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Die Geschichte des Mönchs auf dem Berg

Die Welt ist dreckig. Was immer du in diese Welt, für diese Welt säst, das, was du am Ende erntest, wird dreckig sein. Wenn es nicht am Anfang dreckig ist, so wird es am Ende dreckig sein.

 

Alle Propheten sind gekommen, um folgendes zu verkünden: „O Menschen! Die Welt ist dreckig. Nehmt von ihr nur so viel, wie ihr benötigt, und lasst ab von dem Rest.“

 

Was ist die Bedeutung dieser Aussage? Die Welt ist in Wirklichkeit eine Tierwelt. Da das physische Wesen des Menschen dem des Tieres ähnelt, ähneln die physischen Bedürfnisse des Menschen denen der Tiere. Aus diesem Grund isst und trinkt der Mensch, so, wie auch die Tiere es tun.

 

Was immer du von dieser Welt isst und trinkst, am Ende wirst du es jedoch wieder ausscheiden und das, was du ausscheidest, ist so widerlich, dass man sich davor ekelt. Der Mensch isst und trinkt und vergräbt das, was er ausgeschieden hat, in der Erde. Danach kehrt dieses, was er vergraben hat, wieder als Nahrung zu ihm zurück. Das ist die Wahrheit des weltlichen Lebens und der weltlichen Gaben.

 

Aus diesem Grund sagten alle Propheten: „Iss und trink von dieser Welt nur so viel, wie du benötigst. Sei nicht wie ein Tier.“ Denn der Mensch ist in seinem Ursprung kein Tier. Das Bedürfnis des Essens und Trinkens, sowie die sexuelle Begierde des Menschen, ähneln dem des Tieres. Denn wie bereits gesagt, ähnelt der Mensch mit seinem physischen Wesen dem Tier. Der Mensch besitzt jedoch nicht nur ein physisches Wesen, sondern auch ein spirituelles Wesen mit einem freien Willen. Der Mensch unterscheidet sich vom Tier dadurch, dass er seinen freien Willen benutzt und ein maßvolles und reines Leben führt, ohne zu übertreiben – weder beim Essen und Trinken, noch bei seinen anderen Bedürfnissen.

 

Der Mensch unterscheidet sich vom Tier also nicht dadurch, dass er die Freuden des Lebens über die Grenzen hinaus lebt, sondern dadurch, dass er die Freuden des Lebens in Grenzen lebt. Wenn der Mensch zügellos den Freuden dieser Welt hinterher rennt und seine einzigen Sorgen Essen, Trinken und Sex sind, wird der Dreck dieser Welt ihn krank machen.

 

Der Großteil von Blutdruckstörungen, Herzbeschwerden und physischen Krankheiten entsteht durch zu viel Essen, zu viel Trinken und zu viel Sex – kurz gesagt, ohne eine Disziplin im Leben und durch eine dreckige Lebensweise. Die Menschen haben die Nacht in den Tag und den Tag in die Nacht verwandelt, um die Freuden des Lebens so viel wie nur möglich auszuleben. Darunter leiden sie aber, sowohl physisch als auch psychisch.

 

„Was ist der Grund für diese Wildheit? Warum übertreibt ihr es so sehr?“, frage ich die Leute, die ein maßloses und zügelloses Leben führen. „Weil wir es lieben “, antworten sie,

 

“Wir lieben es, zu essen und zu trinken und die Freuden des Lebens auszuleben. Der Mensch kommt nur einmal auf diese Welt. Wenn wir schon sterben, wollen wir nicht hungrig von dieser Welt gehen.“

 

Die Menschen glauben nicht an das Jenseits und sie sind sich der wahren Freuden und Vergnügungen im Paradies nicht bewusst. Sie glauben, es würde kein Leben hiernach geben und daher versuchen sie, dieses weltliche Leben voll und ganz auszukosten – mit fatalen Folgen.

 

Die wahre Glückseligkeit jedoch befindet sich im Jenseits, und im Vergleich zu den Genüssen des Paradieses sind die Freuden dieser Welt rein gar nichts. Die Leute, die das Glück ausschließlich in dieser Welt suchen und von einer kurzzeitigen Befriedigung zur anderen rennen, sind wie Esel, die nur Stroh im Kopf haben.

 

O Menschen, wacht auf! Wir sind auf dieser Welt im Exil. Wir haben im Himmel etwas Tierisches getan und aus diesem Grund sind wir auf den Erdboden in die Welt der Tiere gefallen. Wir sind in diese Welt gefallen, damit wir lernen, Mensch zu werden.

