Link zur Seite versenden   Druckansicht öffnen
 

Der Spiegel der Selbsterkenntnis

Reich sitzt mit reich, arm mit arm, kummervoll mit kummervoll, krank mit krank, gesund mit gesund, vernünftig mit vernünftig, verrückt mit verrückt, schön mit schön, hässlich mit hässlich. Warum würde hässlich mit hässlich sitzen wollen, fragst du? Damit der einer schöner aussieht als der andere. Denn einer ist bestimmt hässlicher als der andere.

 

Dies hier ist ein spirituelles Rehabilitationszentrum. Wir sind hier, um den Menschen zu dienen. Unsere Aufgabe ist es, die wirklichen Guten von denen, die es nicht sind, die Hässlichen von denen, die nur meinen hässlich zu sein, die wahren Verrückten von denen, die denken verrückt zu sein, zu trennen und den Menschen einen Spiegel vorzuhalten.

 

Den Menschen einen Spiegel vorzuhalten, bedeutet, ihnen zu zeigen, wer sie wirklich sind, damit sich jeder dorthin setzt, wo er hingehört. Die Menschen sind auf der Suche. Und wonach suchen sie? Sie suchen nach dem Ort, an dem sie in diesem Leben hingehören. Sie suchen ihre wahre Zugehörigkeit.

 

Das große 20. Jahrhundert kam und ging mit einer Vermischung der Zugehörigkeiten. Jenes Zeitalter, in dem es nicht klar war, wer wohin gehörte, in dem die Guten und die Schlechten sich vermischten, in dem die Guten dachten sie wären schlecht und die Schlechten dachten sie wären gut und in dem die Lüge zur Wahrheit erklärt wurde, ist jetzt endlich zu Ende.

 

Nun sind wir im 21. Jahrhundert. Das Zeitalter hat sich geändert. Und jedes neue Zeitalter kommt mit seinen eigenen Umständen. Das 21. Jahrhundert wird das Zeitalter sein, in dem gut von schlecht, schön von hässlich und die Wahrheit von der Lüge getrennt wird. Von oben erreicht uns die Nachricht, dass diese Trennung nun begonnen hat.

 

Im jetzigen Zeitalter herrscht wie noch nie zuvor ein reger Verkehr in jedem Zentrum, sei es ein Zentrum der Vergnügung oder ein spirituelles Zentrum. Diejenigen, die das Gesuchte nicht im Suff und Puff, nicht in der Disco und auch nicht im Discount fanden, haben jetzt angefangen in spirituellen Zentren zu suchen. Und diejenigen, die das Gesuchte nicht in spirituellen Zentren fanden, fangen an im Suff und Puff zu suchen. In großer Eile eröffnen überall auf der Welt ständig neue Zentren.

 

»Der Jüngste Tag wird nicht einbrechen, bevor die Welt sich nicht in zwei Pole geteilt hat«, sagte der Prophet Mohammed, Friede auf Ihm. Diese Aussage bedeutet, dass eine Zeit kommen wird, in der die Guten vollständig von den Schlechten getrennt werden und sich zwei Reihen bilden werden.

 

So wie jedes Land seinen eigenen Boden hat, so besitzt auch jedes Zeitalter seine eigenen Umstände. Zweifelsohne ist das 21.Jahrhundert das Zeitalter, in dem die Menschen auf der Suche nach der Spiritualität sind. Aber aufgepasst vor Betrügern, die sich wie ein Chamäleon den Umständen der Zeit anpassen und die Suche der Menschen zu ihren eigenen Gunsten ausnutzen wollen.

 

Mag sein, dass wir bei einer gewöhnlichen Reise unser physisches Wesen ohne Garantie jedem beliebigen Busfahrer, Kapitän oder Piloten anvertrauen. Aber bei der Reise in die Ewigkeit musst du den gut kennen, dem du dein wertvollstes Wesen, deine Spiritualität anvertraust. Bei der Reise in die Ewigkeit kann man nicht in jedes Gefährt steigen oder sich jedem Kapitän vertrauen.

 

Alles ist voller Suffs und Puffs und an jeder Ecke ist ein spirituelles Zentrum. Wo soll man hin? Na ja, dass man nicht Suffs und Puffs gehen sollte, ist jedem bekannt. Puffs verderben das Untere und Suffs das Obere. Eine nähere Erläuterung davon ist nicht nötig. Aber auch bei so genannten spirituellen Zentren muss man aufpassen: ist das Zentrum wirklich spirituell oder ist es lediglich Geldmacherei.

