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Die Farbe des Wassers

Bismillahirrahmanirrahim


Die Farbe des Wassers

 

Sheikh Eşref Efendi, Berlin, 19.04.2012

 

Wenn es um den Punkt geht, was man erzählen soll, dann ist das der schwerste Punkt. Das gilt in der heutigen Zeit besonders. Es ist sehr schwer den Menschen etwas zu erzählen und noch schwerer ihnen darüber zu erzählen was sie nicht wissen. Denn es ist die Art des Menschen, dass er gegenüber Unbekanntem eine gewisse Skepsis beziehungsweise Zweifel hegt oder vielleicht sogar eine gewisse Ablehnung hat. Deshalb ist es schwer einem Menschen über etwas, dass er noch nicht weiß, in Kenntnis zu setzen. Und noch schwerer oder vielleicht sogar unmöglich ist es, einem Menschen etwas Unbekanntes annehmbar zu machen. Dies ist sehr schwer und das wollen wir auch nicht.

 

Bei den Türken ist es nicht so schwierig, denn unabhängig davon was du ihnen erzählst nicken sie mit dem Kopf und tun danach sowieso was sie wollen. Bei den Arabern können oder brauchen wir gar nicht erst reden, denn sie reden selbst so viel, dass überhaupt keine Zeit bleibt, ihnen etwas zu erzählen. Da sie ohne Unterbrechung reden haben sie keine Zeit zum Zuhören, so dass wir also auch bei ihnen keine Chance haben. Deswegen übergehen wir die Araber.

 

Jemandem der viel gereist ist, viel gesehen und erlebt hat, ist es sehr schwer, etwas zu erzählen bzw. ihm Unbekanntes näher zu bringen. Daher ist es so schwierig vor den Menschen zu sitzen und zu ihnen zu sprechen. Es ist weniger die Frage des Intellekts oder der intellektuellen Fähigkeit. Vielmehr geht es darum, dass wir versuchen nicht zu erzählen. Der einfachere Weg ist es nämlich, die Menschen schauen zu lassen, ihnen ein Theaterstück beziehungsweise Schauspiel darzubieten. Durch die gesprochenen Worte müssen wir die Menschen sehen und erkennen lassen. Dies ist ein Kunststück, aber wenn man es beherrscht geht es einfach.

 

Zu früherer Zeit gab es mal einen Gelehrten, der durch die Städte gereist ist, durch die Lande zog und an islamischen Universitäten Ansprachen hielt und Unterricht gab. Und so ließ er verkünden, dass er an jenem Zeitpunkt an jenem Ort an jener Universität wieder lehren werde und dass derjenige dorthin kommen solle, der Wissen erhalten wolle. Er ließ ankündigen, einen Vortrag zu halten und jeder möge dort erscheinen, der etwas lernen wolle.

 

Und als der Gelehrte am angekündigten Tage den Hörsaal betrat, sah er dass der gesamte Raum abgesehen von einer einzigen Person leer war. Und dieser Gast sah zudem aus wie ein Pferdeknecht. Dieses Szenario gefiel dem Gelehrten natürlich überhaupt nicht. Er fragte sich, was er nur zu einer Person reden solle, zumal zu diesem Knecht. Aber er dachte sich nun gut, ich frage ihn einfach ob es sich lohnt dass ich etwas erzähle, auch wenn nur wir beide anwesend sind. Und auf die Frage des Gelehrten antwortete der Knecht ganz leise: „Sheikh, du bist der Sheikh und daher musst du es wissen. Ich bin nur ein einfacher Knecht und beschäftige mich mit Pferden. Aber ich habe gehört, dass hier jemand einen Vortrag hält und deshalb bin ich gekommen. Meine Meinung kannst du hingegen dennoch gerne hören. Wenn du einen Stall betreten würdest, in dem sich nur noch ein Pferd befinden würde, würdest du nicht trotzdem versuchen, es zu füttern und ihm zu geben was es benötigt?“

 

Und als der Sheikh dies hörte dachte er sich, dass er schon so viele Orte gesehen und Menschen getroffen, jedoch noch nie ein weiseres Wort als das des Pferdeknechtes gehört hat. Und dann ging er an sein Rednerpult und fing an zu berichten. Er redete eine Stunde, zwei Stunden, drei Stunden. Der Gelehrte erzählte alles was er wusste, bis ihm nichts mehr einfiel. Die Gelehrten gelangen manchmal an einen Punkt, an dem sie nicht mehr weiter wissen. Irgendwann geht es nicht mehr, es gibt immer eine Grenze. Und als er alles zum Besten gegeben und nichts mehr zu erzählen hatte, fragte er auf eine Bestätigung hoffend den Knecht: „Na, wie war es? Hat es sich gelohnt?“

 

Der Sheikh sah, dass der Knecht völlig überwältigt und erschöpft war und ihn nur noch ganz dumpf anschaute. Auf die Frage, ob sich der Vortrag gelohnt habe, antwortete der Knecht: „Sheikh, ich habe schon eingangs erwähnt, dass ich von dem was hier gesagt wird nichts verstehe.

