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Die zwei Gruppen

Sheikh Eşref Efendi | Berlin  14.09.2006

Wir alle sind erschaffen worden und haben nur einen Titel: Geschöpf des Einen und Einzigen Schöpfers. Niemand kann behaupten, er wäre kein Geschöpf. Das ist unmöglich, denn niemand hat sich selbst erschaffen. Ohne Zweifel gibt es für alle nur den einen Schöpfer, und Er heißt Allah. Es kann nicht sein, dass es mehrere Schöpfer gibt und jeder Einzelne von uns von einem erschaffen worden wäre. Nein, wir alle sind erschaffen von einem Schöpfer, dem Einen und Einzigen.

 

Der Anspruch des Schöpfers ist es, dass Ihm einzig und allein gehuldigt wird. Wir kennen drei Himmlische Bücher und in jedem wird den Menschen empfohlen Eins zu werden. Alleine dies ist Beweis genug für die, die ihren Verstand benutzen, dass es nur einen Schöpfer gibt.

Denn wären es mehrere, so hätte auf Grund des Alleinigkeitsanspruchs jedes Schöpfers, der Befehl an seine jeweiligen Geschöpfe gegolten, diejenigen des anderen Schöpfers auszumerzen.

 

In keinem Himmlischen Buch jedoch finden wir, dass den Menschen befohlen würde, sich gegenseitig zu töten. Der Mensch ist kein Tier, also bedarf es zwischen ihnen nicht eines gegenseitigen Auffressens. Im Gegenteil, Mensch zu sein bedeutet, mit dem Gegenüber in Frieden zusammenzukommen, so wie es der Wunsch des Schöpfers für ihn ist.

 

Auch besteht kein Zweifel daran, dass unsere Versammlung aus diesem Grund geehrt und gesegnet ist. Ob man es fühlt oder nicht, wir wissen, dass von oben Segen herunter kommt. Wer rechten Blicks und klaren Verstandes ist, wird schon zu Beginn der heutigen Versammlung erkannt haben, dass sie schon einmal stattgefunden hat, nämlich in der Welt der Seelen. Dort haben wir uns, so wie wir uns heute hier und jetzt versammelt haben, bereits zusammengefunden. Dies hier heute ist gewissermaßen lediglich eine Wiederholung dessen, was wir dort bereits erlebten. Denn wären wir in derselben Konstellation wie wir heute hier sind, nicht bereits dort oben zusammen gewesen, so wäre es jedem Einzelnen von uns heute unmöglich gewesen, hier erscheinen zu können. Denn die irdischen Geschehnisse sind nur eine Reflexion der Ebene der Wahrheit und jener Begebenheiten, die sich auf dieser Wahrheitsebene ereignen. Diese Welt ist mit allem, was sich darin befindet und ereignet, also nichts Weiteres als ein Spiegel, in dem alles, was auf jener Ebene geschieht, reflektiert wird.

 

Am Anfang unseres Seins versammelten wir uns in der Seelenwelt, von der aus jeder von uns herunter in den Leib seiner oder ihrer Mutter geschickt wurde, um für eine festgelegte Zeit – in der Regel zweihundertundsechzig oder Sieben mal Vierzig Tage – darin so lange im Rückzug zu warten, wie uns befohlen wurde.

 

