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Das wahre Fasten

Sheikh Eşref Efendi | Berlin  20.11.2006

 

Der Mensch ist gesund erschaffen und krank auf die Erde geschickt worden. Darin steckt Göttliche Weisheit, die für uns nicht zu ergründen und nicht zu hinterfragen möglich ist. Weisheit erlangt man nicht durch die Frage, vielleicht aber durch das (Er-)Leben.

 

 

Wozu sind wir auf Erden? Niemand kann von sich aus die richtige Antwort auf diese Frage geben. Man könnte den Verstand über dieser Frage kreisen lassen, aber am Ende wäre das Resultat höchstens, dass er vom zu vielen Kreisen ganz verdreht ist oder im Strudel der Gedanken verschwindet. Die Antwort würde man jedoch nicht gefunden haben. Weder die hoch gelobte Technologie noch die Computer vermögen diese Frage zu beantworten, denn die Antwort liegt bei dem verborgen, der dich in diese Welt geschickt hat. Jene, die eine Antwort an anderer Stelle als dem Schöpfer finden wollen, werden deshalb vom Leben selbst getroffen, und das schlimmer als wären sie vom Blitz getroffen worden.

 

Diejenigen, die jedoch Demut haben und sich dem Herrn zuwenden in Hoffnung auf Antwort, bekommen von Ihm, Der der Barmherzigste der Barmherzigen ist:

„O Mensch! Ich erschuf euch in Vollkommenheit, schickte euch jedoch mit Makeln auf die Erde.“

 

Warum aber? Weil es nichts im Dasein gibt, was nicht zu einer Aufgabe und dem Sinn hinter seiner Erschaffung hinstreben würde. So auch der Mensch, dessen Aufgabe und Bestreben es sein soll, in dieser Welt zu seinem Ursprünglichen Zustand der Vollkommenheit – der Stufe des vollkommenen oder wahren Menschen – zurückfinden soll durch stetige Verhüllung seines niederen und Enthüllung seines wahren Selbst.

 

Als wahrer Mensch bedarf man nichts anderem als dem Herrn und Seiner Göttlichen Liebe. Es kann auch nicht anderes geben, dessen wir bedürfen könnten, da es ohnehin die Göttliche Liebe, jene einzige Kraft ist, derer alles in der Existenz bedarf, um sein zu können. Sie ist es, die den Menschen zu seinem wahren Wesen verwandelt. Jedoch sind wir uns dessen, solange wir dieses noch nicht besitzen, nicht bewusst.

 

Der wahre Mensch jedoch hat außerhalb Seiner Göttlichen Liebe keinerlei Bedürfnisse nach anderem, was bedeutet, dass er sich jeglicher materieller und sexueller Begierden, Wünsche und Hoffnungen entledigt hat. Denn jegliche Bedürfnisse des Menschen außerhalb der Göttlichen Liebe sind Aspekte des niederen Selbst und spiegeln das noch bestehende animalische Wesen des Menschen wider, niemals jedoch sein wahres.

 

So sollte der, der an sich noch Bedürfnisse nach anderem empfindet als Göttlicher Liebe, sich schnellstmöglich dieser entledigen, da dies für ihn bedeutet, dass sein Wesen noch immer die Aspekte seines niederen Selbst trägt, das der Tierwelt entstammt und ihren Charakter aufweist. Der Mensch wurde jedoch in seinem wahren Wesen erschaffen, das dem Himmelsreich entstammt. Er sollte deshalb seine Zeit hier auf Erden nutzen, sein wahres Selbst zu finden und zu erreichen, um wieder im ursprünglichen Zustand, als Mensch im wahrsten Sinne, zu seinem Herrn zurückzukehren. Vor uns liegen nun die Heiligen Drei Monate. Das bedeutet für manche von uns auch, dass wieder die Zeit des Fasten anbricht. Was aber bedeutet zu fasten? Wozu gibt es das, was ist die Weisheit des Fastens?