 

Dies hier ist nicht unsere ursprüngliche Heimat. Wir gehören dem Paradies an. Der allmächtige Herr hat das Paradies für unseren Großvater Adam und für unsere Großmutter Eva erschaffen. Wir sind deren Kinder und Erben. Wir haben ein Recht darauf, im Paradies zu leben. Warum erkämpfen wir dieses Recht nicht und beanspruchen es nicht?

 

In einem Vers des letzten Testaments, dem Heiligen Koran, gebietet der Schöpfer: „Hier, das ist das Paradies, das ihr aufgrund eurer Taten geerbt habt.“

 

Wenn ein Bauer stirbt, streiten sich zehn Erben um den einen Ochsen jenes Bauers. Warum aber will keiner das Paradies, welches der Freudengarten der Ewigkeit ist, für sich beanspruchen? Das ist sehr sonderbar!

 

Ich habe gehört, dass Amerikaner und Japaner den Mond aufteilen und diese Grundstücksanteile reichen Leuten verkaufen. Geschäftsleuten, die dir Illusionen andrehen wollen, vertraust du so sehr und bist sogar bereit, alles für sie herzugeben. Den Propheten aber, welche die Boten des Paradieses sind, denen vertraust und glaubst du nicht, obwohl sie nichts von dir verlangen.

 

Alle Propheten, der Friede sei mit ihnen, haben gerufen: „O ihr Leute! Wahrlich, ihr seid Erben des Paradieses. Gibt es niemanden, der zum Paradies rennt? Das ist doch ein unbezahlbares Erbstück eures Großvaters und dort gibt es unvorstellbare Gaben.“

 

Wie viel Leute sind aber diesem Ruf gefolgt?

 

Wenn man sagen würde, dort und dort gibt es einen Schatz, der jedoch von Drachen bewacht wird, dann würde jeder eine Waffe in die Hand nehmen und eine Rüstung anziehen und dorthin rennen, ohne sich um die Drachen zu sorgen.

 

Warum rennt aber niemand zum Paradies? Würdest du alle Schätze dieser Welt aufeinander stapeln, wären sie im Vergleich zu den Schätzen des Paradieses nichts wert. Warum freust du dich denn nicht auf das Paradies? Das Paradies gibt es! Komm ins Paradies! So wie es im Himmel den Mond, die Sonne und so viele Sterne gibt, so gibt es auch die jenseitige Welt, die das Paradies genannt wird.

 

Der Prophet Mohammed, Friede sei mit ihm, sprach einst: „Solange du nicht das Gegenteil einer Nachricht, die du gehört hast, beweisen kannst, sage nicht `glaube ich nicht`.“ Du bist nicht gezwungen sofort zu glauben, aber forsche nach. Nach der Wahrheit zu forschen gehört zu deiner Aufgabe.

 

Der Herr hat dir einen Verstand gegeben, damit du zur Wahrheit findest. Er hat dir den Verstand nicht gegeben, damit du nur Essen und Trinken im Kopf hast. Wenn du kein Raumschiff hast und nicht im Stande bist einen Planeten nach dem anderen zu besuchen, so denke über die Wahrheit mithilfe von Gleichnissen nach und finde die Wahrheit mit deinem Verstand.

 

Die folgende Geschichte beschreibt die Verbindung zwischen dieser Welt und dem Jenseits auf sehr schöne Weise. Die Geschichte handelt von einem unserer Großmeister Ja›far as-Sadiq und einem Mönch.

 

Eines Tages führte der Weg des großen Sufi Meisters Ja’far as-Sadiq nach Damaskus. Dort sah er, wie sämtliche Bewohner der Stadt sich zum gegenüberliegenden Berg begaben.

 

Ja’far as-Sadiq wurde neugierig und fragte: „O Volk, warum geht ihr auf den Berg, was gibt es dort?“

 

Sie antworteten: „Auf jenem Berg ist ein heiliger Mönch, der sich von den Menschen zurückgezogen hat. Aber ein Mal im Jahr kommt er aus seiner Höhle heraus und gibt den Menschen Ratschläge. Und heute ist der Tag, an dem der Mönch wieder aus seiner Höhle kommen wird. Es ist der Brauch, dass die Menschen zu ihm kommen und seinen Ratschlägen zuhören. Jeder hier hat seine Familie versammelt und geht jetzt auf den Berg, um dem Heiligen zuzuhören.“

 

Ja’far as-Sadiq, der all das hörte, beschloss, sich ihnen anzuschließen. Denn er hatte mit dem Auge seines Herzens gesehen, dass der Mönch auf jenem Berg ein aufrichtiger Diener des Herrn war, und wollte von den Ratschlägen des Mönchs profitieren. So lief Ja’far as-Sadiq dem Volk hinterher. Als sie gerade an der Höhle des Mönchs angekommen waren, sahen sie, dass der alte Mönch bereits aus seiner Höhle herausgekommen war und auf sie wartete.

