalter der Schnelllebigkeit. Was bedeutet das? Es bedeutet schnelles Handeln, schnelle Bewegungen. Eigentlich bedeutet es: Ohne Geduld. Geduld existiert in diesem Zeitalter nicht. Doch das Heil erreicht den Menschen nur mit der Geduld. Die Wahrheit ist, dass das Heil in der Geduld verborgen ist – wie die Perle in einer Muschel. Die Geduld trägt das Heil als Schatz, als Geheimnis in sich. Nicht jeder schafft es, nach einer Perle zu tauchen und eine zu erhaschen. Die Perlentaucher müssen sehr, sehr tief tauchen. Für das Heil muss der Mensch noch tiefer tauchen.

 

Die Menschen des 21. Jahrhunderts sind depressiv, sie sagen: „Mein Leben hat kein Heil, ich kann es nicht spüren.“ Dir fehlt die Geduld; doch wo keine Geduld ist, ist auch kein Heil. Wie und was will man erreichen ohne Geduld? Alles bekommst du mit Geduld durch Geduld.

Am Tage des Jüngsten Gerichts werden die Waagschalen aufgestellt, der Herr, der Richter, wird sagen: „Oh meine Diener, die ihr so geduldig wart, ihr seid zuerst dran. Ich werde euch nicht unter der Hitze dieses Tages verbrennen lassen. Während eures irdischen Daseins wart ihr immer geduldig und habt für das Heil stets lange Geduld bewiesen, habt gewartet. Hier braucht ihr das nicht mehr. Ihr habt für mich genug gewartet, jetzt seid ihr die Ersten, die dran sind. Für euch, die Geduldigen, ist das Jüngste Gericht hier das Heil-Land, das Land des Heils. Du bist hier in der Heimat des Heils, du musst nicht mehr warten. Du hattest gewartet – hier hast du es.“

 

Vor der Pforte des Himmels, des Paradieses, gibt es ein Becken mit einem speziellen Wasser. Der Herr wird mit seiner Allmacht all die geduldigen Diener packen, in dieses Becken tauchen, wieder herausziehen und sie fragen: „Wie war euer Leben auf Erden?“ Jeder Einzelne, der geduldig sein Dasein gelebt hatte, wird auf diese Frage, ganz gleich, ob er auf Scherben geschlafen hat, nie ein Dach über dem Kopf hatte, Hunger leiden musste, nur einen oder keine Arme hatte, ob er blind oder taub war, antworten: „Das war ein so süßes Leben, oh Herr.

 

Wir danken dir für dieses Leben, dass du uns geschenkt hast.“ Keiner von ihnen wird sich an die Strapazen, an die Zeit des Schmerzes und des Leids erinnern. Das Wasser in dem Becken wird alles vergessen lassen. Denn der Herr kann den Menschen vergessen lassen und den Schmerz in Freude verändern.

 

„Es war so schön, schick mich wieder hin, lass es mich erneut leben und zurückkommen.“ Schwer zu glauben? Wenn du daran glaubst, dann ist es nicht so schwer. Es ist nur schwer zu glauben, weil man es nicht glaubt. Glaube! Und wenn du nicht glaubst, mir egal. Du wirst weiter leiden müssen. Da du nicht glaubst, leidest du und hast keine Geduld. Und weil du keine Geduld hast, hast du auch kein heilvolles Dasein.

 

Ganz gleich, was der Mensch auf Erden auch zu wünschen, zu begehren vermag: Ohne Geduld wird er seinen Wunsch niemals erreichen! Der Herr sagt: „Ohne Zweifel bin ich mit den Geduldigen.“ Wir haben niemals gehört, dass der Allmächtige gesagt hätte: „Ich bin mit den Ungeduldigen, ich liebe die Ungeduldigen.“

 

In unserer Schule ist es Brauch, Tradition und Regel, dass ohne zu fragen Antworten gegeben werden. Bei uns gibt es auf jede Frage eine Antwort. „Du musst nicht fragen“, heißt es in unserer Schule. Sei geduldig und du wirst die Antwort erfahren. Das A und O und A bis Z basiert in unserer Schule auf Geduld. Unsere Schule ist eine Geduldsprobe. Das Leben ist eine Geduldsprobe. Hier probierst du aus und probst und probst und probst und irgendwann kannst du sagen: „Ich bin geduldig, endlich.“ 

 

Der Herr offenbart es eindeutig in seinem letzten Testament. „Ich bin mit denen, die geduldig sind.“ Das ist die Antwort auf die Frage: Wo ist das Heil zu finden? Wer geduldig ist, wird Heil erfahren. Heil ist dort, wo Allah, der Allmächtige ist...dein Herr, deine gebende Hand, dein Schöpfer.