 

Abgesehen davon, dass das Fasten einen großen Nutzen für den physischen Körper hat und zu dessen Gesundheit und Wohlbefinden beiträgt, trägt es für den spirituellen Aspekt des Menschen, nämlich die Kontrolle, Zügelung und Unterwerfung des niederen Selbst durch den höheren eigenen Willen, eine unverkennbar große Bedeutung. Und diese ist auch der eigentliche Grund, dass es dem Menschen auferlegt ist, da es ihn von jenen niederen, animalischen Aspekten seines wahren Selbst reinigt und ihn aus der Unterjochung seines Egos befreit.

 

Einen Monat im Jahr üben wir uns darin, wie es der Herr befiehlt, uns von unseren tierischen Aspekten und Bedürfnissen wie Zorn und Wollust oder sexueller Begierde zu reinigen und zu befreien. Wer dies einen Monat im Jahr zu tun vermag, kann es auf zwei erhöhen. Wer das schafft auf vier, auf sechs, auf zehn und am Ende auf zwölf von zwölf Monaten. Und schließlich auf vierundzwanzig von vierundzwanzig Stunden, um in die Welt jenseits des Materiellen und der Materie gelangen zu können.

 

Wie viele Menschen gibt es in dieser Welt, die leben, ohne zu essen und zu trinken und ihrer Wollust zu unterliegen? Die meisten Menschen sind heute ihren Begierden verfallen und Sklaven ihrer Triebe geworden. Sie essen nur noch und fallen übereinander her, um sie in jeder Hinsicht zu befriedigen. Sie tun dies sogar offen und öffentlich. Aber welcher Unterschied besteht da noch zwischen ihnen als Mensch und den Tieren? Bei den meisten heute leider keiner mehr! Das Fasten macht unseren Unterschied aus zu den Tieren. Es dient dazu, um uns von ihnen zu differenzieren. Der Herr lässt uns dies darüber üben und lernen. Denn es ist nicht nur mit diesem einen Monat getan, in dem man sein Ego für eine gewisse Zeit zügeln lernt.

 

Der Mensch soll hier auf Erden lernen für sein ganzes Leben lang die Kontrolle über seine niederen Triebe zu erlangen. Das einmonatige Fasten im Ramadan ist lediglich ein Mittel zum Zweck. Es soll wenigsten einmal im Jahr erinnern, wie der Mensch sein sollte, nämlich in einem geistigen Zustand des Fasten bei jedem Atemzug, das heißt sich vollkommen unter Kontrolle habend. Wenn wir das vermögen, sind wir wahre Menschen, die auf dem Weg der Propheten und Awliya, der Heiligen, voranschreiten und schließlich in Seinen Göttlichen Ozeanen der Liebe verschwinden und eins werden.

 

Das irdische Dasein besteht aus den vier Zuständen: der Hitze und der Kälte, der Feuchtigkeit und der Trockenheit. Diese Welt ist in einer ständigen Verwerfung dieser Zustände begriffen und ein Ort der sinnlichen Wahrnehmung und inneren Triebe. Wer es wünscht, kann dies auch mit den Worten der Philosophie als Chaos bezeichnen. Hunger, Durst, Sex, Zorn, Eifer und Habgier sind alles animalische Begierden und Triebe, die sich aus dem Einfluss dieser Chaos genannten Verwerfung und Neuformung – was das Wesen des Irdischen ist – ergeben. Auf alle Fälle müssen sie unter Kontrolle gebracht werden.

 

Denn wer es nicht schafft, in dieses Chaos Ordnung und Kontrolle zu bringen, der fällt in eine chaotische Lage, wegen der er es niemals schaffen wird, aus der Knechtschaft dieser Tierwelt herauszukommen. Das Verbotene und Erlaubte ist wie das Fasten und das Fastenbrechen. Der Mensch begibt sich in die Disziplin und Ordnung des Fasten hinein, damit er von den Krankheiten, die in der Tiefe seines egoistischen Selbst verwurzelt sind, geheilt und befreit werden möge. Sei unbesorgt! Das Fasten hat noch niemanden umgebracht.

 

Das wahre Sein des Menschen existiert einzig und allein auf Grund der Göttlichen Liebe und hängt von dieser ab. Was den Menschen ins Leben ruft und ihm Dasein gibt, sind deshalb nicht seine weltlichen Bedürfnisse wie Sex, Essen und Trinken und ihre Befriedigung, sondern ausschließlich die Kraft der Göttlichen Liebe. Der wahre Mensch hat außer dieser Liebe keinerlei Bedürfnisse, denn sie alle sind Aspekte des Irdischen und Animalischen. Der Mensch ist jedoch kein Geschöpf, das wahrhaftig in diese Welt gehören würde. Unser wahres Wesen entspringt einem weitaus höheren Ort.