Und heute befinden wir uns hier im gesegneten Kreise, wie es auch in der Welt der Seelen gewesen war und suchen die Einheit. Wären wir in der Seelenwelt nicht zusammen gewesen, könnten wir auf Erden nicht gemeinsam verweilen. Dann wäre jeder Einzelne auf seinen eigenen Planeten geschickt worden. Dem ist aber nicht so, sondern Menschen kommen alle auf diesen einen Planeten und leben in kleinen Kreisen innerhalb dieses großen Kreises, der Erde. In der Gesamtheit werden wir als Menschheit bezeichnet, auch wenn wir uns untereinander nicht alle kennen können. Denn innerhalb des großen Kreises ist es unmöglich, mit allen, die darin sind, einander näher zu kommen und sich kennen zu lernen. Eine Einheit ist deshalb nur innerhalb eines kleinen Kreises möglich. Daher sagt der Herr, dass wir eins werden, also in einem solchen, zur Einheit führenden Kreis, zusammenkommen sollen. In solch einem Einheitskreis ist es belanglos, wer du bist. Ob Jude, Christ, Moslem, Buddhist oder gar Atheist, es spielt keine Rolle, was du bist. Einzig und allein wie du bist ist wichtig. Sei aufrichtig!

 

In einem solchen Kreis gibt es keine Unterschiede. In ihm sind alle in dasselbe Gewand eingehüllt, das Gewand des Menschen, Seines Geschöpfes und Dieners. Uns so waren wir auch dort in der Seelenwelt eins und mit demselben Gewand bekleidet. Hier jedoch haben wir unterschiedliche Gewänder oder sagen wir besser unterschiedliche Marken desselben Gewands, denn das Gewand des Geschöpfes wirst du niemals ausziehen können, du bist Geschöpf und wirst niemals aus dieser Position heraustreten, sonst müsstest du Schöpfer werden. Das aber wird niemals sein.

 

So tragen wir also unterschiedliche Marken, und das ist der einzige Unterschied, der zwischen uns herrscht. Entsprechend der Marke unseres Gewandes werden wir als Jude oder Buddhist, Christ, Moslem, Atheist, Zoroaster, Feuer- oder Sonnenanbeter bezeichnet. Wir denken, das kann jeder verstehen, denn wir tragen alle unterschiedliche Marken von Kleidung.

 

Hinzu kommt natürlich, dass wir Männer männertypische und Frauen frauentypische Kleidung tragen. Man muss ja schließlich erkennen können, wer Frau und wer Mann ist. Wir tragen keine Frauenkleidung, sondern ganz traditionell Männerkleidung. Frauen trugen einst Röcke als Bestandteil weiblichen Aussehens und Männer nur Hosen. Heutzutage sind beide emanzipiert und deshalb herrscht heute ein Chaos ungesehenen Ausmaßes unter den Geschlechtern. Alle tragen alles, und man weiß nicht mehr, wer wer oder was ist. Frauen haben die Hosen an, Männer tragen dafür Röcke und sie nennen das mit geschwollener Brust: Modernität. Dieses Jahrhundert nennt man aber auch das Chaosjahrhundert, und nicht umsonst. Auf keiner Ebene herrscht mehr Ordnung, denn alles wurde miteinander vermischt – das Chaos ist also vorprogrammiert.

 

Wir tragen zum Beispiel ein Sheikhgewand, was eine Etikette ist und den Islam repräsentiert. Vielleicht ist auch jemand unter uns, der die Etikette eines Juden oder christlichen Priesters oder buddhistischen Mönches trägt. Aber wir sagten schon, dass dort wo Einheit herrscht, es keine Differenzen darin geben kann, was man ist, und deshalb waren wir in der Seelenwelt eins. Hier in diesem Kreis, der uns zur Einheit führen soll, spielt unsere Etikette deshalb auch keine Rolle. Ohnehin werden wir sie nur drei Tage in dieser Welt getragen haben. Es gibt Menschen, die von Markenkleidungen schier besessen sind, sich aber diese nicht leisten können. Sie erstellen Kopien und tragen Fälschungen. Von außen, auf den ersten Blick gesehen, scheinen diese Marken authentisch und echt zu sein. Ein gewöhnlicher Mensch würde es nicht einmal bemerken. Ein Markenkenner sieht aber sofort, dass er es mit einem Plagiat zu tun hat.