 

Als die Menge sich vor der Höhle versammelt hatte und Ruhe eingekehrt war, erhob der Mönch seinen Kopf und warf einen Blick auf das Volk. Gerade als er seinen Mund öffnen wollte, um zu sprechen, blieben seine Augen an Ja’far as-Sadiq, der ganz hinten stand, hängen. Denn unter den Hunderten von Menschen leuchtete Ja’far as-Sadiq wie die Sonne, aufgrund des Göttlichen Lichtes, das er ausstrahlte. Der Mönch erkannte sofort durch das Auge seines Herzens, dass Ja’far as-Sadiq nicht gewöhnlich war, sondern ein heiliger Diener des Herrn. Mit seiner Hand machte der Mönch ein Zeichen und rief Ja’far as-Sadiq zu sich.

 

Als der große Sufi Meister sich genähert hatte, sagte der heilige Mönch: „O Fremder! Sprich, wer bist du? Bist du von den Wissenden oder von den Unwissenden? Dass du kein gewöhnlicher Mensch bist, lässt sich von dem Licht deines Gesichtes erkennen. Warum bist du hierher gekommen?“

 

Auf diese Frage des Mönchs hin, dachte Ja’far as-Sadiq ein wenig nach. Würde er sagen, dass er einer der Wissenden sei, würde er wie jemand erscheinen, der mit seinem Wissen angäbe. Würde er sagen, dass er von den Unwissenden sei, dann würde er lügen. Ich nehme am besten den Mittelweg, dachte sich Ja’far as-Sadiq und sagte: „O Heiliger Mönch! Ich bin weder ein Wissender noch ein Unwissender. So Gott will, bin ich hierher gekommen, um das, was ich nicht weiß, zu dem, was ich weiß, hinzuzufügen.“

 

Daraufhin erwiderte der alte Mönch: „Wenn du schon nicht von den Unwissenden bist, so werde ich dir vier Fragen stellen.“

 

Ja’far as-Sadiq entgegnete: „Wie Sie wünschen. Aber wissen Sie, dass der Grund, warum ich mich hier befinde der ist, von Ihrer spirituellen Kraft zu profitieren. So wie das Volk von Damaskus sich hier befindet, um von Ihrem gesegneten Gebet und Ihren heiligen Ratschlägen einen Nutzen zu ziehen, so befinde auch ich mich aus dem gleichen Grund in Ihrer Gegenwart. Aber da an diesem Ort das Wort Ihnen gehört, werde ich Ihnen, was immer Sie fragen, eine Antwort, geben.“

 

Daraufhin sagte der Mönch: „So antworte diesen vier Fragen. Im Paradies gibt es einen sogenannten Lotusbaum. Von dieser Art gibt es nur einen Baum. Seine Äste erstrecken sich über acht Paradiese und erreichen jedes Haus, das es in diesen Paradiesen gibt. Berichte mir von diesem Baum. Gibt es auf dieser Welt etwas Vergleichbares?"

 

Ja’far as-Sadiq antwortete: „Das Gleichnis dieses Baumes im Paradies ist die Sonne, o Mönch. So wie die Äste jenes Baumes jedes Haus erreichen, so gibt es nichts, was von den Strahlen der Sonne nicht erfasst wird. Ohne von der Sonne bestrahlt zu werden, könnte in dieser Welt nichts existieren. Die Sonne ist der stärkste Beweis des Lotusbaumes im Paradies.“

 

Als er diese Antwort gehört hatte, sagte der Mönch: „Du hast die Wahrheit gesprochen, o Fremder. Nun gib mir eine Antwort auf meine zweite Frage. Es heißt, dass die Menschen im Paradies essen und trinken, aber nicht das Bedürfnis verspüren, das, was sie zu sich genommen haben, wieder auszuscheiden. Kannst du mir ein Gleichnis davon in dieser Welt geben?“

 

Daraufhin sprach der Heilige Ja’far as-Sadiq: „O Mönch, das Gleichnis dieses Zustandes im Paradies ist das Kind im Mutterleib. Das Baby wird im Mutterleib von der Mutter ernährt. Und das, was das Kind im Mutterleib zu sich nimmt, scheidet es nicht aus. So wie dieses Wunder in dieser Welt möglich ist, so wird es erst recht im Paradies möglich sein.“

