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Warum verbirgt sich der Herr?

Wir bitten um Unterstützung: O Ihr Heiligen! O ihr Zentren der spirituellen Kräfte! Gebt eure Erlaubnis, auf dass Perlen der Wahrheit herabkommen und unsere Worte einen Wert bekommen. Destur ya!

 

Welche Worte sind wertvoll? Diejenigen, die schön verpackt, glänzend und blendend aus dem Mund kommen, aber bedeutungslos sind? Oder die ungezierten und ungekünstelten, also reinen Worte, die tausend und eine feine Bedeutung haben – welche Worte sind wohl kostbar wie Perlen?

 

Wir leben heute in der Zeit der Täuschung. Je glanzvoller die Aufmachung, desto angesehener ist etwas. Was zählt noch der innere Wert? Niemanden interessiert für ihn. Die Menschen denken nicht mehr nach. Jeder glaubt nur an das, was er sieht, und niemand denkt über das Ungesehene nach. Im Resultat quälen sie sich endlos mit leeren Angelegenheiten und bedeutungslosen Worten.

 

„Sei es auch ein Schmuckkästchen - was nützt es dir, wenn es vollkommen leer ist? Wirf es doch weg!“, sage ich. „Um Himmelswillen Sheikh! Was sagst du da? Egal, leer oder nicht. Es ist doch ein Schmuckkästchen, wie könnten wir es einfach wegwerfen“, erwidern sie darauf.

 

Sie sind verblendet! Verblendet vom Glanz der Dinge, die in Wirklichkeit nur nutzlos für sie sind. Wir können es den Menschen nicht so einfach erklären, vor allem den Belesenen nicht. Warum nicht? Die Bücher, die sie in ihren Köpfen tragen und von denen sie meinen, sie seien Muscheln mit verborgenen Perlen, sind innerlich vollkommen leer und wertlos. Wie will man diese Wahrheit belesenen Personen klar machen? Das ist schwierig!

 

Da die Lüge geschmückt ist, wird sie von den Menschen vorgezogen. Wenn aber einmal ein wahres Wort gesagt wird, halten sie sofort ihre Ohren zu. Warum? Die Wahrheit ist nackt und beschönigt nicht. So erscheint dem Geschmacklosen die Lüge schöner als die Wahrheit.

 

Zum Beispiel sagen wir: „O ihr Menschen, das Heilmittel für eure Depression ist der richtige Glaube. Wenn ihr das nicht akzeptiert, werdet ihr niemals erlöst werden.” ”Der richtige Glaube ist die einzige Medizin, kommt zum Glauben“, laden wir die Menschen ein - aber niemand hört darauf. Jeder hat ein Stöpsel im Ohr und dröhnt sich mit Rap oder Heavy Metal zu, so dass er nichts anderes mehr hört. Aber auch diejenigen, die ihre Ohren nicht mit einem Kopfhörer zugestöpselt haben, nehmen wegen dem Mist und Dreck, der überall zu hören ist, nichts mehr richtig wahr.

 

Es geht nicht nur darum zu glauben, denn glauben tut jeder. Gibt es etwa in dieser Welt jemanden, der nicht glaubt? Woher sonst, außer aus dem Glauben, will der Mensch seine Motivation für sein Leben und seine Arbeit bekommen? Erst der Glaube versetzt in Bewegung. Jede Bewegung entsteht aus Glauben, sei er bewusst oder unbewusst.

 

Zweifelsohne steht hinter jeder Bewegung ein motivierender Glaube, ganz abgesehen davon, ob er richtig oder falsch ist. Anders kann es ganz einfach keine Bewegung geben. Daher betonen wir, dass man nicht nur glauben sollte, sondern dass man besser auch dem richtigen Glauben folgt. Denn jeder glaubt, auch der Atheist! Auf dieser Welt existiert niemand, der nicht glaubt. Die einen glauben richtig, die anderen falsch.

 

Diejenigen, die richtig glauben, sind stets damit beschäftigt, ihren Anteil an dieser Welt und am Hiernach zu erwerben. Und diejenigen, die falsch glauben, werfen jeden Tag aufs Neue ihre Angelrute aus und wundern sich am Ende immer, warum sie wieder nichts abbekommen haben. Wie kann man denn auch in einer Fata Morgana des Ozeans einen Fisch erwarten? Wer hat jemals gesehen, dass es in der Wüste Fische gibt? Unmöglich!

 

Wenn wir ”richtiger Glaube” sagen, so meinen wir das richtige Verhalten und die richtige Lebensweise. Denn jedes richtige Verhalten entspringt vom richtigen Glauben, der es motiviert. Und das Resultat des richtigen Verhaltens ist, wie jeder weiß, schön und erhaben.