Wer sind die Ungläubigen? Das sind die, die keine Geduld haben. Glaube und Geduld liegen beieinander.

Der Glaube ist verborgen in der Geduld und die Geduld ist im Glauben verborgen. Das Heil ist in der Geduld verborgen. Ohne den Glauben keine Geduld, ohne Geduld kein Heil. Glaube, gedulde, erlange Heil. 

 

Wenn wir die Geduld nun so definieren, so verstehen, so bedeutet das, dass die Ungeduldigen gleichzeitig auch ungläubig sind - ganz gleich ob sie fünf Mal am Tag beten und fasten. Solange sie Ungeduld zeigen, sind sie auch im Unglauben.

Das sind sehr feine Geheimnisse und sehr feine Weisheiten, von denen jetzt gesprochen wird. Ein Mensch, der sich auf der spirituellen Stufe eines sieben geflügelten Heiligen befindet, kann durch eine kurze Ungeduldsphase - wie bei einem Sturz vom Pferd - von dieser Stufe auf null herunterfallen. 

 

Mögest du auch ein Jemand mit 70.000 Flügel sein, hier und dort und in der Engelwelt zugleich...zeigst du jedoch Ungeduld, bist du gefallen. Du bist ein gefallener Engel. Man nennt dich dann hier auf Erden nicht mehr Engel, weil ein Engelkind hier auf Erden nichts zu suchen hat. Bengel wirst du dann genannt. Warum bist du gefallen? „Ich war so ungeduldig, Sheikh, meine Ungeduld hat mich fallen lassen.“ Deine Ungeduld lässt dich immer fallen. Passt auf, hört aufmerksam zu. Diejenigen, die Geduld haben, sind die, die aufrecht stehen. Die Ungeduldigen sind immer die, die liegen, die bettlägerig werden.

 

Warum sind Ungläubige ungläubig? Weil sie auf ihr Ego hören. Was sagt denn ihr Ego zu ihnen, weshalb sie ungläubig sind? Das Ego kreischt im Inneren: „Los, schnell, du musst jetzt schnell gehen, schnell kommen, schnell haben, schnell kaufen, schnell essen, schnell trinken, schnell schlafen, schnell, los, weiter...Sofort! Pronto! Immer mit Hast. Je schneller du arbeitest, je schneller du machst, je schneller du erlangst, begehrst, um so mehr bekommst du. Diese Hast, diese Eile, all das kommt vom Ego. Das Ego sagt: „Schnell, schnell, schnell, schnell. Haste, haste, haste, damit du hasst! Haste, haste, haste! Wenn ich hier so etwas sage, dann kommt das nicht von mir. So etwas kann ich mir nicht einmal im Traum einfallen. Das kommt „von oben“.

 

Warum glauben die Ungläubigen nicht? Weil sie immer in Hast, in Eile sind. Nach Dingen, die sie begehren, die sie sich wünschen, die sie zu erreichen versuchen. Deswegen leben sie so schnell. Und wir leben in einem Zeitalter der Schnelllebigkeit. Ohne nachzudenken: Mehr, immer mehr, immer voran, immer da und dorthin. Wo bleibt da der Glaube? Da ist keine Zeit für den Glauben! Da ist kein Glaube, weil die Geduld fehlt. Und der Herr sagt ganz offen und klar: „Ich bin mit den Geduldigen.“ Die Menschen des 21. Jahrhunderts sind deshalb so armselig, weil sie ihre Seele verarmt haben in dieser Schnelllebigkeit.

 

Das Auto fährt sehr schnell. Doch der Mensch bleibt darunter liegen, kommt nicht hinterher, liegt dann depri da und wird überfahren. Und überfahren kommen sie dann zu mir. „Ich bin so etwas von überfahren, Sheikh.“ Also kurz gesagt: Du bist depri. Wie konnte das passieren?