 

Ganz am Anfang sagten wir, dass dieses bescheidene Zentrum hier ein spirituelles Rehabilitationszentrum ist. Dies hier ist nie und nimmer eine weltliche Vereinigung oder Geldmacherei. Niemals! Weder verlangen wir von den Menschen Geld wenn sie kommen, noch geben wir ihnen Geld, wenn sie gehen. Nein! Wie wir sagten, dies hier ist ein bescheidener Ort. Hier hat Geld nichts zu suchen. Wer materielle Macht oder weltlichen Reichtum verlangt, der soll zu Banken, Geschäftsleuten oder Holdings gehen. Dies hier ist nur ein bescheidener Ort, der nicht, wie manch anderes Zentrum, auf materiellen Gewinn aus ist.

 

Wer spirituelle Zentren betreibt, um Geld zu machen, und die Menschen mit der Wahrheit betrügt, ist wie Müll, den man bei erster Gelegenheit auf die Müllhalde schmeißen wird. Denn in einem weltlichen Unternehmen sind die untergeordneten Mitarbeiter stets darauf aus, ihren Chef zu beseitigen und seinen Platz einzunehmen.

 

Wer wahrlich vom Himmel autorisiert wurde, der bedarf keines materiellen Reichtums, sondern lediglich des spirituellen Reichtums. Warum? Weil materielle Macht einer Hure gleicht. Heute sitzt sie vielleicht noch auf deinem Schoß, aber morgen schon auf dem Schoß des anderen. Sie geht von Hand zu Hand, gehört aber niemandem.

 

Wer jedoch spirituelle Kraft einmal erlangt hat, der wird nie wieder von ihr verlassen. Die spirituelle Kraft ist wie eine treue Braut, die aus einer reinen und guten Familie kommt. Wer also mit spiritueller Kraft autorisiert wurde, ähnelt jemanden, der mit einer treuen Braut aus einer reinen Familie vermählt wurde. Und so jemand benötigt keine andere.

 

Jeder Mensch bedarf eines Spiegels. Gibt es ein Zuhause, wo kein Spiegel hängt? Wenn ja, dann geh dort nicht hinein. Warum? Man betritt kein Zuhause einer Person, die noch nicht einmal dazu im Stande ist, sich selbst ins Gesicht zu blicken. Mit so jemandem geht man keine Freundschaft ein. Wer anderen nicht ins Gesicht blicken kann, der sollte doch zumindest in der Lage sein, sich selbst ins Gesicht zu schauen.

 

Heilige sind spirituelle Spiegel, die alles so zeigen, wie es in Wahrheit ist. Wenn du an ihren Zusammenkünften teilnimmst, betrittst du einen Raum voller Spiegel. Ganz im Mittelpunkt der Versammlung sitzt ein großer, glänzender Spiegel und ringsherum sind unterschiedliche, kleine Spiegel.

 

Mag sein, dass ein Besucher, der zum ersten Mal gekommen ist und nicht weiß in welchen Spiegel er schauen soll, aus Versehen in einen der kleinen Spiegel blickt und sich dabei erschreckt. Denn die kleinen Spiegel zeigen dem Menschen sein Ego, wohingegen der große und glänzende Spiegel dem Menschen seine Seele zeigt.

 

Wer seine Seele im großen Spiegel betrachtet, verliert sich in ihrer Schönheit und nimmt die Hässlichkeiten seines Egos in den kleinen Spiegel nicht mehr wahr.

 

Schaue nicht in die kleinen Spiegel, damit du dich nicht erschreckst! Die kleinen Spiegel zeigen dich nur so, wie du eigentlich gar nicht bist. Schaue in den großen Spiegel. Denn er zeigt dich so, wie du bist, und bringt deine ganze Schönheit hervor.

 

Es gibt eigentlich keinen Ort, an dem es keinen Spiegel gibt. Aber nicht jeder Spiegel spiegelt deine wahre Schönheit wider. Vor allem in der heutigen Zeit gibt es zwar viele Spiegel, aber die meisten sind dreckig und unklar. Sie zeigen dich dir hässlich. Das sind die Spiegel derer, die alles falsch herum sehen. Solche Leute liebe Zentren, wo es jene Spiegel gibt, die alles falsch herum zeigen. Sie bezahlen sogar Geld dafür, sowohl wenn sie kommen, als auch wenn sie gehen.

 

O Mensch, du bist kein Holzklotz. Du hast einen Verstand.

 

Dem sind sich die Menschen in dieser Zeit nicht bewusst. Wer nicht weiß, seinen Verstand zu gebrauchen, der gleicht einem Holzklotz, der nicht für ein Möbelstück geeignet ist, sondern lediglich als Brennholz zu gebrauchen ist.

 

Deshalb ist der letzte Ort, an den verstandlose Menschen kommen werden, die Hölle, passe auf! Wenn du aber sagst, ich habe zwar einen Verstand, ich weiß bloß nicht, wie er funktioniert, so komm zu mir. Ich werde dir zeigen, wie man einen unbenutzten Verstand, dessen Kilometerstand auf Null steht, richtig zum Laufen bringt.