 

Ich weiß nicht, ob euch die Gründe für das richtige bzw. falsche Verhalten und die richtige bzw. falsche Lebensweise jemals auf so eine Weise erläutert wurden. Was ich weiß ist, dass unser Großsheikh jetzt die Schleier einiger Geheimnisse und Wahrheiten leicht öffnet, so dass wir mit dem Herzen das verstehen, wozu unser Verstand nicht fähig ist.

 

In dem Zeitalter der Technologie, in der wir leben, sind die Menschen wie Roboter. Warum wie Roboter? Die meisten Menschen haben keine Gefühle und Gedanken mehr. Weder ist ihnen ein Rest Menschlichkeit geblieben, noch verbindet sie irgend etwas mit dem Menschsein. Es gibt keine Nächstenliebe mehr - alle sind Egoisten geworden! Gefühlslose Maschinen, die direkt von Satan manipuliert werden und deshalb verrückt spielen. Sie spielen verrückt, weil sie ihren Schöpfer und Seine Richtlinien nicht akzeptieren.

 

Worüber macht sich eine Maschine Sorgen? Entweder über Öl oder die Batterie. Eine Maschine lebt entweder durch das Öl oder durch die Elektrizität, beispielsweise von einer Batterie. Das ist die einzige Sorge einer Maschine.

 

Und so ist auch die einzige Sorge des Menschen, zu essen und zu trinken und es auf jegliche Art und Weise zu treiben. Ihre einzige Sorge und ihr einziger Gedanke ist: lasst uns soviel essen und trinken wie wir wollen, und es uns so treiben, wie es uns gerade gefällt.

 

Mit klarem Blick werden wir sogar erkennen müssen, dass eine Maschine mehr Ehre besitzt als der heutige Mensch. Denn jede Maschine arbeitet und verhält sich entsprechend ihrer Programmierung, und handelt nicht nach Lust und Laune.

Der Mensch von Heute aber beharrt darauf sich so zu verhalten, so wie es ihm in den Kram passt. ”Liegt Ehre darin, so zu handeln, wie es einem gerade passt?”, frage ich, aber niemand antwortet. Ehre ist etwas, die dir von jemand anderem verliehen wird. Niemand kann sich selbst mit Ehre bekleiden.

 

Für den Menschen, der sich nicht selbst das Ehrenkleid überziehen kann, ziemt es sich nicht, dass er nach seiner Laune handeln will. Selbstverständlich muss sich jeder in ein System, eine Ordnung oder eine Disziplin fügen und danach handeln. Ansonsten zeichnet niemand ihn mit Ehre aus, eher wird er verstoßen. Wie eine untaugliche Maschine wird er aussortiert und in der Schrottpresse weiterverarbeitet.

 

Wem wird sein Leben zu Gift? Wer Falsches als richtig erachtet und danach handelt, dem wird das Leben zu Gift.

 

Daher verkündet der Allmächtige: „Vermute nicht!“. Stelle keine bloßen Vermutungen an, sondern wisse, was jede Handlung bedeutet und welche Folgen sie mit sich bringt, sonst wirst du von deiner Unwissenheit verbrannt! Was wird aus dem, der nicht in die Schule geht, keinen Lehrer anerkennt und nach seiner Laune lebt? Aus so einem wird nichts! Er wird ein rückständiger Ignorant, dessen einziger Besitz seine Unwissenheit ist und der die Erkenntnis seiner Wahrheiten versäumt hat. Und da nicht nur er selbst das weiß, erteilt er jedem, der ihn als Unwissenden bezeichnet, eine ordentliche Tracht Prügel. Niemals gesteht sich so eine Person ihre Unwissenheit ein.

 

Heutzutage ist jeder ein gebildeter Unwissender, tausendfach schlimmer als ein Ungebildeter. Solche schlagen oder beleidigen einen nicht mehr, wenn sie als unwissend bezeichnet werden, sondern setzen dich gleich auf den elektrischen Stuhl, und du bereust den Tag, an dem du geboren wurdest. Wie können wir sie nur zurechtweisen und ihnen sagen, „was ihr wisst und was ihr tut, ist nicht richtig“. Das ist sehr schwer in diesen Tagen!

 

Der Barmherzigste unter ihnen fragt vielleicht noch: ”Was ist der richtige Glaube?” Wenn wir dann sagen, was der Allmächtige uns Dienern überliefert hat, stellen sie uns an den Pranger und fragen, wer und wo der Allmächtige denn sei?