Die Ärzte können nicht helfen, ihre Pillen nützen nichts. Sie sagen: „Die moderne Medizin ist noch nicht so weit, wir brauchen noch weitere hundert Jahre. „Ja aber welche hundert Jahre?“, fragen die Menschen. „Erst lehrt ihr uns Ungeduldige zu sein, schnell zu leben, und jetzt sollen wir warten? Was ist das für eine Logik, was seid ihr für Leute? Und sie antworten: „Ihr müsst halt warten, es kann eben noch hunderte von Jahren dauern, bis die Medizin vielleicht ein Heilmittel dafür findet.“ Die Menschen erwidern: „Ja, wir haben aber die Geduld nicht dafür und selbst wenn, unsere Lebenszeit würde nicht ausreichen. Und wenn wir auf alles warten müssen, auf das Notwendigste, was uns so wichtig ist: Warum habt ihr uns von klein auf beigebracht, dass wir alles schnell erreichen können? Was seid ihr für Menschen, oh ihr, die ihr über uns steht und uns etwas zu sagen habt? Uns das Richtige und Falsche lehrt, was habt ihr uns gelehrt? Das, was ihr uns auf so teuflische Art beigebracht habt hindert uns nun daran, geduldig zu sein – das ihr aber jetzt von uns fordert.

Schnell, schnell, schnell, schnell, hasten, hasten, hasten, hasten.

 

Keine Heilmittel, keine Heilung, eine moderne Medizin ohne Heil in diesem schnelllebigen Dasein und schnelllebigen Zeitalter. Welche Orte suchen die Menschen als Letztes auf? Die spirituellen Zentren! Jung ist tot, nicht mehr so jung. Freud ist nicht mehr so freudig, auch weg vom Fenster. Die einzigen, die wir konsultieren, sind Jung oder Freud, obwohl sie nicht mehr da sind, weder jung noch freudig. Wenn wir uns umschauen stellen wir fest, das es keinen modernen Jung, und Freud mehr gibt. Die jungen Leute sehen alt aus und nicht mehr so freudig.

 

Früher waren die Kinder noch Kinder, sie waren jung, voller Freude. Sie liefen umher, spielten, hüpften, sprangen und haben das Leben genossen. Doch schaut euch die Kinder heute an, in ihren vermieften Zimmern vor dem PC: Keine Bewegung, keine Freude, keine Heiterkeit. Alle neigen zur Epilepsie, sie sind epileptisch veranlagt. „Du bist doch noch so jung“, sage ich, „warum siehst du so alt aus?“ Das sind traurige Umstände. Uns erfreut es auch nicht, an solchen Themen anzuknüpfen, doch es ist ein Teil des Lebens, es ist Alltag. Jeder hat dieses Problem, es ist nun einmal da. Wenn wir diese Themen nicht aufgreifen, zur Sprache bringen: Wie wollen wir Heilung finden, wie wollen wir Antwort auf diese Probleme finden?

 

Die Menschen von heute, die Menschen des 21. Jahrhunderts, die schon durch alle materiellen Türen durgehastet und gerannt sind und weder eine Lösung noch Heilung fanden, suchen nun nach Türen mit der Aufschrift: „Spirituell“. Nicht mehr „Materiell“, die kennen wir ja schon alle, versuchen wir doch jetzt einmal diese Tür. Überall dorthin, wo „Spirituell“ an der Pforte steht, rennen die Menschen jetzt zu Hauf.

Warum bist du hier bei mir? „Ich will das Materielle nicht mehr, Sheikh.“ Warum lauft ihr vor der materiellen Welt weg? Hatten sie euch nicht versprochen, euch alles, was ihr begehrt und wünscht, zu geben - solange ihr euren Glauben, dem Herrn, den Rücken kehrt und nur der Welt hinterherrennt? Haben sie euch etwa belogen und betrogen?