 

Unser Ursprung gehört der Göttlichen Gegenwart an. In dieser jedoch gibt es nichts außer dem Allmächtigen Selbst und deshalb auch kein Bedürfnis nach anderem, das da sein könnte, als Göttlicher Liebe. Die Engel entstehen nicht wie Menschen und Tiere durch gegenseitige Vermehrung, sondern sind alle unabhängig voneinander erschaffen. Sie sind nicht von der Materie abhängig oder an sie gebunden und haben deshalb keine Bedürfnisse wie Essen und Trinken oder Sex. Das Bedürfnis nach Essen und Trinken dient dazu, die irdischen Aspekte des Körpers aufrecht zu erhalten, das Bedürfnis nach Sex, seine Nachkommenschaft aufrecht zu erhalten.

 

Die Seelen, die das wahre Sein des Menschen darstellen, sind in ihrer Erschaffung der der Engel gleich, einzigartig und unabhängig voneinander. Ein Mensch, der zu dieser Wahrheit wahrhaftig gelangt ist, hat auch kein Bedürfnis mehr nach Sexualität, außerhalb des Zweckes der Zeugung seiner Nachkommenschaft. Diese Erläuterung richtet sich an jene, die durch den Gebrauch ihrer Vernunft erkennen und akzeptieren, dass ihr Dasein nicht ausschließlich aus Irdischem und Materiellem besteht. Denn wer höher hinauf in die Himmel aufstiegen will, muss sich jeglicher Schwere entledigen. Anders vermag er sonst nicht leicht zu werden, um aufsteigen zu können.

 

Alles, außer der Göttlichen Liebe, verleiht dem Menschen Schwere und ist ihm eine Last, die ihn unten hält oder gar weiter sinken lässt. Je mehr Bedürfnisse der Mensch hat, umso schwerer wird er und sinkt. Wie soll man sich jedoch dieser Schwere entledigen? Wie wird man in der Lage sein, hinauf zu steigen? Die Göttlichen Gebote sind gesandt, um den Menschen zu erleichtern.

 

Diese Welt ist eine Welt des Animalischen. Jedem, der mit ihr in Berührung kommt, überträgt sie ihr Wesen und ihre Natur, einer Krankheit gleich. Für die Tiere ist diese irdische Natur, d.h. die Aggression und der sexuelle Trieb, (über)lebensnotwendig. Für den Menschen jedoch ist das Gegenteil der Fall, sie wirkt sich tödlich aus. Wenn diese Natur nicht schnellstmöglich kontrolliert wird, wird sie den Menschen so weit einnehmen, bis er unweigerlich von ihr zerstört wird. Nehmen wir das Beispiel der Vogelgrippe.

 

Millionen von Vögeln wurden getötet aus Angst davor, dass das Virus, dessen Existenz nicht einmal nachgewiesen wurde, Menschen anstecken und töten könnte. Man sprach danach eine Empfehlung aus, kein Geflügel mehr zu essen, in einer Weise also, zu fasten. Warum?

 

Damit diese Krankheit der Tiere nicht auch die Menschen befällt und die Menschheit ausgelöscht wird. Das ist der Grund dahinter. Also ist der Fortbestand der Menschheit eine wichtige Angelegenheit. Es gibt zwei Arten des Fastens. Die eine ist für die Gesundheit des Körpers, die andere für die Gesundheit der Seele. In Wahrheit jedoch ist das eine vom anderen nicht als getrennt zu betrachten. Wenn zum Beispiel die Seele erkrankt, erkrankt auch der Körper. Viele körperliche Leiden und Erkrankungen sind deshalb seelischer Natur und haben ihre Ursache in der Erkrankung der Seele.

