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Dein Anteil an der Ewigkeit

Bismillahirrahmanirrahim

 

Dein Anteil an der Ewigkeit

 

Sheikh Eşref Efendi, Berlin, 12.10.2012

 

Herzlich willkommen zu unserer bescheidenen Versammlung an diesem bescheidenen Ort.

Wir bitten den Herrn, dass er uns das zukommen lässt, was wir als unseren Anteil bereit gestellt bekommen haben und wonach wir bedürfen.

 

Wir bitten um die Unterstützung derer, von denen der Herr spricht. Sie sind seine Freunde, seine wahren geliebten Diener. Ohne die spirituelle Unterstützung dieser heiligen Menschen würde auf dieser Welt kein Blatt grün werden.

 

Der Mensch muss sich Gedanken darüber machen, wer dieser Schöpfung ihre Farben gibt.

Was wir hier machen ist eine Ansprache - Sohbet. Die Versammlung und diese Ansprache sind neu. Auch wenn sie vielleicht der vorherigen ähnelt oder ähnlich zu sein scheint, so ist sie dennoch neu. Denn die Versammlung der Menschen, die hier heute stattfindet, gab es vorher so noch nicht. Und deshalb ist auch diese Ansprache neu.

Der Mensch sitzt jeden Tag am Essenstisch. Obwohl dieser Tisch täglich derselbe ist, sind darauf nicht immer die gleichen Speisen. Auch wenn sie gleich zu sein scheinen und man sie schon einmal gesehen und vielleicht sogar gegessen hat: Die Speisen sind einzigartig für den jeweiligen Tag.

Man sitzt hungrig am Essenstisch und wird gesättigt. Und schließlich hat man erneut Hunger, doch ist dies ein anderer, ein „neuer“ Hunger. Wieder wird man gesättigt – und auch das ist eine andere Sättigung.

 

Auch diese Versammlung ist eine Tafel, eine von oben gedeckte, eine spirituelle Tafel. An dieser finden sich all diejenigen zusammen, welche hierzu eingeladen werden. Jemand der seinen Anteil hat, wird für diesen an die Tafel geladen. 

 

Der, der einlädt, ist der Herr, denn es ist seine Tafel. ER lädt seine Diener ein, von dieser Tafel so viel zu nehmen, wie sie können. ER ist der Freigiebige. ER kann unendlich geben.

Der Herr sagt: „Ich bin der, dessen Geben nie ein Ende hat, aber dein Nehmen hat ein Ende. Denn wärst du unbegrenzt, wärst du unendlich, so würdest du von dem, was ich gebe, unendlich nehmen können.“

 

„Aber du kannst nicht unendlich nehmen. Denn du bist schnell satt. Du bist schnell gefüllt und erfüllt. Aus diesem Grund musst du kommen und gehen. Komm, geh, komm geh, aber beständig - und nimm dir immer deinen Anteil mit!“

 

Es besteht natürlich ein Unterschied zwischen dem körperlichen Hunger und dem spirituellen Hunger. In den meisten Fällen sind wir uns unseres spirituellen Hungers nicht bewusst. Wenn wir etwas vom Spirituellen gegeben bekommen, sind wir schnell satt davon.

 

Man hat nie gehört, dass die Propheten (Frieden und Segen auf ihnen allen) oder die Heiligen (Möge Allah ihr Geheimnis wahren), wenn sie einmal an einer spirituellen Tafel des Herrn gesessen haben, von dieser jemals wieder aufgestanden sind. Sie sagen unentwegt: „Gib, oh Herr, denn wir haben unendlich Hunger. Gib, je mehr du gibst desto mehr hungern wir.“

 

Meistens sind die Menschen in der heutigen Zeit hinter ihrem weltlichen Hunger her. Um diesen zu stillen, sagen sie: „Gib, oh Herr, und was du geben kannst, nehmen wir. Dabei schauen wir nicht darauf, ob es gut oder schlecht für uns ist.“

 

Jeder, der sich in dieser Existenz befindet, hat einen Anteil von seinem Herrn bekommen, auch die Menschen, sein sie gläubig oder ungläubig. Jeder hat einen Anteil - aus diesem Grund ist er auf dieser Welt. Die Unterscheidung liegt vielleicht darin, ob dieser Anteil ein rein weltlicher Anteil ist oder ob er sich auch auf das Hiernach ausdehnt.

Wie viel Anteil möchtest Du vom Leben haben?