 

Wenn die Menschen in der Welt der Seelen eine Einheit waren, so ist die Aufgabe hier, auch auf Erden wieder eins zu werden. Was aber hindert uns daran? Was treibt die Menschen gegeneinander und auseinander? Der Herr befiehlt, zusammenzukommen und eins zu sein. Wir aber gehen auseinander und schaffen Spaltung. So entstehen Streit und Krieg, eine Strafe, die wir uns wiederum selbst auferlegen.

Was hindert uns daran, ein zu werden? Wer sind diese Schurken, die gegen die Menschheit arbeiten?

 

Es ist nur einer. Er und die, die seinem Weg folgen, verkörpern das Böse. Shaytan möchte die Menschheit nicht eins sehen, sondern, dass wir uns bekriegen und in Spaltung sind.

 

Er kennt alle Wege und Tricks und hat das notwendige dunkle Wissen. Seinen Opfern bringt er diese bei und lehrt sie, bewusst oder unbewusst, wie man Spaltung hervorruft und Unruhe stiftet. Es gibt viele Menschen, die nicht bewusst Schlechtes beabsichtigen, aber im Nachhinein erkennen, dass ihre Handlungen nichts Gutes hervorgerufen haben. „Wie konnte ich das nur tun?“, fragt man sich dann.

Vielleicht hat man es nicht gemerkt und einem wurde Schlechtes beigebracht. Und heute gibt es so viele, die in den Meeren der Schlechtigkeit schwimmen, das heißt, Schlechtes tun, ohne sich dessen bewusst zu sein, eine solche Tat hervorgebracht zu haben.

Dort, wo Schlechtes ist, sind Zwietracht und Streit, aber niemals Einheit. Deshalb empfehlen wir, sich in guten Kreisen aufzuhalten, nicht in solchen, wo das Böse ist. Im Kreise des Guten, damit man als Guter zählt.

 

Wir schauen heute hier und dort und suchen, aber wir sehen keinen Ort, an dem es das Schlechte nicht gibt. Es gibt zwar keinen Ort, an dem es nicht wäre, aber vielleicht besteht die Hoffnung, dass es im den Kreise der Guten kontrolliert und vermieden werden. Einmal wurde der Großsheikh Nazim el Haqqani vom Patriarchen der orthodoxen Kirche in Istanbul, Seine Heiligkeit Bartholomäus, zu dessen Residenz eingeladen. Er empfing unseren Großsheikh nicht durch den offiziellen Einlass, sondern durch eine Geheimtür, die wohl schon seit Jahrhunderten existierte. Wegen seiner Liebe und seines Respekts zum Großsheikh wollte er vermeiden, dass er am Haupteingang durch Sicherheitsleute kontrolliert worden wäre.

 

Als sie zusammen saßen, fragte der Patriarch:

„O Sheikh Nazim Efendi. Was denken Sie über die Unruhen, Krisen und Kriege und all diese Schlechtigkeit in der Welt, die zurzeit auf der Welt herrschen? Wie kann man sie vermeiden? Was haben Sie für eine Lösung?“ Großsheikh sagte:

„Eure Heiligkeit, denken Sie, dass das Böse in den Ruhestand getreten ist!“

 

Der Patriarch war erstaunt und erwiderte: „Nein, ganz und gar nicht.“ Großsheikh sagte: „Was sollten wir tun können? Wäre er in den Ruhestand getreten, hätten wir heute einen Garten Eden auf Erden und keinerlei Probleme. Weil er aber noch tätig ist, und in unserem Zeitalter besonders super-, mega-, hyperaktiv ist, gibt es all diese Schlechtigkeiten, Blutbäder und Kriege, die Sie beklagen. Und kein weltliches System, keine weltpolitische Lösung vermögen ihn daran zu hindern, seiner Arbeit nachzugehen.“

 

„Eine Möglichkeit jedoch gibt es,“ sagte er. „Dass wir zusammenhalten gegen das Böse. Christen, Muslime, Juden, Buddhisten, Atheisten, einfach alle, die für das Gute sind. Nur so wird es funktionieren.“