 

Und hatten sie euch nicht gesagt: „All das, was in den heiligen Büchern steht, was euer Herr sagt: So vieles ist nicht erlaubt, nicht zu empfehlen, ist Sünde und ihr sollt euch davon fernhalten...Grenzen, Grenzen, Grenzen, Grenzen! Und, was hast du dann von deinem Leben, wenn alles begrenzt ist?“

 

Ja, mein Freund, auch dein Leben ist begrenzt. Und gerade weil dein Leben so begrenzt ist, ist auch alles andere für dich begrenzt...damit es passt. Wie soll das auch anders sein? Wenn du in deinem Dasein begrenzt bist, alles andere jedoch unbegrenzt ist, dann platzt du doch förmlich, du explodierst, bei dieser Kollision. Kann dieses kleine Teeglas einen Eimer Wasser aufnehmen? Es würde überschwemmt werden. 

 

Warum also hat dir dein Schöpfer diese Grenzen gegeben? Seine Empfehlungen an dich, Grenzen zu setzen bei deinen Wünschen und Begehren; was und wie du essen und handeln sollst, was du lassen sollst. Dein Leben ist begrenzt, somit auch deine Lebenszeit. Die Schöpfung kann in deine Lebenszeit nicht hineinpassen. Es muss es angeglichen werden, und der Herr zeigt dir wie. Wie kannst du dein begrenztes Dasein in das Dasein der Schöpfung integrieren, heilvoll leben und es genießen?

 

Aber die, die über die Schöpfung nichts und über den Schöpfer überhaupt nichts wissen, die keine Ahnung haben, sie haben behauptet: „Kommt zu uns, lasst Ihn, Er begrenzt euch, überall nur Stoppschilder. Kommt, bei uns habt ihr Freilauf. Ihr könnt euch unendlich austoben.“ Eine Lüge! „Ihr könnt unendlich tragen.“ Eine noch größere Lüge!

 

Dadurch haben sie sich unter eine Last gestellt, die sie überhaupt nicht in der Lage waren zu tragen. Diese Last ist auf sie hernieder gefallen und sie wurden plattgedrückt. Und, wo sind sie nun gelandet, so plattgemacht? Sie suchen nun nach dem heiligen Atem, der sie aufbläst und wieder in Form rückt. In jedem spirituellen Zentrum suchen sie nach dem göttlichen Atem. Warst du, bevor du zu mir kamst, auch in einem Einkaufscenter?

 

So frage ich zuerst: „Warum bist du hierhergekommen?“ „Ich befinde mich in einem schlechten Zustand, Sheikh, und ich möchte, dass er sich wieder verbessert, gut wird“. Tatsache ist: Bist du an einem guten Ort, bist du zugleich auch in einem guten Zustand. Denn bist du draußen an einem schlechten Ort, kann dein Zustand auch nur schlecht sein. Die Atmosphäre draußen ist wie Smog und wenn du dich dort befindest, hast du Atemnot. Hältst du dich aber hier in der richtigen Atmosphäre auf, bist du folglich in einem guten Zustand. „Es geht mir aber immer noch schlecht, Sheikh!“ Denkste! Die Wahrheit ist: Hast du es geschafft, an einen Ort zu gelangen, wo eine gute Atmosphäre herrscht, eine himmlische Atmosphäre, somit wird sich dein Zustand auch bessern. Du wirst das vielleicht nicht gleich bemerken und sehen, da du noch unter dem Einfluss deines vorherigen Zustandes stehst. 

 

Wenn du schmutzig ins Bad gehst, musst du auch erst einmal ordentlich geschrubbt werden, bevor du völlig sauber und rein herauskommst. Die Deutschen nehmen Dusch-Das-Ab, ein bisschen Shampoo und dann einfach nur abspülen. Geschrubbt werden muss nicht, das tut ja weh. Nein, das ist zu ungemütlich, Hauptsache die Haut fühlt sich wie samt an. Oh Leute, ich sage nur „Türkisches Hamam“! Da kommt der Mann mit dem Bart und überall behaart. Erst einmal wirst du richtig eingeweicht auf dem heißen Stein, dann kommt er mit der Kratzbürste und du wirst geschrubbt. Keine Angst, es ist normal, dass es weh tut, dass du aufschreist. Du siehst den Dreck nicht, der von deinem Körper herabfällt, aber er sieht ihn. Und jedes Mal, wenn er dich erneut abbürstet, nimmt er so viel von dem Schmutz weg - du wusstest gar nicht, dass du so verdreckt warst. 