 

Auf diese Antwort hin erwiderte der Mönch: „Du hast die Wahrheit gesprochen, o Fremder. Meine dritte Frage lautet: im Paradies wirst du alles Mögliche essen können, aber das, was du isst, wird nicht weniger werden. Wenn du von einem Ast eine Frucht pflückst, wird augenblicklich eine neue Frucht nachwachsen und so wird der Baum niemals ohne Früchte sein. Was ist das Gleichnis davon in dieser Welt?“

 

Ja’far as-Sadiq erklärte daraufhin: „O Mönch, die Antwort deiner Frage sind die Verse des Heiligen Buches. Denn die Worte des Herrn im Heiligen Buch sind die Nahrung aller Seelen und Herzen. Je mehr du von den Worten des Herrn hörst, umso mehr ernährt sich deine Seele. Und diese Nahrung wird nicht weniger, wenn du von ihr hörst.

 

Nein! Ganz im Gegenteil! Es wird immer mehr und köstlicher, denn aus den Worten Gottes entstehen Weisheiten, die einem uferlosen und unergründlichen Ozean gleichen.

 

So wie der Heilige Ali, der Neffe des gesegneten Propheten Mohammed – Friede sei mit ihm, einst sagte: ‹Wenn ich versuchen würde die Geheimnisse der ersten Verse des Heiligen Korans zu enthüllen und so viele Bücher schreiben würde, wie auf vierzig Esel gepackt werden können, es würde nicht ausreichen, um alle Weisheiten dieser Göttlichen Verse niederzuschreiben.›

 

Seit Tausenden von Jahren werden über die Verse des Heiligen Korans, dem letzten Testament, Millionen von Büchern geschrieben. Dies zeigt, dass das Wort Gottes immer frisch ist und sich niemals verringert.”

 

Als der Mönch dies hörte, sagte er: „O Fremder, du hast die Wahrheit gesprochen. Nun werde ich dir eine der schwierigsten Fragen stellen, mal schauen, ob du diese Frage beantworten kannst. Denn diese Frage können nur diejenigen beantworten, die mit dem Himmel verbunden sind.

 

Hier kommt die Frage: Sie sind als Zwillinge am gleichen Tag geboren und sie sind am gleichen Tag gestorben. Als sie jedoch starben, war der eine 100 und der andere 200 Jahre alt. Wer sind diese?“

 

Der große Sufi Meister Ja’far as-Sadiq antwortete: „Diese Frage, die du als eine der schwierigsten Fragen bezeichnest, ist für uns die leichteste, o Mönch. Denn der Heilige Koran erzählt uns von ihnen und gibt uns von ihnen Kunde. Jene sind die Kinder Israels: Esra und Usa – der Friede sei mit ihnen.

 

Im Heiligen Koran, berichtet der Allmächtige Herr von ihnen wie folgt: Eines Tages kam Esra an eine verlassene und verfallene Stadt. Als er die verfallene Stadt sah, dachte sich Esra, wie jene zerstörte Stadt wohl wieder repariert und wiederbelebt werden könnte. Der allmächtige Herr versetzte daraufhin Esra zusammen mit seinem Esel neben ihm in einen Schlaf. Und so schlief Esra gemeinsam mit seinem Esel hundert Jahre lang.

 

Nach eben diesen hundert Jahren weckte der Herr sie wieder auf und sandte sofort einen Engel zu Esra, den er fragen ließ: ‹O Esra, sag, wie lange hast du geschlafen?› Esra antwortete: ‹Einen halben oder vielleicht auch einen ganzen Tag habe ich geschlafen.› Der Engel erwiderte: ‹Nein, o Esra, du hast genau hundert Jahre geschlafen. Wenn du es nicht glaubst, dann schau mal auf den Esel, der neben dir lag, und auf deinen Reiseproviant.› Esra schaute sich um und erblickte, dass anstatt eines lebendigen Esels ein Skelett neben ihm lag und dass von seinem Reiseproviant nichts mehr übrig geblieben war.

 

Eine andere Weisheit, warum Esra in einen hundertjährigen Schlaf versetzt wurde, war, dass zu jener Zeit ein Tyrann herrschte, der jene verfallene Stadt, welche Jerusalem war, in Brand gesetzt und zerstört hatte. Die Absicht jenes Tyrannen war es, zusammen mit Jerusalem alle Exemplare der Thora und diejenigen, die über die Thora Bescheid wussten oder sie auswendig konnten, zu vernichten.