 

Es gab früher an der Tür von Geschäften Schilder mit der Aufschrift „Wir müssen draußen bleiben.“ Heute sieht man nur noch selten welche, nur noch wenige große Läden machen das. Denn heute ist es normal geworden, seinen Hund überall hin mitzunehmen. Die Leute schlafen sogar im gleichen Bett mit ihm, warum sollten sie ihn dann gerade vor einem Laden draußen lassen. Es heißt, es wäre Menschlichkeit, das Tier so sehr zu lieben. Die Liebe zum Tier zeichnet ihre Menschlichkeit aus. Wir denken Tierliebe ist etwas anderes, Menschlichkeit etwas ganz anderes. Zu einem Menschen gehört immer noch ein Mensch ins Bett.

 

Aber es ist eben charakteristisch für die heutige Menschheit, dass sie achtlos ist und es ihr nicht mehr wichtig ist, mit wem sie sich abgibt oder gar bettet. Heute schaut niemand mehr, ob es ein Tier ist, mit dem er zusammen ist. Und so, wie es keine Schilder mehr gibt, die einen aufmerksam machen, den Hund draußen zu lassen, gibt es heute nur noch wenige Menschen, die die Menschheit vor dem Shaytan und seinen Spießgesellen warnen. Nicht einmal an der Tür der Kirchen, Synagogen und Moscheen sieht man Schilder an denen steht „Hütet euch vor Shaytan“ oder „Shaytan muss draußen bleiben.“ Niemand schreibt mehr an seine Tür, dass das Böse draußen bleiben muss. Das ist bezeichnend dafür, wie sehr es schon in das Innere des Menschen durchgedrungen ist und als normal erschient, was früher schlecht war. Aber alles beginnt mit der Absicht. Ohne sie gibt es kein Handeln, keine Aktion. Die Absicht muss erstmal da sein. Wenn du dem Hund eine Rute zeigen würdest, würde er Angst bekommen und wegrennen. Doch wie können wir uns vor dem Bösen beschützen.

 

Wir könnten alle Heere dieser Welt mitsamt ihren Waffen, Panzern und Kanonen einsetzten, was aber könnten wir Shaytan damit anhaben? Im schlimmsten Fall würde er denken, wir begrüßten ihn und das alles wäre eine Parade ihm zu Ehren. Im Gegenteil, anstatt zu flüchten würde er sich freuen. „Oh, sie machen ein großes Feuerwerk mir zu Ehren,“ würde das Böse denken. Shaytan hat keine Angst vor unseren Waffen. Wir können das Böse nicht mit irdischen Waffen besiegen, denn es ist unsichtbar. Eine unsichtbare Kraft kann man nur mit einer anderen unsichtbaren Kraft besiegen und bezwingen.

 

Shaytan ist die Kraftquelle aller Schlechtigkeiten. Verschiedene Menschen kommen hierher und haben alle unterschiedliche Herzen. Manche haben auch Zweifel darin. Ab und zu lässt der Großsheikh mich in die Herzen schauen und die Skepsis darin sehen. „Wo sind wir hier gelandet? Der Sheikh versammelt so viele Menschen aus verschiedenen Kulturen und Kreisen um sich herum. Was beabsichtigt er? Will er uns zum Islam konvertieren machen? Was ist seine wahre Absicht?“ fragen sich einige. Solche Fragen oder Zweifel sehe ich in den Herzen. Wenn jemand zum Islam konvertieren will, soll er in eine Mosche gehen. Zum Judentum, dann in eine Synagoge, wenn Buddhist, dann in einen Tempel, wenn Christ, dann in die Kirche. Wohin soll aber der Atheist gehen, der noch keinen Glauben gefunden oder für sich entdeckt hat? Und was ist mit den Hoffnungslosen, die in ihrem eigenen Glauben nicht das Richtige gefunden haben, wo sollen sie hin?