 

Dies ist nicht mein Bereich. Aber wenn ich den Stall betreten und dort nur ein einziges Pferd vorgefunden hätte, hätte ich nicht versucht dieses Pferd mit dem gesamten Heu aller Pferde zu füttern bis es platzt, nur um zu zeigen was für ein reicher Herr ich bin.“

 

Und was ist die Bedeutung hinter dieser Geschichte, was wollen wir damit erzählen? Mawlana Jalalaldin Rumi, ein großer Heiliger, sagte einst: „Egal wie viel du den Menschen erzählst, sie werden immer nur von dem Erzählten das nehmen, was sie tragen können. Das andere werden sie ablegen.“

 

Und deshalb ist es manchmal so, dass man mit der Absicht, lehren zu wollen, irgendwann nur noch leere Worte spricht. Die Kunst liegt aber darin, dass man wenig sagt und dies jedoch zugleich die Menschen erfüllt. Es ist Kunst, in wenigen Worten viel zeigen und darstellen zu können.

 

Die Kunst liegt daher nicht darin, viel zu erzählen oder nur über Dinge zu berichten, indem man beispielsweise sagt, dass man drei Löwen vor sich gehabt und sie alle getötet habe. Vielmehr kommt es darauf an zu zeigen was man sagt, es also zu beweisen. Daher besteht unsere Methode auch nicht darin, dass wir eine Vorlesung abhalten, euch Bücher geben oder aus diesen vorlesen. Stattdessen rufen wir zur Sohbet, also zur Konversation auf. Denn die Konversation ist durch Bilder geprägt, auch wenn du sie vielleicht in dem ersten Augenblick nicht wirklich wahrnimmst. Hörst du nämlich etwas in Bildern, wird es in dir in Bildern wieder hervorkommen. Daher rufen wir die Menschen zu uns, damit sie etwas zu sehen und eine Anschauung von den Dingen bekommen.

 

Um schauen zu können brauchst du Augen, die auch tatsächlich etwas sehen. Hierfür entfernen wir zur Reinigung den Schmutzfilm von den Augen des Herzens und der Seele. Denn ihr seht nicht wirklich was gesagt ist. Wir kratzen euch gewissermaßen den Schlaf aus den Augen ohne euch dabei weh zu tun.

 

Denn ein Meister macht seine Arbeit ohne etwas zu zerstören, er bringt etwas in Ordnung ohne dass er es beschädigt beziehungsweise zerbricht. Deshalb ist er ein Meister und das was er vollbringt ist ein Kunststück. Meister und Lehrer sind nicht identisch. Während der Meister Kunststücke hervorbringt, unterweist der Lehrer nur. Der Lehrer kann keine Kunststücke hervorbringen, sondern dich nur in diesem oder jenem unterweisen. Der Meister hingegen hebt dich hoch beziehungsweise hervor.

 

Was wir hier tun gleicht der Arbeit eines Optikers beziehungsweise Augenchirurgen. Der in der zu hohen Dioptriezahl begründete Fehler am Auge wird ausgeglichen, denn dann siehst du die Dinge nicht mehr unscharf oder unklar, sondern hast einen Adlerblick. Du siehst das Bild und die Ereignisse um dich herum nicht nur scharf, sondern du kannst sie auch wirklich gut erkennen. Du kannst sie also richtig sehen und erkennst sie auch richtig.

 

Wie willst du einem Menschen, der in seinem Leben noch nie die Sonne gesehen hat, sich aber ständig unter das Solarium legt, weil er denkt das wäre die Sonne, erklären was die Sonne ist? Es gibt schließlich Menschen, die sich unter das Solarium legen und denselben Effekt erzielen wollen wie die Sonne. Sie werden jedoch durch das Solarium und nicht durch die Sonne gebräunt. Und manchmal sieht man es diesen Menschen auch an, denn diese Bräune wirkt nicht natürlich. Vielmehr sehen sie aus wie gegrillte Hühnchen. Und es ist eine große Herausforderung einem Menschen, der die Sonne noch nie gesehen hat, zu erklären, was die Sonne ist. Denn auch wenn er die Sonne noch nie gesehen hat, hat er eine eigene Vorstellung von ihr und ihm dann die Wahrheit der Sonne näher zu bringen ist das Schwierigste.