 

O Mensch! Wisse, dass Vater und Mutter aller Krankheiten das Bedürfnis nach Anderem als dem Herrn ist. Solch jemand gleicht einem, dem eine saubere, unberührte Quelle zur Verfügung steht, der aber seinen Wasserbehälter aus einem übel riechenden Brunnen füllt. Es ist unmöglich, dass solch jemand ein langes, gesundes Leben führen wird. Was also sollte man tun? Man sollte nach dem Rezept, das der Arzt ausgestellt hat, leben und seinen Weisungen folge leisten. Das ist die einzige Lösung.

 

Die Göttlichen Gebote sind das Rezept des Einen und Einzigen Arztes, das Er durch Seine Barmherzigkeit über die Propheten den Menschen ausgestellt hat. Darin sind Empfehlungen für dieses irdische Leben auf Erden. Was zum Beispiel beinhaltet dieses Rezept? Du sollst nicht zu Unrecht töten! Du sollst nicht lügen! Du sollst nicht deines Nächsten Frau oder deiner Nächsten Mann begehren! Sei den Menschen kein schlechtes Beispiel! Wenn du schlechtes tust, dann tu es nicht in der Öffentlichkeit, sprich, verbreite die Krankheit nicht! Sein Rezept ist eine Empfehlung an die Menschheit, sauber und rein zu leben.

 

Kurz steht in diesem Rezept: Schade niemandem, indem du unnötiger Weise deinem niederen Selbst, deinem Zorn und deiner sexuellen Begierde nachgibst. Kontrolliere dein Ego, auch wenn es seinen Begierden nachgehen will. So wie es in manchen Ländern Nationalparks gibt, in denen die Jagd auf die darin geschützten Tiere verboten ist, um ihren Fortbestand zu sichern, bilden die Göttlichen Gebote eine Grenzen, innerhalb derer die Menschen geschützt sind, um den Fortbestand der Menschheit zu sichern.

 

Das Ego von niederen Begierden und jeglichen unnötigen animalischen Trieben fernzuhalten bedeutet, ihm in diesem Bereich seiner tierischen Natur ein Fasten aufzuerlegen. Eine solche Diät oder das Fasten geben den kranken Bereichen des Egos Heilung und lassen es genesen. Jedes Jahr oder alle habe Jahre bringt man seinen Wagen zur Inspektion und lässt es durchchecken und das Öl wechseln, damit er besser läuft und einwandfrei funktioniert.

 

Jeden Ramadan fasten wir, damit unser Körper, mit allen Gefäßen und Organen, gereinigt wird und sich von elf Monaten unaufhörlichen Arbeitens regeneriert. Dabei wird er in allen Bereichen sauber gemacht, damit das Blut und die Energie im Körper wieder frei fließen können und er Gesundheit erlangt. Das Fasten ist somit eine Rehabilitationsmaßnahme, um die Gesundheit unseres physischen Körpers zu fördern oder wiederherzustellen.

 

Vom spirituellen Aspekt aus gesehen, ist das Fasten eine Methode, um auf physischer Ebene eine Disziplin zu lernen und die Seele zu lehren, Autorität über das niedere Selbst zu erlangen. Zum Beispiel mag das Ego essen und trinken, aber unsere Seelen vermögen durch das Fasten diesen Wunsch zu verhindern. „Du darfst nicht essen und trinken! Und keine Angst, du stirbst schon nicht!“, sagt sie dann.

Wenn es nach dem Ego ginge, würde es jede Stunde nach der Befriedigung seines Sexualtriebs verlangen. Mit Hilfe des Fastens kann unsere Seele dem Ego darin Einhalt gebieten. Denn in Wahrheit ist der geschlechtliche Akt nichts Lebensnotwendiges für uns. Er ist lediglich ein Mittel für Mensch und Tier seinen Fortbestand zu sichern.

 

In Wahrheit ginge es auch ohne Sex, der, wenn er zuviel ist, den Körper sogar schwächt und die Lebensenergie mindert. Manch ein Spitzfindiger könnte jetzt fragen:

„Sheikh! Wenn es also keinen Bedarf für Sex gibt, außer zur Vermehrung, warum hat dann Gott dem geschlechtlichen Akt einen solch sonderbaren Genuss verliehen, dass man ihm nur schwer widerstehen kann?“ „Ach ja? Ist er so unwiderstehlich?“

 

Wenn man ihm nicht widerstehen kann, warum spricht der Herr dann, dass Er niemandem eine Last aufbürdet, die er nicht zu tragen in der Lage ist? Wer spricht denn nun die Wahrheit. Du oder Der, Der dich erschuf? Wenn allem, was in dieser Welt existiert, nicht ein besonderer Geschmack oder Genuss verleihen worden wäre, so würde niemand einen Finger krümmen, um diese Dingen zu bekommen.