 

Dieser unendliche Ozean, der Leben genannt wird... Die Frage ist, ob du nur hinter einem Tropfen her bist oder ob du den gesamten Ozean haben möchtest.

Der, der nicht glaubt, sagt: „Mir reicht dieser Anteil in dieser Welt.“ Doch der Anteil dieses weltlichen Lebens ist nur der Tropfen. Und er ist nicht einmal der Tropfen im Vergleich zu dem Ozean, er ist sogar kleiner als der Tropfen. Aber wie viel ist dieser Tropfen wert?

 

Wie lange dauert das Leben auf dieser Welt? Wie lange währt dieses Dasein? Wie viele Tage lebst du auf dieser Welt?

Und wie viele Welten, Leben gibt es, die unentwegt erschaffen werden - und in jedem Augenblick auch wieder aus dem Dasein verschwinden?

Welchen Wert hat also dieser kleine Tropfen?

 

„Trachte nicht nach dem Leben, nach dem Tropfen dieses Lebens. Trachte nicht nach dem, was verschwinden wird. Und trachte nicht danach, was untergehen wird und was vergänglich ist“, sagt der Herr.

 

Die Propheten (Frieden und Segen auf ihnen allen) und Heiligen (Möge Allah ihr Geheimnis wahren) empfehlen den Menschen nicht etwas, was letztendlich ein Unglück oder einen Schaden bringen wird. Sie möchten, dass sie Glück und Zufriedenheit finden und ewig leben. Deswegen sagen sie auch: „Trachtet nach dem, was ewig ist, was bleiben wird, was nicht verschwinden wird!“ 

 

Niemals verlangt der Herr etwas von seinem Diener, dass ihm einen Schaden zufügt oder ihn unglücklich machen wird. Der Herr sagt: „Ich bin es, der dich erschaffen hat und ich weiß, wie du glücklich wirst. Wenn ich von dir etwas verlange, wenn ich dir etwas gebiete, dann nur darum, dass du glücklich bist und nicht, um dich unglücklich zu machen.“

„Denn ich war es, der dich aus der Dunkelheit des Unbekannten, des Nichts, hervorgebracht hat in das Licht. Der dich in Licht gehüllt der Schöpfung bekannt gemacht hat – als mein höchstes Geschöpf.“

 

„Also warum“, fragt der Herr, „sollte ich wollen, dass du unglücklich wirst? Der, der dich erschaffen hat und der überhaupt erst allen anderen Geschöpfen kundgetan hat, dass du existierst. Denn vorher warst du nichts - im Unbekannten, zwischen Nichtexistenz und Existenz. Von dir wusste nur ich. Ich habe dich bei deinem Vornamen genannt und dich den Geschöpfen vorgestellt. Ich habe dich auf die Bühne gebracht und ins Rampenlicht gestellt.“

 

Der Herr sagt: „Du wusstest nicht einmal über dich selbst Bescheid, mein Diener, nicht einmal, dass du existierst, dass du jemand bist und wer du überhaupt bist!“

Wer erinnert sich an den Zustand im Bauch seiner Mutter? Zeigt mir jemanden in dieser Welt, der sich an seine Geburt erinnert.

 

Zeigt mir jemanden, der weiß, wie er im Alter von ein oder zwei Jahren war. Wir hatten einen Körper und auch ein Bewusstsein, wir waren im Dasein. Doch wer erinnert sich daran?

Erst ab drei, oder vielleicht mit vier, fünf Jahren entwickelt sich beim Menschen das Bewusstsein über sein Dasein. Du warst da, aber eigentlich auch nicht. Denn du hast kein Wissen und keine Kenntnis über dich. Es ist, als wärest du nie dagewesen.

 

Der Herr sagt: „Ich bin es, der euch aus drei Finsternissen hervorgebracht hat und jene sind: Die Finsternis, in der du warst, bevor du in diese Welt hineinkamst. Die zweite Finsternis ist die Dunkelheit, wenn du im Leib deiner Mutter bist. Und die dritte ist jene Finsternis, aus der ich euch heraushole, wenn ihr im Grab seid.“

Welche Weisheit verbirgt sich dahinter, dass der Herr uns aus der Dunkelheit hervorbringt? Er beweist seine Existenz, indem ER dich aus dem Nichts ins Sein holt, aus dem Verborgenen ins Sichtbare. Warum der Beweis? Nicht für sich, denn ER weiß um sich.