 

Und deshalb ist die Betrachtung der Menschen von den Dingen, die um sie herum geschehen, davon abhängig, wie sie schauen beziehungsweise wie sie überhaupt sehen können.

Und dies wiederum hängt von der Schärfe ihres Blickes und natürlich auch davon ab, was der Geschmack und wie die Einstellung dieses Menschen ist. Dementsprechend sieht er die Wahrheit. Und daher ist es für einen Menschen leicht und süß, die Wahrheit so zu sehen, wie es ihm passt und seiner Vorstellung entspricht. Und um so bitterer und härter ist es für einen Menschen, die Wahrheit zu sehen oder zu akzeptieren, wenn sie nicht seiner Vorstellung und seinem Geschmack entspricht. Das Erste was die Leute sagen ist „Nein, ich kann das nicht annehmen, nicht akzeptieren und für sinnvoll erklären, das geht nicht.“

 

Warum nicht? Kannst du Beweise bringen? Den Leuten gefällt die Wahrheit nicht und sie wenden ein es mache keinen Sinn. Sinn hat dort jedoch nichts zu suchen. Der Grund ihrer Ablehnung ist, dass sie an dieser Wahrheit keinen Gefallen gefunden haben. Auf die Frage, was die Wahrheit mit Gefallen zu tun habe, bekomme ich jedoch keine Antwort, denn diese Frage ist zu gut. Denn die Wahrheit ist in ihrer Eigenschaft absolut und unveränderlich, während dein Geschmack und deine Vorstellung sich in jedem Augenblick entsprechend deiner Gefühle und Bedürfnisse ändert.

 

Bis zu meinem 20. Lebensjahr konnte ich keinen Essig essen, nach meinem 30. Lebensjahr kann ich kein Essen mehr ohne Essig essen, ohne den Essig geht es nicht mehr. Ist das Wahrheit, worin liegt da die Wahrheit? Bis zu meinem 20. Lebensjahr dachte ich, Essig sei nicht gut für mich. Seit dem 30. Lebensjahr kann ich ohne Essig nicht mehr leben, er ist gesund und genau richtig für mich. Hat sich die Wahrheit verändert? Essig ist Essig, immer noch. Ich glaube an den Essig, weil er sich nicht verändert. Ich habe mich verändert, meine Anschauung, mein Blickwinkel, meine Gefühle und mein Geschmack haben sich verändert.

 

Die Enttäuschung der Menschen rührt daher, dass sie sich ändern und dadurch die Dinge nicht mehr so sind wie sie vorher für sie waren.

Denn die Sichtweise der Menschen auf die Dinge ändert sich. Entweder werden ihre Augen schlechter oder sie werden besser. Entweder sie sehen Dinge noch unklarer oder sie sehen sie klarer. Aber was geschieht ist das, was wir Enttäuschung nennen. Dabei ist es eigentlich eine Desillusionierung, das heißt das Zerstören der Träume, das Zerstören eines Bildes. Die Illusion eines Menschen entspricht nicht der Wahrheit. Die eigene Vorstellung vom Leben ist dadurch zerstört worden, dass die Realität gekommen ist. Wo immer man mit der Realität konfrontiert wird, geht das Bild beziehungsweise die Vorstellung kaputt und dann kommt die Enttäuschung. Denn man hat falsch geguckt. Man hat sich also täuschen lassen und wurde enttäuscht.

Dies gleicht dem folgenden Bild: Wenn du der Zitrone den Namen Schokolade gibst und sie in den Mund nimmst, dann verhält sie sich wie eine Zitrone und deine Reaktion ist dementsprechend. Du verziehst dein Gesicht, denn es ist sauer. Du kannst in die Gesichter der Menschen schauen. Wenn sie Schokolade essen dann haben sie ein entzücktes Gesicht und wenn sie eine Zitrone essen haben sie ein verrücktes oder zumindest sehr zerknautschtes Gesicht. Wo der eine ein entspanntes Gesicht hat, hat der andere ein zerknautschtes Gesicht. Und das ist die Enttäuschung der Zitronengesichter, sie wurden alle enttäuscht von der Zitrone. Die Zitrone mag zwar aus der Schweiz kommen, aber dennoch ist es keine Schokolade. Du musst den Unterschied kennen lernen. Eine Zitrone ist gelb und oval. Zitrone und Schokolade kannst du schon am Geruch unterscheiden. Aber wenn deine Sinne verrückt spielen und du deine Gefühle und Sinne nicht richtig kategorisieren und einordnen kannst, dann spielst du ebenfalls verrückt.

