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Der B-Plan

Jeder vergangene Tag wird eingetragen ins Buch der Träume. Und auch der heutige Tag steht kurz davor, in dieses Buch eingetragen zu werden. Er ist ein Traum, denn es ist nicht möglich, ihn festzuhalten.

Wenn im Fernsehen unter 1000 Lügen auch mal eine Wahrheit erzählt wird, der Wetterbericht einen bewölkten Tag ankündigt, erscheinen auf der Landkarte Wolken. Der Moderator macht diese Handbewegung, wo er einmal von links nach rechts und einmal von rechts nach links über den Bildschirm wischt, und schon sind auch die Wolken verschwunden.

Genauso nimmt jedes Ereignis seinen Platz im Buch der Träume ein.

Na ja gut. Wenn das so ist, dass alles nur ein Traum ist, dann bewirb dich doch um das, was wirklich Bestand hat. Bewirb dich darum, damit die Wahrheit sich dir eröffnen möge.

Und was ist des Menschen größte Verträumtheit?
Mit seinen Träumen zu leben und mit ihnen zu sterben. Jeder Mensch hat Träume und Wünsche. Um seinen Lebenstraum zu verwirklichen, verschwendet er sein ganzes Leben. Er versucht diesen Traum einzufangen, doch es will ihm einfach nicht gelingen.

Und ohne Zweifel ist diese Welt nicht von Dauer, und jeden Moment steht der Zug kurz davor abzufahren. Du musst eine Entscheidung treffen, in welche Richtung es gehen soll.

Und Er fragt dich:
„Willst du mit denen sein, die dich jeden Moment verlassen könnten und dir in Wahrheit nichts zu geben imstande sind, oder mit Mir, der als Einziger da sein wird, wenn alle anderen nicht mehr da sein werden?“

Er hält dir doch einen Spiegel vor.
Oh Mensch, was willst du von dieser Welt? Dich den Illusionen hingeben? Dich mit ihnen aufhalten oder die Wahrheit finden, den Wahren, der dich nie verlassen wird?

Deshalb gibt es den Rückzug. Um genau darüber nachzudenken und diese Wahrheit zu verstehen. In dem Moment, in dem wir auf die Welt kommen, beginnt unsere Lebensreise. Endet unsere Reise hier auf Erden, beginnt die Reise ins Jenseits.

Und wenn wir uns ins Jenseits begeben, wird es zu einer Entscheidung kommen.

 

Entweder findet diese Reise ihr Ende am Hafen der „Nichtvergessenen“, der für diejenigen bestimmt sein wird, die ihren Herrn hier auf Erden nicht vergaßen, oder aber am Hafen der „Vergessenen“. Das ist der Hafen für die, die Seiner nicht mehr gedachten.

Die Ersteren, die im Diesseits nach Ihm suchten, werden von Ihm in Ehre gehalten, ihnen wird Er sich offenbaren. Jedoch werden diejenigen, die Ihn vergaßen, auch von Ihm vergessen werden.
Wer sich auf das Jenseits nicht gut vorbereitet, wird von dieser Ehre ausgeschlossen bleiben. Wer auf dieser Welt Allah vergisst, wird von Ihm im Jenseits ebenso vergessen werden. Doch die, die an Ihn dachten und sich an Ihn erinnert haben, an sie wird sich auch der Herr erinnern.

Jeden Freitag wird er vor seinen glücklichen Dienern seine Schleier fallen lassen und ihnen etwas von Seinem Antlitz offenbaren.

Aus diesem Grund sollte ein jeder hier seine Vorkehrungen in seinem Namen treffen. Die Vorbereitungen in dieser Welt sind die Investitionen fürs Jenseits. Umso höher deine Investition, um so höher deine Auszahlung.

„Na ja gut Sheikh, doch wir glauben nun mal nicht an das Jenseits. Deshalb legen wir all unser Hab und Gut hier an.“

Wenn du nicht an Allah glaubst, ist das dein Problem. Doch mal angenommen, es gibt das Jenseits. Was dann? Du bist derjenige, der mit leeren Händen dastehen wird.

Ich hörte davon, das Staaten und Unternehmen für Notfallsituationen neben einem A-Plan immer auch einen B-Plan haben.

Wie sind dein B-Plan aus?
Du sagst zwar, dass es für dich kein Jenseits gibt, doch was ist, wenn doch?
Wie sieht also dein Notfallplan aus? Wisse, wer unvorbereitet ins Jenseits übertritt, wird dort untergehen.

„Weder gehören sie zu den Toten noch zu den Lebendigen.“ befiehlt der Herr über diese Menschen.

Solch einer wird sowohl dem Leben als auch dem Tod hinterherjagen.