Aber du weißt nicht um Ihn ... so dass du darüber nachdenkst und Ihn findest!

 

ER ist seit der Vorewigkeit bis zur Nachewigkeit, immer, fortwährend im Dasein, nur ER. „Und solange ich in der Existenz bin, bist du mit mir“, sagt der Herr.

Das Ins-Dasein-Treten geschieht immer nur, wenn es geschrieben steht und wenn jemand überhaupt einen Anteil an der Existenz hat. Aufgrund dieses Anteils, aufgrund dessen, dass ihm das geschrieben wurde, kommt er in die Existenz, tritt er ins Dasein, tritt er aus der Dunkelheit, aus dem Unbekannten ins Licht.

Auch wenn er sagen sollte „Ich bin Atheist, ich glaube nicht“, so ist, dass er nicht glaubt, weder ein Grund dafür, dass er erschienen ist noch ein Grund dafür, dass er nicht erscheinen würde. Auch er wurde in diese Welt gesandt, um von ihr seinen Anteil zu nehmen

 

Wir fragen den, der sagt „Ich glaube nicht“: Welches Recht hast du zu sagen, dass du lebst, wenn du sagst: „Ich glaube nicht an den, der das Leben erschaffen hat.“? Wie kann es Leben geben ohne den, der Leben gibt? Das bedeutet, du bist eigentlich tot. Die Worte „Ich lebe“ sind für dich verboten.

Der Herr sagt: „Zu sagen ‚Ich glaube nicht‘ rührt nicht von Wissen her, sondern von Unwissenheit. Denn der, der sagt ich wäre nicht, der hat kein Wissen über sich.“

Doch wer kein Wissen über sich selbst hat, wie soll er Wissen über seinen Herrn haben?“, fragt der Herr.

 

Wer um sich selbst weiß, der weiß um seinen Herrn. Nur wer sich selbst erkannt hat, kann den Herrn erkennen!

Aus diesem Grund teilt sich die Menschheit eigentlich nur in zwei Kategorien: Jene, die hinter dem Tropfen her sind und nur ihren Anteil dieses Tropfens haben möchten, aber darüber hinaus nichts verlangen und jene, die nach dem schauen, woher dieser Tropfen kommt und danach verlangen - also nach dem Meer, nach dem endlosen Meer.

Und natürlich ist es so, dass der Anteil derjenigen, die nur diesen Tropfen haben, nicht der gleiche sein kann wie der Anteil derer, die in den Ozean eintauchen und darin verschwinden.

 

Deshalb sagt der Herr: „Oh, mein Diener, ich habe dich aus meiner Liebe erschaffen, aus Barmherzigkeit, und weil es mein Wille ist, dass du bist.“

„Mein Wunsch und mein Wille sind auch, dass dein Anteil nicht ein vergänglicher, kleiner Anteil in diesem Leben, in dieser Existenz ist, sondern dass du einen Anteil hast, der reich, endlos und unendlich groß ist.“

 

Der Herr fragt: „Dass ich das für dich wünsche: Ist das in Deinen Augen schlecht, bin ich deshalb nicht gut für dich?“

Welcher Vater, welche Mutter, welche Eltern würden für ihr Kind etwas Schlechtes verlangen oder nach etwas Schlechtem trachten? Wir reden hier von denen, die wirklich Eltern sind, die wissen, was Vater und Mutter sein bedeutet und nicht von den Ausnahmen.

Im Gegenteil: Sie tun alles für das Kind und zu seinem Wohl. Aber trotzdem leben auch Vater und Mutter in dieser Welt. Und obwohl sie sich für ihr Kind aufopfern, sind sie doch immer mit ihrem Ego beschäftigt und auf ihren Vorteil bedacht.

 

Ist dieser gefährdet, kann es vorkommen, dass sich dieses Ego auch vor das Selbst des Kindes oder vor dessen Interessen stellt.

Wir hören oft von denen, die ihre Kinder im späteren Leben ausstoßen oder zumindest enterben.

 

Vater und Mutter wollen für ihr Kind eine glückliche Zukunft vorbereiten. Sie setzen ihre Kraft ein, gehen arbeiten, haben Entbehrungen und nehmen auch von ihrem Selbst zurück, um das Selbst dieses Kindes in dieser Welt an einen guten Ort, in eine gute Position zu bringen.