 

Wie soll man antworten? Wie will man jemandem, der noch nicht einmal über Materie, also über etwas, das keine innere Wahrheit besitzt, Bescheid weiß, den Schöpfer beschreiben, der alle Materie erschuf und erhaben über ihr thront? Solche Leute nennen sich dann auch noch Materialisten, obwohl Materie noch nicht einmal ansatzweise verstanden haben.

 

Um die Materie zu verstehen und zu erkennen, muss man außerhalb von ihr stehen, wie sonst willst du sie untersuchen? Um einem Fisch das Meer zu zeigen und ihm zu erklären, was ein Ozean ist, muss du den Fisch zunächst einmal aus dem Meer nehmen und auf den Strand setzen. Erst dann kann er sehen und erkennen, was ein Ozean ist.

 

Nein! Wer fest in der Materie verhaftet ist, dem können wir den Herrn weder erklären noch zeigen. Vielleicht ist der Herr dem Menschen näher als er sich selbst. Da aber der Mensch sich über dem Herrn stehend wähnt, Seine Existenz also nicht anerkennt, weiß er davon nichts.

 

Der unwissende Mensch, was weiß er schon? Was weiß er, dass er spricht? Bevor der Mensch nicht sich selbst studiert und sich selbst erkannt hat, kann er nicht seinen Schöpfer erkennen. Wie auch? Er weiß ja noch nicht einmal über sich selbst Bescheid. Noch immer kann der Mensch sich nicht entscheiden, ob er Affe oder doch Fisch ist. Er weiß nicht, ob er im Jahre X durch die Evolution oder durch die Revolution 1789 entstand. Und dann fühlen sie sich dazu berufen, den Schöpfer in Frage zu stellen. Welch Ignoranz!

 

Schaut ihr denn niemals in den Himmel, frage ich die, die nach dem Herrn fragen. Der Verständige findet lehrhafte Zeichen und Antworten im Himmel. „Im Himmel und auf Erden haben wir die Zeichen der Wahrheit verteilt“, verkündet der Allmächtige.

 

Vom Kleinsten bis zum Größten haben unzählige Philosophen und Wissenschaftler diese Welt erkundet, und wer von ihnen konnte beim Betrachten des Himmels hinsichtlich des Mondes und der Sonne die richtigen Überlegungen anstellen?

 

Hat jemand jemals die Antwort auf das Sein und Nichtsein am Tage und in der Nacht finden können? Wer konnte bis zur Wahrheit über das Verhältnis zwischen dem Herrn und dem Menschen vordringen? Niemand! Wie will auch jemand aufrichtig die Existenz des Schöpfers nachweisen, wenn er von Anfang an darauf beharrt, Seine Existenz zu leugnen? Unmöglich! So einer findet dann Anzeichen für Seine Nichtexistenz und fängt an sie aufzuzählen. Heute sind alle Wissenschaftler damit beschäftigt, das Nichtsein des Schöpfers zu beweisen, denn die Existenz eines allmächtigen Herrn beunruhigt sie. Ihre Egos werden niemals eine höhere Autorität bzw. einen Schöpfer akzeptieren. Sie lieben es, ihre Erfindungen und Entdeckungen als ihre eigene Erschaffung zu bezeichnen - niemals wollen sie es die Schöpfung des Herrn nennen – sonst würde sich ihr Ansehen in Nichts auflösen.

 

O Mensch, wisse, wenn du auf die richtige Weise und aufrichtig suchst, wirst du die Wahrheit über den Schöpfer, der dich und alles erschaffen hat, im Himmel mit Leichtigkeit finden.

 

Wisse, dass sich der wahre Mensch, also der vollkommene Mensch, mit dem Vollmond im Himmel vergleichen lässt. Denn der Vollmond ist ein der Sonne zugewandter, glänzend polierter Spiegel.

 

So vermag es der Vollmond das Licht der Sonne aufzunehmen und eine Existenz inmitten der Dunkelheit zum Vorschein zu bringen. Das heißt, dass er durch seine Hinwendung zur Sonne und deren Licht sowohl sich selbst als auch die Dinge um sich herum erleuchtet, die ansonsten in der Dunkelheit wären und daher keine Existenz hätten.

 

Wenn wir so den Nachthimmel betrachten, sehen wir, dass die Dunkelheit, die durch das Sich-Verbergen der Sonne entstanden ist, mit dem Aufgang des Mondes, der das Licht der Sonne auf geheime und unsichtbare Weise aufnimmt und reflektiert, erleuchtet wird.