 

Oh ihr Leute, sucht ihr nach Lösung und nach Heilung, dann seid ihr hier richtig. Aber ihr müsst geduldig sein, denn ihr seid hier mit Allah. Und mit wem ist Allah? Gebt die Antwort jetzt alle zusammen: Mit den Geduldigen! Oh, ihr Geduldigen! Ab heute heißt ihr so. Allah ist mit euch. Und das ist ein Ort der Geduld, der Geduldigen. Damit ihr Heil erfahrt, damit Heil euch erreicht. Ihr erreicht Heil nicht – Heil erreicht euch durch eure Geduld.

 

Macht es euch einfach gemütlich und wartet ab. Das Heil ist schon unterwegs, auf dem Weg zu euch. „Wie lange muss ich noch warten, Sheikh?

 

Die deutschen Züge sind auch nicht immer pünktlich. Sie können sich verspäten und du musst warten. Aber wenn du auf den letzten Drücker hinkommst, kann es passieren, dass du den Zug versäumst. Auch wenn du sagst „Ich will aber nicht so lange warten, denn ich bin so ein Ungeduldiger, auf die Minute genau will ich angekommen sein.“, besteht die Gefahr, den Zug zu verpassen. Du beschwerst dich: „Der Zug war schneller!“ Nein! Der Zug war genau richtig, doch du hast dich nicht richtig verhalten.

Oh ihr Menschen, ein geduldiger Derwisch der bekommt das, worauf er gewartet hat. Ein ungeduldiger Derwisch fällt um vor seiner Ungeduld - ein umgefallener Derwisch.

 

Bismillahirrahmanirrahim! Viele Menschen kommen zu uns, möchten endlich den Partner des Lebens finden und heiraten. Es gibt eine heilige Überlieferung des Propheten Mohammed (Friede auf ihn): „Wenn sich so ein Lebensgefährte zeigt, dann sollst du die Zeit nicht von einer Gebetszeit bis zur nächsten Gebetszeit vergehen lassen, sondern schnell einen Iman finden der dich vermählt. Denn so wichtig ist es - ist der Richtige endlich da - auch in der richtigen Zeit zu handeln und keine Zeit verstreichen zu lassen. Wenn jemand an deine Tür geklopft hat, mach auf. Du musst ja aufmachen, damit du siehst, wer da vor der Tür steht. Wenn du nicht aufmachst, kannst du auch nichts sehen, nicht dass du dann sagst: „Ich sehe ja nichts.“ 

„Bisher ist ja niemand gekommen, Sheikh.“
„Hat es niemals an deiner Tür geklopft?“


„Hmm, ich habe einige Geräusche gehört, da war etwas, doch ich dachte, das sind die Ratten.“

Und ich frage erneut: „Hat denn niemand an deine Tür geklopft, hast du nie ein Klopfen gehört?“

„Doch, Sheikh, ich denke, ich habe ein Klopfen gehört.“
„Und, hast du geöffnet?“
„Nein.“


„Na wenn du die Tür nicht öffnest und nicht siehst, wer vor der Tür steht, wie willst du denn jemanden finden?“

Was ist passiert? Jemand kam, klopfte an die Tür. Da ihm nicht geöffnet wurde sagte er sich: „Ich geh zur nächsten Tür, hier ist niemand!“ Ja, wenn niemand öffnet, dann bedeutet das: Da ist niemand.

 