Aber unter ihnen gibt es auch Eltern, die, wenn ihnen etwas nicht passt, an einem bestimmten Punkt im Leben in der Lage sind zu sagen: „Du bist nicht mehr mein Kind!“ Sie sind dann dazu bereit, ihre Kinder zu enterben oder von ihrer ‚Liste’ zu löschen.

 

Der Herr, der dich für die Ewigkeit erschaffen hat, fragt: „Und du glaubst, ich will dich unglücklich machen? Ich habe dich aus meiner Liebe und Barmherzigkeit erschaffen. Als mein Diener stehst du für ewig auf meiner Liste, egal, wie du bist.“

 

Da unterscheidet sich der Herr eben von denen, die in dieser Welt Vater und Mutter sind. Denn Vater und Mutter können ihre Kinder auslöschen; aber ER löscht niemals seinen Diener aus!

 

ER sagt: „Hätte ich gewollt, dass du leidest, ich hätte dich in der Hölle erschaffen. Wäre ich nicht dazu in der Lage? Doch! Du hättest deine Augen aufgemacht und du wärst im Feuer, du hättest gebrannt. Wer hätte dich erretten können?“

 

„Wo habe ich dich erschaffen?“, fragt der Herr, „an welchem Ort warst du, als du das erste Mal deine Augen geöffnet hast?“

Unser Vater Adam (Friede und Segen auf ihn) öffnete seine Augen das erste Mal im Paradies. Der Ort der Erschaffung des Menschen ist das Paradies! Ein Ort der ewigen Glücksseligkeit. Ein Ort, an dem es weder Leid noch Probleme gibt, weder Schwere noch Hoffnungslosigkeit noch Dunkelheit - an dem es aber auch keine Gegensätze gibt.

Der Herr sagt: „Ich bin es, der dir eine Existenz, eine Identität und deinen Namen gegeben hat - der dir ein Dasein geschenkt hat und dich aus dem Nichts in das Sein brachte.“

„Was ich will, was ich für dich wünsche ist, dass du in dieser Welt nicht nach Dingen trachtest, die begrenzt und vergänglich sind - sondern dass du versuchst, einen Anteil von dem zu haben, was für die Ewigkeit ist.“

 

„Du sollst keinen Anteil haben, du sollst beteiligt sein am Leben! Sei beteiligt, gehöre dazu!“

„Aber ich bin ein Atheist“, sagen die Menschen. Der Herr sagt: „Wenn es so ist, dann kann auch ich dir nicht helfen. In welchen Sinne? Wenn du trotzig bist, wie kann ich dir helfen? Ich kann dich nicht zwingen, ich empfehle nur. Ich zeige dir die Pforte, aber hindurch laufen musst du.“

 

Der Herr fragt: „Was möchtest du, was willst du? Das musst du dich fragen. Willst du nur den Tropfen? Ich gebe ihn dir. Aber der Tropfen kommt aus dem Meer. Willst du ihn haben oder willst du das haben, wo dieser Tropfen herkommt? Willst du den endlosen Ozean oder willst du nur den vergänglichen Tropfen daraus? Es ist deine Entscheidung, denn du hast einen freien Willen bekommen. Ich zwinge dich nicht, aber ich gebe dir alles, damit du dich richtig entscheiden kannst.“

 

Der Herr hat den Menschen aufgrund seiner Liebe erschaffen und weil er ihn geehrt hat. Alle anderen Geschöpfe hat er auch mit Liebe erschaffen. Aber den Menschen hat er sowohl geliebt als auch geehrt. Und es ist ein sehr großer Unterschied, ein größerer noch als zwischen einer Laus und einem Elefanten, nur aus Liebe erschaffen zu werden oder aber aus Liebe und der Ehre heraus.

 

Was müssen wir sagen, wenn wir beten? “Gelobt sei der Herr!“ Warum? Weil der Herr es zuerst gesagt hat: „Gelobt und geliebt sei der Mensch!“

Da der Mensch jenes Geschöpf ist, das von seinem Herrn sowohl geliebt als auch gelobt wurde - als einziges Geschöpf gelobt wurde -verlangt der Herr natürlich, dass der Mensch ihn liebt – und ihn auch lobt.