 

Entsprechend dem Licht des Mondes zeigen uns dann unzählige Dinge ihr Dasein, deren Existenz in der Dunkelheit weder sichtbar noch bekannt war. Gäbe es den Mond nicht, so hätte sich nichts gezeigt. Das bedeutet, dass alles auf Erden erst durch das Licht des Mondes aus dem Nichtsein ins Dasein kommt.

 

Ebenso wäre die Schöpfung nicht erschaffen worden, hätte es den Menschen nicht gegeben. Nichts hätte dann Dasein gefunden. Alles in der Existenz, schuldet sein Dasein dem Menschen. Alles nimmt sein Licht vom Licht des Menschen und tritt nur dadurch aus der Dunkelheit bzw. dem Nichtsein ins Dasein.

 

Wie der Mond schuldet auch der Mensch seine Existenz der Sonne. Gäbe es die Sonne und ihr Licht nicht, wie hätte sonst der Mond aus der Dunkelheit in Erscheinung treten können?

 

Wenn der Herr existiert, warum aber verbirgt Er sich dann? All dies erzählen wir, weil die Menschen fragen: ”Warum verbirgt sich der Herr, obwohl Er doch existiert?” Er verbirgt sich wie die Sonne in der Nacht, weil nur so der Mond und mit ihm alle anderen Dinge aus der Dunkelheit zum Vorschein kommen.

 

Was geschähe, würde sich die Sonne nicht verbergen? Ihr Licht würde die ganze Welt erfüllen und man könnte nichts mehr außer diesem Licht sehen.

 

So wie man in absoluter Finsternis nichts sehen kann, so lässt sich auch im reinen Licht nichts erkennen. Dies bezeugt der Allmächtige und verkündet daher: „Der Herr ist das Licht der Erde und der Himmel.“ Da der Herr das Licht der Erde und der Himmel ist, existiert folglich weder die Dunkelheit noch was sich in ihr befindet.

 

Wie aber entsteht dann Dunkelheit? Dunkelheit entsteht dadurch, dass sich die Sonne hinter einem unsichtbaren Schleier verbirgt. Habt ihr jemals am Tage einen Vollmond gesehen? Unmöglich. Der Vollmond erscheint in der Dunkelheit. So wie in dieser Analogie tritt alles durch das Sich-Verbergen des Herrn ins Dasein.

 

Daher bezeichnen wir Sufis Menschen und Objekte als Schattenwesen. Sie sind Kinder der Dunkelheit, die durch das verborgene Licht der Sonne Dasein erlangen. „Adam“ bedeutet daher „Nichtsein“.

 

Und die Menschen, die in Unkenntnis über sich selbst sind, fragen immer noch: „Warum verbirgt sich der Herr?“ Er verbirgt seine Existenz, damit du Dasein findest. Gibt es irgendetwas, das nicht Seine Existenz beweist?

 

Würde die Sonne nicht einen Teil ihres Lichtes abgeben, so würde sich in der Dunkelheit weder der Mond oder die Sterne noch irgendetwas anderes zeigen. Das Dasein des Mondes und der Sterne beweist also die Existenz der Sonne. Ohne das Eine, kann es das andere nicht sein. Nur muss sich das Eine verbergen damit all das Andere ins Licht rücken kann. Versteh endlich!

 

Ein letztes Wort für diejenigen, die verstanden haben oder noch verstehen wollen: Wie wird das System bezeichnet, in dem wir uns befinden? Es wird das Sonnensystem genannt.

 

Was würde mit diesem System ohne die Sonne geschehen? Die Wissenschaftler wissen es nicht oder wollen es nicht sagen, daher geben wir wieder die Antwort: das System würde einstürzen!

 

Fragst du immer noch, warum sich der Herr verbirgt, so wisse, es gibt dich nur durch das Sich-Verbergen des Herrn. Offenbarte sich der Allmächtige, so wäre dein Dasein ausgelöscht. Der Herr offenbart sich jedoch nur denjenigen, die mit Nichtsein zufrieden sind. Akzeptierst du es, dein Dasein hinzugeben und nichts zu werden, so wirst du den Herrn sehen. Zu jenem Zeitpunkt gibt es dann nichts mehr außer Ihm in der Existenz. Verstehe das richtig!

 

Verstehst du es, so erlangst du das Geheimnis der Worte „la ilahe illallah“ und erhältst durch deine Hingabe ewiges Leben im wahren Dasein. Nur musst Du vorher dazu bereit sein, dein Dasein hinzugeben und Nichts zu werden.

 

Sage nun, o du Atheist! Willst du denn immer noch den Schöpfer sehen? Dann gib dein Ego auf und sei bereit Nichts zu sein!