 

Hätte der sexuelle Akt keinen Genuss inne, so gäbe es niemanden, der ihn vollziehen würde. Somit hätte es keine Heirat gegeben und auch keinen Fortbestand der Menschheit geben können. Glaubst du wirklich, dass Männer die Launen der Frauen und diese den Egoismus der Männer ertragen würden, wenn beide nicht einen Vorteil für sich bei dem anderen Geschlecht erkennen würden?

 

Wisse, dass der Herr den Menschen für Sich Selbst, die Freuden für das Paradies und dieses für den Menschen erschuf. Deshalb wird der Mensch wahren Genuss und Freude erst im Paradies erleben. Unsere Empfindungen und Eindrücke in dieser Welt sind nichts weiter als eine Illusion der wirklichen Genüsse, sie sind wie eine Matrix, wie in einem Traum. Mit diesen unechten Genüssen und Freuden prüft uns der Herr, um zu sehen, ob wir uns von ihnen ablenken lassen. Bleiben wir bei den Plastikfrüchten hängen oder suchen und streben wir nach dem Wahren?

 

In dieser Welt der Materie gibt es in allem einen besonderen und sonderbaren Geschmack, sei es im Süßen, Bitteren, Salzigen, Sauren, Scharfen, im Gift und im Gegengift. Alles hat einen Geschmack. Und jeder empfindet einen Genuss von etwas und findet Geschmack daran. Sonst würde er nicht danach streben. Hier in dieser Welt unterscheiden wir Menschen uns nach unseren Schwächen voneinander. Außer den Propheten wurden alle Menschen mit ihren unterschiedlichen Schwächen, also unvollkommen, in diese Welt geboren.

 

Wer es schafft, diese Schwächen entsprechend der Göttlichen Gebote einzugrenzen und zu beherrschen, indem er sich an Seinen Diätplan hält, die krankmachenden Verhaltensweisen vermindert oder gar ganz unterbindet, wird von diesen Schwächen befreit werden. Somit wächst er dann auf die Stufe und erhält jene Eigenschaft zurück, die er in der Göttlichen Gegenwart bei seiner Erschaffung hatte, die des vollkommenen, wahren Menschen.

 

Bis dahin sind die Egos der Menschen tollwütig und müssen unter Quarantäne gestellt und einer Diät unterzogen werden, was das Fasten ist. Das Fasten bedeutet, die animalischen Triebe und krankhaften falschen Begierden des Egos zu zügeln und zu beherrschen.

 

"Wir haben den Menschen gesund erschaffen und krank zur Erde geschickt“, heißt es in einem Heiligen Vers. Die wahre Heilung seiner Krankheit ist einzig und allein durch das Fasten. In einem Diätplan sind Dinge aufgelistet, die man essen und trinken darf und solche, die verboten sind, also gemieden werden sollten. So gibt es auch in den Heiligen Schriften, die Himmlische Ratgeber für richtiges und gesundes Leben sind, eine Liste erlaubter Dinge, die man tun, essen und trinken darf, und eine Verbotsliste, worin steht, wobei man sich zügeln sollte. Sie dienen als Maßstab für richtiges Verhalten, an ihnen sollen sich die Menschen ausrichten. Jedoch denken die meisten heute: „Warum hat der Herr Schlechtes und Böses erschaffen, wenn man sie meiden soll? Wenn Er sie erschaffen hat, dann benutzen wir sie auch.“ Aber nicht alles ist zum Gebrauch für jeden bestimmt. Wer kein Wissen über das Gift hat und es einnimmt, der stirbt daran. Die, die Wissen über es haben, können damit sogar heilen.