 

Denn der Herr sagt: „Ich bin der Erste gewesen, der überhaupt ein Geschöpf gelobt hat. Also verlange ich von diesem Geschöpf, dass es auch mich lobt. Alle anderen Geschöpfe lieben mich, aber sie loben mich nicht. Sie können mich nicht loben.“

 

„Wenn ich aber ein Geschöpf lobe, dann habe ich, wenn es sein muss, auch das Recht, dieses Geschöpf zu rügen.“

Daher gibt es bei keinem anderen Geschöpf außer dem Menschen eine Rüge des Herrn.

Der Herr rügt weder die Tiere, die Engel noch die Pflanzen, noch rügt er die Steine, die Welt der Mineralien oder andere Wesen.

Aber zu denen, die wie Steine geworden sind, Stroh- und Steinköpfe, die sich wie die Tiere verhalten, sagt der Herr: „Euch rüge ich dafür und frage: ‚Warum verhaltet ihr euch so wie die Tiere? Warum seid ihr Steinköpfe und Strohköpfe? Warum benutzt ihr nicht euren Verstand?’“

„All jenen Wesen habe ich kein ewiges Leben versprochen“, sagt der Herr, „und sie werden auch kein ewiges Leben haben. Aber dir, oh Mensch, dir habe ich ein ewiges Sein versprochen. Wieso verhältst du dich wie die Tiere, die Steine, wie die Pflanzen?“

 

Und manche sagen: „Sheikh, wir verhalten uns wie die Steine, weil wir uns ein Beispiel an ihnen nehmen. Die Steine existieren schon seit Millionen Jahren und einige sind seit Millionen von Jahren immer an der gleichen Stelle. Der Mensch jedoch verschwindet. Er ist mal da und dann wieder weg. Also nehmen wir uns ein Beispiel an dem, der ein längeres Dasein hat in dieser Welt.“

 

Und selbst wenn es zig Millionen Jahre sind: Alles mit abgezählter Lebensdauer ist am Ende dazu verurteilt, zu verschwinden und wird am Ende bei der Null, beim Nichts ankommen. Warum nimmst du dir daran ein Beispiel?

 

Wenn ein Stern ein „Eine-Million-Jahre“ langes Leben haben sollte, wird auch er, der Millionen von Jahre in der Existenz war, irgendwann verschwinden. Wir sehen dann eine Sternschnuppe am Himmel - ein Stern ist gestorben, gefallen und verschwunden. Denn Allah hat ihm nicht dieses Angebot gemacht.

Welches Angebot?

 

Der Herr sagt: „Nur dir, oh Mensch, habe ich das Angebot gemacht, nach der Ewigkeit zu trachten und zu verlangen - weder den Engeln, dem Mond, der Sonne, den Sternen noch anderen Geschöpfen. Aus diesem Grund sind sie verurteilt zu vergehen. Warum verlangst du dann nicht nach der Ewigkeit?“

„Ich habe dich geliebt und gelobt“, sagt der Herr, „deswegen habe ich dich erschaffen. Und ich habe dir von meiner himmlischen Tafel kundgetan - durch die Propheten (Frieden und Segen auf ihnen allen), die ich zu dir gesandt habe.“

Von welcher Tafel? Von der, an der es einen Anteil der Ewigkeit gibt. „Warum bedienst du dich nicht an dieser Tafel?“, fragt der Herr. „Warum nimmst du nicht deinen Anteil, der für dich bereitgestellt ist?“ 

 

Diese Welt wird ein Ende haben. Aber die Menschen denken, diese Welt wäre der endlose Ozean. Es ist nur ein kleiner Tropfen in der Zeit der Existenz. Und der, der nicht an seinen Herrn glaubt, wird nur diesen kleinen Tropfen als seinen Anteil erhalten. Jedoch wird dieser Tropfen verschwinden und am Ende bleibt der endlose Ozean. Das wahrhaftige Leben wird bleiben, das Vergängliche verschwinden!

 

Jener aber, der sagt: „Ich glaube an meinen Herrn“, hat Anteil an einer Welt, die für ihn jetzt im Verborgenen ist – die aber ewig sein wird.

Die Menschen hier sind an einer endlosen Tafel. An einer Tafel des Herrn, die vom Herrn für sie bereitgestellt wurde - auch wenn sie keine Ahnung davon und vielleicht nicht das Bewusstsein dafür haben. Aber sie nehmen ihren Anteil, ihren ewigen Anteil an der Ansprache ihres Herrn.