„So war es bei mir nicht, Sheikh.“ Wie war es denn bei dir? „Ich habe geöffnet.“

Das ist natürlich ein besonders großer Erfolg, die Tür aufzumachen im Vergleich zu dem anderen, der sie geschlossen hält.
„Ich habe die Tür geöffnet, aber sogleich wieder verschlossen.“ So frage ich: „Warum hast du die Tür gleich wieder geschlossen, war denn da niemand?“ „Ja doch Sheikh, da gab es schon einen, aber die Nase hat mir nicht gefallen und ich konnte ihn nicht riechen. Auch die Augen entsprachen nicht meinen Vorstellungen, und die Ohren waren keine Segelohren. Die Lippen waren nicht schön, sie waren nicht aufgepumpt.“ Und dann lenken sie ein: „Ja, Sheikh, na gut, die Ohren hauen nicht hin, die Augen sind nicht so, wie ich sie gerne hätte, die Nase kann ich nicht riechen, ok; aber was das Allerschlimmste ist: Ich habe keinen Schlag bekommen, der Funke ist nicht übergesprungen, es hat mich nicht berührt...keine Elektrik! Also habe ich die Tür schnell wieder verschlossen, weil ich ja keine Elektrik verspürt habe. Doch seitdem erreicht mich überhaupt keine Elektrik mehr, jedenfalls keine positive, so dass die negative Elektrik in mir immer stärker hervortritt. Dieser negative Strom, der sich nun in mir erzeugt, versetzt mir immer wieder so einen Schlag, dass ich alle anderen warne: „Passt auf, bleibt mir fern, ihr bekommt etwas Negatives ab, einen Stromschlag!“

 

Bei den Türken können wir eine Antwort dafür geben, es ist nun einmal Kismet, Schicksal. Wenn dein Schicksal dich verlassen hat, dann ist es vorbei. Es steht nicht geschrieben, also musst du dich damit begnügen, dass du in deinem Leben allein voranschreiten musst. Bei den Deutschen existiert aber dieses Wort Kismet nicht wirklich. Was sagt man also zu euch?

 

Oh ihr Leute, ihr wollt heiraten und es hat niemand an eure Tür geklopft. Dann seid geduldig. Es muss auch nicht immer sofort jemand klopfen. Der, der klopfen wird, wartet auf seine Zeit; so musst auch du auf deine Zeit warten. So ist es, sei einfach geduldig. Hast du eine andere Lösung? Dann her damit, ich bin gespannt. „Ich könnte mir ja jemand Dahergelaufenen nehmen, Sheikh.“ Glaubst du, mit einem Dahergelaufenen bist du dann glücklich und wirst glücklich werden?

 

Wir öffnen nun ein anderes Fenster, um die Lage aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Aus dieser Sicht heraus ist es besser allein zu sein als mit jemandem, mit dem man unglücklich ist. Zwar ist man dann allein, aber glücklich; zumindest nicht so unglücklich, wie wenn man mit einem Menschen zusammen ist, der einen unglücklich macht.

 

Was weißt du überhaupt über Glück und Unglück? Das ist die Frage. Vielleicht befindest du dich ja gerade jetzt im Glück und du stellst dir aus Langeweile vor, dass du unglücklich wärst. Dann bist du natürlich im Unglück. Wenn du mit dem Falschen verheiratet wärest, diese sie oder er würde dir dein Leben zur Hölle machen, dann wirst du dich nach dem vorigen Zustand sehnen und rufen: „Wo ist mein Zustand von vorher, das war so paradiesisch.“

 

„Woher wollt ihr wissen, was Glück oder Unglück ist“, fragt Allah, „was wisst ihr denn über Glück und Unglück?“

Das steht im heiligen Koran. Was wisst ihr denn? Ihr habt keine Ahnung.

 

Du magst den Zustand, in dem du dich gerade befindest, als „Ich befinde mich in einem schlechten Zustand“ benennen. Nein, so ist es nicht! Du befindest dich in einem ungeduldigen Zustand. Das ist die Wahrheit. Ungeduld bringt Unglück. Alles mit “Un-...“ ist nicht glücklich: Un-Fall, Un-Mensch. Die Deutschen waren mal ein weises Volk. Un-Tier, sogar das ist ein unglückliches Wort.

 

Unser Groß-Sheikh sagt: „Ach, wenn du wüsstest... Der Zustand, in dem du dich gerade befindest, ist der bestmögliche Zustand für dich. Akzeptiere das! Dann glaubst du.“ Und wenn du glaubst, dann hoffst du. Und wenn du hoffst, dann bist du geduldig - dann wird dich das Heil erreichen. Aber weil du noch so ungeduldig bist, ist das Heil, dass für dich bestimmt ist, sehr geduldig. So sei du geduldig, damit das Heil ungeduldig wird, dich zu erreichen. Mach das nicht umgekehrt. Das Heil soll ungeduldig sein, um dich zu erreichen, nicht du. Wenn das Heil dich anschaut, dann soll es sagen: „Ach, sie wartet so geduldig auf mich, ich kann es kaum erwarten.“ Das Heil wird zu dir rennen. Doch wenn ihr beide aufeinander zu rennt, dann kann es passieren, dass es einen Crash gibt, dass ihr zusammenstoßt oder aneinander vorbei zischt. Zu schnell! So, ist es richtig: Der eine muss stehen, der andere muss darauf zulaufen, hinlaufen. Sei geduldig, das ist das Beste.