 

Und Esra war jemand, welcher die Thora auswendig wusste. Um zu verhindern, dass auch er von dem Tyrannen getötet wurde, hatte der allmächtige Herr Esra in einen Schlaf versetzt, so lange bis der Tyrann gestorben und sein Kapitel geschlossen war. Jetzt war Esra der Einzige, der über die Thora Bescheid wusste. Und so wurde es ihm zuteil, die Thora von Neuem zu schreiben. Dies ist eine der Weisheiten, warum er vom Herrn in einen hundertjährigen Schlaf versetzt worden war..

 

Eine zweite Weisheit ist es, dass der allmächtige Herr Esra zeigen wollte, wie etwas wiederbelebt werden kann. Als Esra, nachdem er wieder aufgewacht war, in die einst verlassene und verfallene Stadt ging, sah er, dass die Stadt sich äußerst entwickelt hatte und eine – zu damaligen Zeiten – moderne Stadt geworden war.

 

Als Esra jedoch den Menschen mitteilte, wer er war, entgegnete das Volk: ‹Zweifellos bist du ein Lügner. Esra, war jemand, der vor einer langen Zeit gelebt hat. Jetzt ist er nur noch eine Legende. So viele Generationen sind seit ihm gegangen und gekommen.› Aber Esra bestand darauf, dass er Esra war. Daraufhin schlugen die Leute vor: ‹Lass uns dich prüfen, ob du die Wahrheit sprichst oder nicht. Hier in der Nähe wohnt eine sehr, sehr alte Frau. Sie ist älter als hundert Jahre. Wenn du wahrlich Esra bist, so müsste sie dich erkennen. Aber leider hat sie schon ihr Augenlicht verloren.›

 

Als Esra dies hörte, machte er sich sofort auf den Weg dorthin. So fand Esra die alte Frau und stellte sich ihr vor. Auch wenn die alte Frau blind war, so erkannte sie Esra an seiner Stimme. Mit ihren Händen strich sie über sein Gesicht und sagte: ‹Zweifelsohne ist dies Esra. Esra, den wir vor vielen Jahren verloren haben, ist zurückgekehrt.› Dann teilte die alte Frau Esra mit, dass sein Bruder noch lebe und brachte ihn zu Usa. Als Esra seinen Bruder Usa wiedertraf, war er in dem Alter, in dem er in den Schlaf versetzt worden war, also vierzig, obwohl hundert Jahre vergangen waren.

 

Sein Bruder Usa hingegen hatte die hundert Jahre voll und ganz ausgelebt und war 140 Jahre alt geworden. Nachdem Esra und Usa sich wiedergetroffen hatten, lebten sie noch sechzig Jahre und als sie starben, war Usa 200 Jahre und Esra 100 Jahre alt.“

 

„Du hast die Wahrheit gesprochen, o Fremder,“ antwortete der Mönch, „All deine Antworten lassen erkennen, dass du ein wahrlich Wissender bist, dem die Weisheit innewohnt."

 

„Nein!“, entgegnete der Heilige Ja’far as-Sadiq, „Ich bin ein Niemand, der versucht ein Diener Gottes zu sein. Aber erlauben Sie mir, o Sie großer Mönch, dass auch ich Ihnen eine Frage stelle. So vieles über das Paradies haben Sie mich gefragt und so viele Antworten haben Sie von mir verlangt. Jetzt sagen Sie mir: wie kommt man ins Paradies? Was ist der Weg ins Paradies? Was ist der Schlüssel ins Paradies? Berichten Sie mir von diesem Schlüssel!“

 

Der Mönch, der solch eine Frage nicht erwartet hatte, schwieg und gab keine Antwort. Das Volk, das zusah, wie der Mönch schwieg, erregte sich und bedrängte den Mönchen: „O großer Heiliger! Diese Frage geht uns alle an. Gib eine Antwort auf diese Frage, damit wir wissen, was der Schlüssel ins Paradies ist und wie wir ins Paradies kommen.“

 

Auf diese Aufregung des Volkes hin, seufzte der Mönch und gab schließlich folgende Antwort: „Die Formel und der Schlüssel ins Paradies sind die Worte: La ilahe illallah, Muhammedun Resulallah! Es gibt keine Gottheit außer Allah und Mohammed ist Sein Gesandter. Er ist der Siegel des Prophetentums ... Sein Schiff ist das Letzte Schiff, das ins Paradies führt.“

 

Das Volk schloss sich dem Mönch an und sie sangen alle zusammen:
„La ilahe illallah, Muhammed Resulallah.“
„La ilahe illallah, Muhammed Nebiyullah
„La ilahe illallah, Muhammed Habibullah."