Sie sollen zu uns kommen, denn unsere Tür ist eine Tür der Hoffnung. Wir bieten uns für sie an. Diese Pforte ist für alle, die Hoffnung suchen, aber hauptsächlich für jene, die für das Gute sind, denn diese Pforte ist die Pforte der Guten. Wir sind eine Gemeinschaft der Guten, man könnte auch sagen der Klub der Guten. Und in diesem Kreis ist die Konfession der Menschen nicht vordergründig, sondern das gute Herz. Für uns ist von Bedeutung, dass man zu den Guten gehört und das Gute verlangt.

 

Wenn jemand nicht an Gott glaubt, denken wir, dass es so ist, weil er Ihn noch nicht kennt, Ihn noch nicht gesehen und erkannt hat. Wir fragen nur: „Kennst du das Gute? Glaubst du nicht auch an das Gute, an etwas Heiliges, an die Wahrheit, an die Gerechtigkeit? Und glaubst du nicht auch, dass das Gute gut und das Schlechte schlecht ist?“  Wer daran glaubt, dass das Schlechte schlecht, das Gute gut ist, ist willkommen.

 

Das ist uns als Glaube an den Menschen ausreichend. Wir machen hier keine Passkontrolle. In diesem Kreis möchten wir und wünschen wir, dass die Guten zusammenkommen und Leute, die für das Gute sind. Das reicht. Denn Allah liebt die Menschen, die für das Gute sind. Und wen Allah liebt, dem macht Er sich schon bekannt. Das ist seine Handlung und nicht deine oder meine. Unsere Aufgabe ist es nur, einen Kreis derer zusammenzubringen, die an das Gute glauben. Einen Kreis der Guten. So wie in der Seelenwelt, wo wir zusammengebracht wurden in Einheit und es ein Kreis der guten Seelen gewesen ist. Dort gab es keinen Streit, keine Gegensätzlichkeiten, nur Einigkeit. Und so üben wir, jene Einheit von dort, auch hier wieder zu erreichen. Das ist unsere Absicht, das ist die Intention des Sheikhs. Wenn das eine geheime Absicht war, dann haben wir es nun offen dargelegt.

 

Niemand braucht hier Angst zu haben, dass wir ihn zu konvertieren versuchen. Nein! In unserem Glauben – und wenn das anderer Sheikhs, Imame, Priester, Gelehrte noch nicht wissen sollten, empfehlen wir jetzt die Ohren zu spitzen - gibt es keinen Zwang, alles muss freiwillig erfolgen. In keiner Religion gibt es einen Zwang. Und wir wüssten nicht, dass wir in all den Jahren irgendjemanden gefragt hätten, ob er zu unserem Glauben übertreten wolle. Wer sich einen Weg auswählt, sollte das schon von Herzen machen. Und wenn jemand von meinen Brüdern oder Schwestern hier Buddhist werden möchte, gebe ich ihnen die Erlaubnis, denn ich habe diese Vollmacht. Ich hänge dann nur für sie eine extra große Glocke hin, damit sie beten können.

 

Wichtig ist, dass sie unter Aufsicht innerhalb des Kreises der Guten sind. Unsere Handlungen sind wichtig, unsere Absichten sind wichtig. Ob wir an das Gute glauben oder nicht, ist auch wichtig und richtig. Deshalb kommen wir hier zusammen und versuchen eine Einheit zu bilden, um zusammen gegen das Böse das Gute auf Erden aufrecht zu erhalten. Denn wenn wir das Böse auch nicht besiegen können, sollten wir wenigstens das Gute aufrechterhalten oder zumindest auf der Seite derer stehen, die es tun. Als Jesus in den Himmel erhoben wurde, ließ er zwölf Gefährten zurück auf dieser Erde. Er hatte nur zwölf Jünger. Wie steht es aber heute um die Zahl seiner Anhänger? Milliarden Menschen glauben an ihn.