 

Wir sitzen an der Tafel des Sultans. Der Leib wird gestärkt, aber mehr als der wird die Seele, wird das Spirituelle versorgt. Und jeder nimmt an der Tafel des Sultans auch seinen Anteil an Wissen, Erkenntnis und Licht. Ein Gleichgewicht entsteht; ein Ungleichgewicht kann so nicht aufkommen. 

Und wer einmal an der Tafel des Herrn - des wahrhaftigen Sultans - sitzt, der wird niemals wieder von dieser Tafel aufstehen.

Warum stehen wird dann aber auf und kommen und gehen wieder? Weil wir nicht in dem Bewusstsein sind. Denn hätten wir wahrhaftig dieses Bewusstsein: Keiner würde jemals mehr von dieser Tafel aufstehen!

 

Mag sein, dass dein Körper aufsteht und geht: Aber dein wahrhaftiges Selbst, deine Seele, wird sich niemals von diesem Ort trennen.

Nun für jene, die in diesem Bewusstsein an der Tafel ihres Herrn sitzen: Bei weltlichen Tafeln ist es so, dass du isst und trinkst und dich unterhältst. An einem gewissen Punkt aber weißt du nicht mehr, was du erzählen und was du essen sollst. Aber an der Tafel des Herrn kann das nie so sein. Weder wirst du satt noch wird dir langweilig.

Langeweile gibt es an einer göttlichen Tafel nicht! Niemals, das ist unmöglich! Da gibt es „Unterhaltung pur“: Eine ständig neue Ansprache von etwas, das du ungehört oder unerhört nie wahrgenommen hast.

 

Langeweile ist der Anteil, den du nur in dieser Welt bekommen kannst. Ein Mensch, der mit vielen Menschen zusammen sitzt, auch in einer Gemeinschaft, kann sich langweilen und eine Krise bekommen. Aber auch wenn er allein ist, kann ihm das widerfahren.

 

Wer sitzt an der Tafel des Sultans? Die, die geehrt sind, die Ehre haben. Das sind in erster Linie alle Propheten (Frieden und Segen auf ihnen allen). Das sind nach ihnen die Heiligen (Möge der Herr ihr Geheimnis wahren). Das sind auch jene, die mit diesen Heiligen zusammen sind. Menschen, die ein Bewusstsein darüber haben, dass sie an der göttlichen Tafel sitzen, aufrichtige Menschen. 

 

Der Herr versorgt dich mit allem, was du benötigst und öffnet dir ein Panorama, eine Leinwand: Er lässt dich etwas erblicken.

ER sagt: „Schaut, meine reinen, aufrichtigen und meine liebenden Diener!“ Sie schauen auf die Leinwand und der Herr stellt ihnen ein Szenarium von der gesamten Schöpfung vor: Der Ameise, dem Elefanten, von der Pflanzen- und Tierwelt und auch von der Welt der Menschen. Von jedem einzelnen Geschöpf präsentiert er ihnen das Leben und zeigt ihnen ihren Werdegang, ihr Schicksal.

 

„Denn wer an meiner Tafel speist“, sagt der Herr, „der hat Anteil und Wissen am Leben aller Geschöpfe, die ich erschaffen habe.“

So wie diese Leinwand hier im Raum, die eigentlich eine weiße Leinwand ist: Du kannst in ihr jetzt so viele verschiedene, unzählige Farben finden. „Und wenn wir darauf schauen“, sagt der Sheikh, „dann sehen wir alles darin, wir können darin alles erkennen.“

„Wie kannst du etwas sehen, Sheikh, wenn du doch farbenblind bist?“

 

Der Herr, der etwas zeigen will, findet einen Weg - auch wenn du farbenblind bist. Wenn er etwas zeigen möchte, dann kannst du auch sehen. Ich zum Beispiel sehe auf der Leinwand einen drehenden Derwisch. „Schau hinein und versuch, ihn auch zu sehen!“

„Ich sehe darin auch das Meer“, sagt der Sheikh, „die Wellen, den endlosen Ozean und die Möwen, die Schwalben und die Störche. Wenn du auch sehen kannst, dann schau hinein und sieh!“

 

„Oh, meine Diener, oh meine Freunde“, sagt der Herr, „bedient euch!“

„Schaut meine Diener, auf dieser Leinwand seht ihr das Schicksal all jener Geschöpfe, die ich erschaffen habe - ihren Lebensfilm, ihren Schicksalsfilm.“