 

Sag nicht, ich hätte keine Ahnung von der Marke deines Verstandes. Selbst wenn ich keine Ahnung von der Marke deines Verstandes hätte, so kenne ich doch denjenigen, der alle Marken besitzt. Er wird mir jeden Ordner im Archiv öffnen. Hauptsache du kommst, hab keine Angst, komm!

 

Der Teufel aber betrügt den Menschen und macht ihm Angst. »Geh nicht«, sagt er, »wenn du schon unbedingt irgendwohin gehen willst, so kenne ich viel bessere Orte.« Und nimmt so die Menschen an der Hand und führt sie zu Orten, an denen sich dreckige und unklare Spiegel befinden. An solchen Orten lässt man dich betrunken in den Spiegel schauen, damit du nicht wahrnimmst, was der Spiegel dir zeigt. Auf diese Weise siehst du im Spiegel deine Hässlichkeiten nicht.

 

Der Mensch muss wissen, welche Reihe für ihn die richtige ist. Man ordnet sich nicht willkürlich in eine Reihe ein.

 

Jetzt gibt es zwei Reihen, die sich einander gegenüber stehen: Die eine ist die Reihe derjenigen, die nach den Ozeanen der Ewigkeit in ihrer Innenwelt suchen. Die andere ist die Reihe derjenigen, die in Unkenntnis über sich selbst sind und es nicht ertragen, sich selbst in Gesicht zu blicken.

 

Einer der großen Heiligen Bayazid Bestami sagte einmal: »In Wahrheit ist die Innenwelt des Menschen so groß, würde man die ganze Schöpfung in sie hineinwerfen, so wäre die ganze Schöpfung nur eine Nadelspitze in der Innenwelt des Menschen. Du könntest die Schöpfung nicht mehr wieder finden und herausholen, denn sie wäre dort in den Welten der Unendlichkeit verschwunden.«

 

Ja, wenn der Mensch in der richtigen Reihe Platz nimmt und sich im Spiegel der Wahrheit betrachtet, wird er bezeugen, dass die ganze Schöpfung in ihm verschwindet. Die einzige Bedingung dafür ist, sich dort zu befinden, wo jener Spiegel der Wahrheit ist.

 

Sonst gehst du in den dornigen Gärten des Lebens zugrunde.

 

Wie wir schon sagten, gibt es in der heutigen Zeit viele Menschen, die ihre Zugehörigkeiten suchen. Wer einmal ein bisschen von dem Duft der Wahrheit riechen durfte, liest nun tausend und ein Buch, versucht tausend Methoden und reist bis nach Indien, Pakistan und Tibet.

 

Warum? Um die Quelle des Duftes der Wahrheit zu finden, den sie in ihren Lungen gespürt haben. Aber aufgepasst vor Scharlatanen, welche die Suche der Menschen ausnutzen, um Geld zu machen.

 

Und der größte Trumpf solcher Scharlatane ist die Reklame an ihrer Tür: »Komm! Wer hierher kommt, erlangt übernatürliche Kräfte und telekinetische Fähigkeiten. Wer hierher kommt, wird erleuchtet und wird eine interessante Person, die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ja, wer hierher kommt, wird sogar zu einem Vogel, der fliegt, oder zu einem Löwen, der zerfleischt etc.« Die Kosten spielen keine Rolle, Hauptsache die Werbung ist gut.

 

Man braucht eine Alternative zu diesen Scharlatanen, damit die Menschen nicht betrogen werden. Und ich sage, ich werde auch über unserer Tür eine Reklametafel aufhängen: »Komm! Wer immer du auch bist – komm!

 

Sei Buddhist, Jude oder Christ. Komm von der Straße oder von Zuhause. Sei ein Engel oder ein Sünder. Sei ein Doktor oder ein Professor. Sei ein Müllmann oder sonst wer. Hauptsache komm und akzeptiere, eine Null zu werden.

 

Wer eine Null werden will, ist herzlich Willkommen. Wer jedoch etwas werden will, der soll zur gegenüber liegenden Tür gehen. Warum? Denn dort wirst du alles, außer einer Null.

 

Wenn du neugeboren werden willst, musst du sterben. Ein Neuanfang beginnt vom Nullpunkt. Was willst du jemandem einschenken, der mit einem vollen Glas gekommen ist? Hast du jemals einen Baum gesehen, der Blüten und Früchte getragen hat, ohne dass ihm zuvor all seine Blätter abgefallen sind? Es gibt zwar immergrüne Bäume, die sind aber selten. Dafür muss man schon ein Heiliger sein und vor dem Tod gestorben sein.

 

Verstanden?