 

Diese Welt ist etwas Virtuelles. Je mehr wir uns an sie kleben lassen, desto enttäuschter werden wir weil sie vergänglich ist. Vergänglichkeit bedeutet, dass etwas immer kleiner wird und sich nicht auf Dauer hält. Am Ende gibt es immer eine Pleite, das ist die Interpretation von Vergänglichkeit.

 

Schaffen wir diese Interpretation? Gestern waren die Waren unbezahlbar, heute will sie niemand mehr bezahlen. Das ist die Realität in dieser Welt.

Und was muss der Mensch also tun, was ist seine Aufgabe? Er sollte versuchen, die Bilder mit ihren Bedeutungen zu verstehen, die Bedeutung der Bilder zu erfassen. Er sollte nicht versuchen, nur über die Farben und Formen der Bilder zu verstehen. Farben können täuschen, denn entsprechend der Reflexion des Lichtes kann sich die Farbe des Lichtes verändern. Was für dich als weiß erscheint kann durch eine andere Reflexion grün oder auch blau sein. Glaube daran. „Guck mal der Blaumann“ sagst du, „Nein das ist der Grünschnabel.“ Das Licht täuscht in Abhängigkeit davon wie es reflektiert beziehungsweise wie und wo es erscheint.

 

Du musst wissen, dass die Farbe des Wassers immer die Farbe seines Gefäßes ist. Das Wasser an sich ist farblos. Füllst du das Wasser jedoch in ein rotes Gefäß, so nimmt es die Farbe dieses Gefäßes an. Fülle ich das Wasser in ein blaues Gefäß dann wirst du sagen, es handele sich um eine blaue Flüssigkeit. Wir sprechen jetzt nicht die Logik an, sondern nur das Sichtbare, wie sich das Wasser also zeigt, wie du es siehst. Es sieht wie eine blaue Flüssigkeit aus, nicht farblos. Das ist gemeint.

 

Aus deiner Logik und Erfahrung heraus weißt du, dass die Flüssigkeit nicht blau ist, sondern nur das Gefäß. Dir ist von vornherein bewusst, dass das Wasser immer farblos ist. Lediglich das Glas ist farbig.

 

Aber kannst du auch alle anderen Dinge in der Existenz so erkennen wie das Wasser? Nein, das ist das Problem der Menschen. Es gibt so viele Menschen, die keine Zeit hatten zum Lernen und sich nur vom Schauen täuschen lassen.

 

Der Grund warum Menschen heute oder der Mensch überhaupt depressiv und krank wird ist, dass er die Dinge die er sieht nicht in seiner Wahrheit erkennen kann. Er sieht die Dinge und das was er sieht verwirrt ihn, da er nicht die Klarheit dahinter erblickt und offene Fragen hat. Diese Fragen sind die Ursache dafür, dass er krank wird. Denn er bekommt keine Antwort darauf, er sieht nichts Klares. Das Problem liegt also in seiner Frage. Aus der Frage heraus entsteht also die Krankheit, da er eine chaotische Welt vor sich sieht. Ein Bild, welches er nicht richtig identifizieren kann. Und das macht ihn krank. Heute ist die Volkskrankheit der Stress, das heißt die Überbelastung der Menschen. Dies ist etwas, das als Erstes in ihren Köpfen geschieht. Und dann geschieht es in ihren Herzen. Denn ihre Köpfe sind verwirrt und überbelastet und das wirkt sich auf ihr Herz aus und auch ihr Herz wird dann überbelastet. Dann sterben die Menschen am Herzinfarkt, der auch eine Volkskrankheit geworden ist.