Solche spirituellen Orte wie diese hier bestehen, um euch mit dem Heil zusammentreffen zu lassen. Jedoch müsst Ihr Geduld zeigen. Wer erwartet, dass er beim ersten Mal Herkommen und Zuhören gleich mit allem, was er sich gewünscht hat, nach Hause zurückkehren kann, der wird nur mit leeren Händen, vielleicht aber noch mit dem Geschmack einer Prise Salz gehen. So gesehen gehen die Deutschen leer aus, die Türken wiederum lecken an ihrer mit einer Prise Salz versehenen Hand, da auch sie nichts mitnehmen, was sie schmecken könnten. Doch will der Sheikh niemanden ohne Geschmack hinausgehen lassen, eine Prise Salz ist für jeden drin. Das ist versprochen. 

Die Wahrheit ist, dass in einem spirituellen Zentrum, das wirklich gesegnet ist und in dem sich Heilige aufhalten, auch der Herr zugegen ist. Du erkennst das daran, dass sie dir nichts sofort versprechen, sondern dir empfehlen, Geduld zu zeigen. Denn der Herr sagt deutlich: „Ich bin mit den Geduldigen.“ „Aber Sheikh, in dem anderen Zentrum da gegenüber bekommst du alles sofort.“ Was musst du dafür zahlen? „Für Katzenfutter-Kochen-Lernen nehmen sie 100 €uro. Ein 7-Tage-Heiler-Seminar kostet 2.000 Euro. Man verspricht mir, dass ich danach ein Heiler bin. Unerfahren bei Beginn, danach aber so erfahren, dass ich jeden heilen kann, Sheikh.“ Na dann, Tschüss!

 

Im Discount gehst du einkaufen; bezahlst und die Ware gehört dir. Hier ist es nicht so! Hier wollen wir nichts, außer deiner Geduld. „Komm mit Geduld, geh mit Heil! Ich will nicht dein Geld, sondern deine Geduld sehen“, sagt der Großsheikh, „damit ich dir zuerst Heilung und dann Heil geben kann.“

 

Mögen wir Verstand haben, so, das reicht für heute. Es ist ein langes Thema geworden. Wir öffnen unsere Hände und beten:

„Oh Allah, wir wünschen von dir das Heil. Doch wir wissen nicht, ob das Heil, das wir kennen, auch wirklich Heil für uns ist und nicht etwa Unheil; und jenes, das wir als Unheil erahnen, letztendlich doch Heil für uns wäre. Deswegen ergeben wir uns ganz deinem Willen, dass du für uns das Heil bestimmst und zu uns schickst. Denn wir sind in Unkenntnis und ohne Ahnung. Wir wissen nicht, worum wir dich zu bitten haben, wir wissen nicht, was gut für uns und schlecht für uns ist - wir wissen überhaupt nichts.“

 

„Oh Allah, du aber weißt es. Du hast uns mit dem Wunsch erschaffen, dass wir Heil und Segen erfahren. Du weißt über uns Bescheid und um was wir zu bitten haben. Bestimm also du, was gut für uns ist.

 

Wir vertrauen uns dir an. Wir geben uns in deine Hand und sagen deshalb: Dein Wille geschehe, oh Herr, nicht unser.“

Fatiha.

 

Seid nicht ungeduldig. Wenn ihr schon mit Ungeduld hierher kommt, dann verlasst uns mit Geduld. Geduld, das ist Reichtum. Das ist das Heilvollste für dich überhaupt - wenn du wüsstest... Und der Zustand, in dem du jetzt bist: Super Zustand! Bedenke: It could be worse - es könnte immer schlimmer kommen!

 

Selam aleykum!

 

Fatiha.