Jeder hat für sein Leben eine Rolle bekommen, eine Hauptrolle. „Ihr könnt schauen“, sagt der Herr, „schaut, welche Rolle jeder in seinem Schicksal spielt und wenn ihr wollt, habt einen Anteil und eine Beteiligung daran.“

„Wollt ihr euch an ihrem Leben beteiligen?“

 

Der Herr sagt: „Wenn ihr euch beteiligen wollt, dann gebe ich euch eine Fernbedienung und ihr könnt damit das Programm jedes Einzelnen wechseln.“

So könnte es sein, dass einer der ‚Beteiligten’ an dieser Tafel in diesem Film jemanden sieht, der in die Ecke gedrängt ist und seinen Herrn um Hilfe bittet. Er sagt sich: „Ich öffne für diesen einen Ausweg“ und drückt auf die Fernbedienung. Es öffnet sich eine Tür, durch die der Bittende hinausgeht und gerettet ist ...und dieser dankt seinem Herrn.

Denkt ihr, das ist möglich? Es ist möglich!

 

Denkt ihr, dass der Herr persönlich kommt und hilft, wenn ihr in Bedrängnis seid und ihn um Hilfe anfleht? Wenn das so wäre: Warum hat der Herr dann seine Stellvertreter erschaffen? Welchen Sinn hat der Stellvertreter, wenn der Herr immer persönlich eilt? Der Stellvertreter ist sein Arbeiter.

Warum gibt es Kinos, warum gibt es die Leinwände? In der heutigen Zeit hat der Herr dem Menschen durch diese Möglichkeiten eine Erkenntnisstufe geöffnet.

Warum gibt es jene, die auf dieser Leinwand eine Rolle spielen? Da, wo ein Film spielt, gibt es immer andere, die beobachten und zuschauen. Und wenn dieses Leben auf dieser Welt ein Film ist: Dann gibt es auch Zuschauer!

Ist es möglich, das Gesehene zu beeinflussen?

 

Ja! Wenn heute Kinder solche Fernbedienungen, Controller, in der Hand haben und einen Einfluss darauf nehmen können, was sie auf dieser Leinwand sehen: Wie könnte es sein, dass diejenigen, die von ihrem Herrn autorisiert sind, die an seiner Tafel sitzen, nicht diese Möglichkeit haben?

Und diese Möglichkeit, oh ihr Menschen, ist jenen gegeben, die einen wahrhaftigen Anteil an dieser himmlischen, göttlichen Tafel besitzen; die eine Erlaubnis bekommen haben und eine Autorität.

 

Welche Autorität? Nicht nur einen Anteil, sondern eine Beteiligung an diesem Leben zu haben, beteiligt zu sein am Leben aller Geschöpfe! Der Herr hat ihnen die Bedienung in die Hand gegeben. Sie sind beauftragt zu lenken. Und der Herr lenkt sie.

„Aber ich bin ein Atheist“, sagt der Mensch.

 

„Dann“, sagt der Herr, „bediene dich an dem Tropfen. Darüber hinaus gibt es nichts, woran du dich bedienen könntest. Denn nach dem Ewigen, nach dem Meer, hast du nicht verlangt. Ich habe dir nicht gesagt ‚Trachte nach dem Tropfen’, sondern ich sage ‚Trachte nach dem endlosen Ozean, nach dem ewigen Leben!’“

„Ich habe aber gedacht, es wäre der Ozean.“

 

„Riecht dieser Tropfen nach Meer, nach dem ewigen Meer?”, fragt der Herr. „Nein, das Meer hat einen anderen Geruch. Doch auch wenn der Tropfen nach dem Ozean riecht: Er ist es nicht! Es ist nur ein Tropfen! Und der Geruch ist nur ein Beweis für dich, dass es den Ozean gibt. Du hast dich täuschen lassen.“

Oh ihr Menschen, verlangt nach mehr und nach dem Meer des ewigen Lebens; nicht nach dem Tropfen. Wie viel Lebenszeit hat ein Tropfen? Ich habe oft gehört dass viele Tröpfchen ausgetrocknet und zu Dampf und Luft geworden sind. Aber ich habe nie gehört, dass ein Ozean ausgetrocknet, verschwunden ist. Wer davon gehört hat, möge sich bei mir melden. Wir gehen dann zusammen hin und schauen uns an, um welchen Ozean es sich handelt.

 

Danke für Eure Geduld! Das reicht für den, der genug Verstand hat.

 

Fatiha