 

Heute empfehlen die Ärzte: „Iss dies nicht, iss das nicht. Iss keine Dinge, die zu viel Fett und Cholesterin haben.“ Aber wir sagen, dass du in erster Linie nicht deinen Verstand aufessen sollst, denn du zehrst an deinem Verstand. Du frisst an deinem Verstand. Dies solltest du nicht machen, denn es ist verboten. Alles andere kannst du schon essen. In früherer Zeit haben sich die Menschen nur von tierischen Fetten ernährt, die heute als schlecht dargestellt werden. Denn der größte Teil dessen, was die Menschen damals produziert haben, war fettig. Ob es Butter oder das Fleisch des geschlachteten Tieres war, die Menschen haben das Essen so zu sich genommen, wie es ihnen zur Verfügung stand. Es wurde nichts weggelassen. Und wir haben nicht gehört, dass Herzinfarkte in früheren Zeiten an der Tagesordnung gewesen sind, so wie es heute der Fall ist. Von Cholesterin haben die Menschen damals noch nichts gehört. Dies kam erst im 20. Jahrhundert. Und das, obwohl es in der heutigen Zeit, im 20. und 21. Jahrhundert, wiederum so viele Menschen gibt, die fettfreie Nahrung zu sich nehmen.

So wie die Menschen früher fettig gegessen haben, da ihnen keine andere Möglichkeit blieb, essen die Menschen heute vermehrt fettfrei. Aber die Krankheiten sind mehr als früher. Ich habe fast nie gesehen, dass Menschen fettiges Fleisch kaufen. Wir kaufen nur mageres Fleisch ein und trotzdem sind wir so krank.

 

Die Frage, das ist die Quelle deiner Krankheit. Die Sichtweise. Die Reihenfolge der Entwicklung bis zur Krankheit ist diejenige, dass der Mensch zunächst Dinge sieht, die ihn verwirren. Aufgrund dieser Verwirrung stellt er sich Fragen, auf die er keine Antwort erhält. Daher werden diese Fragen für ihn am Ende zu einer Krankheit und Qual. Das Leben ist ein Fragezeichen. Wenn man dieses Wissen des Lebens nicht lösen kann, wird es zu einer Qual.

 

Deshalb besteht unsere Tätigkeit darin, dir auf eine Aktion die passende Reaktion zu geben, dir also eine dem Bild entsprechende Sichtweise zu geben beziehungsweise dir die richtige Einstellung und Anschauung zu vermitteln. Jedes Ereignis und alles was passiert ist eine auf dich zukommende Aktion. Und dann kommt es genau auf die richtige Reaktion an. Das ist wichtig und beherrscht nicht jeder, die meisten schaffen es nicht. Sie wissen nicht, wie sie das vor ihnen stehende Bild interpretieren und dementsprechend reagieren sollen. Lasst euch nicht von den Farben verwirren. Erkennt die Bedeutung des Bildes. Dafür benötigt ihr jedoch die richtigen Augen. Um richtig zu sehen braucht man eben ein scharfes Auge und eine scharfe Sicht. Deswegen kratzen wir euch den Schlaf aus den Augen und beheben den Sehfehler oder den Star, der sich vor eurer Linse gebildet hat.

 

Aber unsere Arbeit hier ist nicht vergleichbar mit der eines gewöhnlichen Optikers. Wir setzen auf optische Reize und Bilder eine spirituelle Brille auf. Du nimmst also optisch etwas wahr und bekommst eine spirituelle Sicht entsprechend deiner Sehstärke und des Bildes, das du siehst.

 

Wenn der Mensch aber die Bedeutung dessen, was er hier fühlt, und das ist das Leben, nicht wirklich erfassen kann, dann ist er in diesem Bild einfach nur innerhalb dieses Rahmens gefangen und erkennt den dahinterstehenden Sinn nicht. Wenn du entsprechend der Bilder fühlst, wirst du durch das Optische manipuliert.

 

Damit dies nicht passiert und du zumindest nicht ganz unter dem Einfluss der optisch vor dir stehenden Bilder manipuliert wirst, musst du mit einem anderen Auge in diese Bilder hineinschauen. Du benötigst spirituelle Augen.

 

Ich sehe hier so viele Brillenträger. Entweder haben sie Schlaf in den Augen oder sind kurzsichtig beziehungsweise weitsichtig. Aber nicht die Brille von jedem passt auf die Brille des anderen. Auf die Nase des anderen passt sie schon, aber er kann nicht durch diese Brille sehen. Denn jeder hat seine eigene Sichtqualität, die Qualität und Stärke seiner Augen ist anders. Daher ist jede Brille in ihrer Stärke verschieden und man kann nicht die Brille eines anderen aufsetzen. Vielmehr benötigt man eine Brille, die der individuellen Sehstärke entspricht. Tauscht man seine Brille mit der eines anderen, wird einem vielleicht so schlecht, dass man sich übergeben muss. Das Schwindelgefühl erzeugt Übelkeit und man muss sich übergeben. Es gibt so viele Leute, die sich übergeben und dadurch nichts mehr sehen. Du sollst dich übergeben, aber auf eine andere Art und Weise, auf eine reine Art und Weise. Du sollst dich dem Schöpfer übergeben und ergeben.