 

Anderthalb Milliarden der Erdbevölkerung sind heute Christen. Aus zwölf Jüngern wurden anderthalb Milliarden Anhänger. Wichtig ist, richtig zu säen. Dann wächst der Samen richtig und wird zu einer Pflanze, die immer größer und größer wird - bis sie zu einem Baum wird und Früchte trägt.

 

Der berühmte islamische Kalif Kharun Rashid kleidete sich eines Tages wie ein Gewöhnlicher, um sich unter sein Volk zu mischen und danach zu sehen, wie die Lage darin war. Er nahm seinen Wesir und ging los. Am Rande der Stadt sah er einen alten Mann, der versuchte einen Dattelsamen zu pflanzen. Er begrüßte ihn und fragt, was er da tue.

 

„Ich pflanze eine Dattelpalme,“ sagte der Alte und Kharun Rashid fragte: „Wie lange dauert es, bis eine Dattelpalme auswächst und Früchte trägt?“ „So um die zehn bis zwanzig Jahre“, sagte der Mann. Daraufhin sagte Kharun Rashid: „Glaubst du, dass du noch so lange Zeit leben wirst, um von ihren Früchten zu essen? Du bist doch schon so alt.“

 

Der Alte lachte und sagte: „Das, was ich heute esse, ist von dem, was meine Vorfahren gepflanzt hatten. Ich esse die Früchte der Bäume, die meine Vorfahren für mich gesät haben. Es ist egal. Es ist nicht so wichtig, wenn ich nicht die Früchte meiner Pflanzen sehen sollte. Zumindest meine Enkel oder die, die nach mir kommen werden, werden von den Früchten essen.“

 

Diese Antwort gefiel dem Kalifen so sehr, dass er den alten Mann belohnen wollte. Er gab ihm einen Beutel voll Goldstücke. Der alte Mann lachte und sagte: „Siehst du, meine Pflanze hat bereits Früchte getragen.“

 

Diese Antwort gefiel dem Kalifen noch mehr als die erste und er gab ihm noch einen Beutel. Der alte Mann bedankte sich nochmals und sagte: „Was für ein Glück für mich. Für gewöhnlich gibt ein Baum ein Mal im Jahr seine Früchte, mein Baum hat jetzt schon zwei Mal welche gegeben.

 

Der Kalif drehte sich zu seinem Wesir und sagte:

"Dieser alte Mann ist ein weiser Mensch, und wenn wir hier noch länger bleiben sollten, werde ich meine ganzen Goldstücke vergeben müssen. Lasse uns schnell weitergehen, um auch anderen noch etwas geben zu können.“ Unsere Absicht hier ist, das Gute in die Herzen zu säen. Heute ist es ein kleiner Kreis. Er mag mit unserer Absicht größer und größer werden. Irgendwann ist er vielleicht so groß, dass die gesamte Welt umschlossen ist. Denn wir haben gute Absichten und der Herr ist wahrlich mit denen, die Gutes hegen. Der Kreis, den wir hier bilden, ist deshalb der Kreis der Guten, der Kreis derer, die gute Absichten haben und das Gutes und Schöne für die Menschen wollen. Dies ist der Kreis der Wahrhaftigen, derjenigen, die mit dem Schönen und Heilvollen sind, ein Kreis der Gerechten.

 

Wir versuchen von denen zu sein, die gegen Ungerechtigkeit stehen und das Schlechte von uns abweisen. Wenn du einer der Guten bist, komm zu uns. Hab keine Angst, dass es hier zu voll werden könnte oder du keinen Platz mehr findest. Wir finden schon einen Platz für dich, und wenn wir eben ein wenig enger zusammenrücken müssen. Hauptsache du gehörst zu den Guten. Und es interessiert mich nicht, welchem Glauben du angehörst. Im Namen des Allmächtigen und Allbarmherzigen, seid gesegnet