 

Manche Menschen sind Vegetarier. Sie entsagen der Lust auf Fleisch, damit ihre tierische Seite geschwächt wird, oder um die Tierwelt zu verschonen. Sie unterziehen sich einem Fasten in diesem Punkt. Wiederum gibt es Menschen, die ihrer Gesundheit zuliebe dem Rauchen und Saufen entsagen, weil es Körper und Geist krank macht, obwohl sie daran Genuss empfanden. Auch sie fasten, was das betrifft, und zügeln die Begierden ihres Egos. Also ist es möglich, dass der Mensch für seine körperliche und geistige Gesundheit den schlechten Gewohnheiten des Egos solange entsagt, bis er von diesen geheilt und befreit ist.

 

In jedem Menschen stecken auch animalische Triebe und Instinkte. Wer diesen zügellose und uneingeschränkte Freiheit gewährt schadet sich selbst als auch anderen. Und wer sich selbst nicht einschränken will, dem werden von außen Gesetzte auferlegt, die ihm eine Grenze aufbieten und ihn somit einschräken. Das Fasten bedeutet, sich zurückzunehmen und zu kontrollieren. Deshalb kann man die Göttlichen Gesetze auch als Fastenpläne bezeichnen.

 

Sie sorgen für ein richtiges und gesundes Leben hier und hiernach. Wer sich nicht an diese Göttlichen Pläne halten und fasten, also sich einschränken mag, der bleibt krank. Und am Ende jeder unheilbaren oder ungeheilten Krankheit wartet der Tod auf einen.

 

O ihr Menschen. Wir sind hier auf Erden, um die Kontrolle über unser Ego zu erlernen und die mit uns zusammen in diese Welt gekommenen schlechten Eigenschaften zu zügeln. Wir sind hier, um Selbstbeherrschung zu lernen. Im Paradies waren wir für einen Moment unseren Trieben und schlechten Eigenschaften verfallen und griffen nach etwas Verbotenem. Nun müssen wir hier inmitten vieles Verbotenen das wiedererlangen, was wir dort an nur einem verloren haben: die Selbstbeherrschung. Denn wenn wir sie unter dem vielen, was verboten ist, zu wahren lernen, werden wir sie dort nie wieder verlieren. Das ist Sinn und Zweck unseres irdischen Daseins.

 

Wer dies schafft, kehrt an dem Ort zurück, woher er gekommen ist: zu seinem Ursprung – dem Paradies. Wer es nicht schafft, weil er es nicht schaffen will, wird seine Seele an einem anderen Ort als dem Paradies ausruhen müssen. Wisse, dass der Erschaffer von Gut und Böse natürlich der Herr ist. Auch hat er die Abgründe und Schluchten erschaffen. Wer sagt, er dürfe auch das Schlechte benutzen, nur weil es erschaffen wurde, der soll sich dann auch in den Abgrund werfen, denn der wurde auch vom Herrn erschaffen. Warum tun sie das denn nicht?

 

Er erschuf beides, hat aber auch den Menschen Wissen lassen, was am Ende gut und nützlich für ihn ist und was nicht. Er hat über alles Wissen offenbaren und vor allem Schlechten und Bösen warnen lassen. Somit trägt der Mensch die volle Verantwortung für das, was er am Ende sät.

 

O Mensch! Halte dich mit deinen Trieben, Begierden und Wünschen innerhalb der Grenzen Seiner Göttlichen Gebote der Ordnung auf. Es gibt Menschen, die ohne Augen geboren werden und niemals das Licht der Sonne zu Gesicht bekommen werden. Wie können sie solch ein Leben führen? Nur mit Geduld und Dankbarkeit.

 

Fazit:
Jeder Mensch hat eine Schwäche für etwas, eine Krankheit seines Egos, die seine schwache und kranke Seite ist. Mit ihr wird er geboren. Wichtig für ihn ist, dass er diese Seite kontrolliert und mit Geduld und dem Entsagen (Fasten) dieser Seite, körperliche und spirituelle Heilung erfährt. Diese Welt gleicht einem Krankenhaus, in dem sich Menschen unterschiedlichster Erkrankungen befinden und behandelt werden müssen. Wer seine Medizin richtig einnimmt und den Diätplan des Arztes geduldig einhält und den Eingriff, die Operation, zulässt, wird gesund und geheilt wieder entlassen und kann getrost nach Hause, also zurück, wo er her gekommen ist: ins Paradies. Wie glücklich sind jene, die es schaffen.