 

Und der wahre, echte Optiker schafft es, dem Patienten in diesem Falle genau diejenige Brille zu geben, von der ihm nicht übel wird von dem was er sieht. Vielmehr bekommt er eine klare und scharfe Sicht der Dinge, ohne dass Übelkeit aufsteigt.

 

Und das schafft nicht jedermann. Was das Leben betrifft schafft es auch nicht der Optiker, sondern da bedarf es eines spirituellen Optikers, eines Meister.

Und solch ein Patent ist ein himmlisches Patent und deswegen haben es nur die Meister, die eine Verbindung zum Himmel haben. Und sie sind in der Lage, den Menschen die richtige Brille aufzusetzen, so dass sie die Bilder nicht nur in ihren Farben und Formen sehen, sondern auch die Bedeutung dahinter entsprechend ihrer Sehrstärke wirklich erkennen können. Wenn Bedeutungen sich ändern so betrügen sie nicht, aber Farben betrügen dich.

 

Wir haben vernommen, dass die Japaner eine Brille entwickelt haben, durch die man durch die Kleidung der Menschen hindurchgucken kann. Sie ist vergleichbar mit einer Röntgenbrille. Und die Wissenschaftler dieser Erfindung sagen, dass sie nun die Wahrheit betrachten können, die nackte Wahrheit. Doch nun sind die Wissenschaftler geteilter Meinung, ob es ethisch und moralisch vertretbar ist, die Brille auf den Markt zu bringen.

 

Und ich frage mich, wie dumm diese Menschen sind, wenn sie sich diese Frage erst nach ihrer Erfindung stellen. Warum stellst du dir diese Frage nicht vor der Entwicklung? Dies wäre sehr wissenschaftlich und klug. Sie haben so viel Zeit und Geld investiert und stellen sich dann die Frage, ob das Produkt vermarktet werden kann und soll oder ob das Experiment pleite geht.

Und nun sind die Sponsoren an der Reihe. Sie müssen fragen: „Was wollt ihr überhaupt machen? Etwas Gutes oder etwas Böses? Etwas Moralisches oder etwas Unmoralisches?“ „Wir wollen die nackte Wahrheit“, so lautet die Antwort. Und aufgrund dessen treffen die Sponsoren ihre Entscheidung, das Produkt zu finanzieren.

 

Die Menschen haben ein großes Interesse, wenn es um die nackte Wahrheit geht. Sie sind sehr neugierig und interessiert. Ich habe gehört, dass in Tokio jeder diese Brille trägt.

Aber dies ist keine nackte Wahrheit, dies ist eine tierische Wahrheit. Alle Tiere sind nackt, denn sie haben keine Kleidung an. Wir unterscheiden uns dadurch von den Tieren, dass wir Kleider tragen und einen Verstand haben. Mittlerweile ist der Verstand jedoch verloren gegangen und die Kleider fast auch.

 

Um den Kreis zu schließen: Du bist als Mensch jemand, der sich in der Wüste befindet und nach Wasser sucht. Nimm nicht sofort das erste Wasser, dass dir geboten wird. Schaue erst, ob dieses Wasser trübe ist und ob es einen guten oder schlechten Geschmack hat. Trinke es nicht ohne es geprüft zu haben. Denn sonst macht dich dieses Wasser krank, obwohl es dich eigentlich beleben soll. Es verdirbt dir den Magen und du wirst krank. Man kann nicht das Wasser aus jedem Brunnen ziehen und trinken. Und mit dem Glauben daran, dass es irgendwann schon Wasser geben wird, ist es nicht sinnvoll, sich vor einen Brunnen zu setzen und zu warten. Schaue und suche nach Wasser das klar ist, das klar vor dir steht. Schaue ob es trüb oder klar ist und ob es einen süßen Geschmack hat.

 

Und um das sehen und verstehen zu können, benötigst du zunächst einmal den richtigen Blick dafür. Und das versuchen wir als Erstes zu bekommen. Den richtigen Blick und Einblick, denn ohne Einblick kein Ausblick.