 

In dem Moment, in dem er kurz davor steht, den Tod zu erwischen, wird ihn das Leben daran hindern. Steht er kurz davor, das Leben zu ergreifen, wird ihn diesmal der Tod daran hindern.

Ihre Lebensweise dort wird unbeschreiblich sein. Weder sind sie lebendig noch tot. Die Bedingung des Lebens ist es, zu essen und zu trinken, doch die Eigenschaft des Todes ist es, daran keine Freude zu finden. Die Nahrung wird einen sehr bitteren Geschmack haben, es wird der Geschmack des Todes sein.

Dieses Leben hier ist nur von kurzer Dauer. Auch wenn uns das nicht so erscheinen mag. Die Verantwortung, die wir zu tragen haben, ist groß. Wenn du dich von deinem Ego leiten lässt und die Existenz Allahs verleugnest, bindest du dir einen Strick um deinen Hals, der dich Tausende von Jahren leiden lassen wird.

Es ist der Schmerz des Vergessenwerdens. Dein Herr und Schöpfer wird dich dort vergessen, wie du Ihn hier vergessen hast. Du wirst gefangen werden in diesem Schmerz der Verleugnung. Denn alles wird uns in dem Maße präsentiert, wie wir geglaubt oder verleugnet haben.

Oh Mensch, glaube! Glaube, damit du auf den Morgen gut vorbereitet bist und sage:
“Oh Allah!” In dem Moment, in dem du seinen Namen nennst, antwortet Er dir auch sogleich: „Was will mein Diener, was braucht er, da er nach Mir ruft?“

„Na ja, also ich wünsche mir dieses und jenes.“

Menschen, die das sagen, gibt es eine ganze Menge. Es gibt viele Anwärter auf das Paradies, doch die wenigsten verlangen nach Gott.

Doch was hat das Paradies ohne Allah für einen Wert? Verlange also nach Ihm, denn das wahre Paradies ist bei Ihm. Das andere ist nur die Form, das Äußere.

Es hat vergleichsweise das Aussehen einer schönen Villa. Die Wände sind aus Gold, die Decken aus Smaragd und die Möbel sind aus Perlen angefertigt. Doch die Villa wird von keinem Menschen bewohnt. Was hat diese Villa dann noch für eine Bedeutung?

Lass einen Körper noch so gesund und schön geformt sein. Ohne Seele ist dieser Körper nicht zu genießen. Nur das Äußere allein wird dir nicht schmecken.

 

Ohne Allah ist das Paradies nichts anderes als ein Kerker. Das Paradies ist nur die Hülle. Doch nur in der Form zu leben ist etwas anderes und direkt in der Wahrheit zu leben, ist etwas anderes.

Es ist schon ein Unterschied, ob du in deinem Zimmer nur ein Bild deines Geliebten zu stehen hast, oder ob er persönlich anwesend ist. Wer mit Allah ist, hat das Paradies gefunden. Doch wer Ihn gefunden hat, ist mit ihm zusammen und das ist das wahrhaftige Paradies. Wer das Paradies verlangt, wird es auch finden. Doch die Paradiese in Ihm zu finden, sind anders.

Stell dir vor, auf der einen Seite hast du einen Haufen voller Edelsteine z. B. Diamanten, Perlen, Smaragde, Rubine, Saphire usw. Auf der anderen Seite hast du die Imitate. Wenn man dir nun vorschlagen würde, entscheide dich für eine der Seiten, würdest du nach den Imitaten oder den Originalen greifen?

Die Menschen jagen den Imitaten hinterher. „Die reichen uns schon“, sagen sie denn. Na ja, der Dummkopf wird auch keinen Unterschied zwischen einem Original und dem Imitat erkennen. Das vermag nur der Meister seines Faches. Doch wisse, im Jenseits erkennt man den Unterschied sofort.

Deshalb hörten wir von unserem Propheten Mohammed (s.a.v.):
„Wenn die Bewohner der 8 Paradiese zu denen rüber schauen, die bei ihrem Schöpfer sind, ist es so, wie wenn du in den Himmel schaust und von hier unten aus die Sterne beobachtest.“

Genauso gering wie die Wahrscheinlichkeit, von hier unten nach oben zu den Sternen aufzusteigen, genauso unmöglich ist es für die Paradiesbewohner, von ihrem Ort nach oben zu gelangen. Sie werden nur schauen und diesen Ort aufgrund des Glanzes erreichen wollen, doch sie werden es dorthin nicht schaffen, denn das Paradies wurde nur für sie erschaffen.

Allah zu wollen, nach Ihm zu streben, ist etwas anderes. Er ist sehr weit oben. So weit, dass er nicht zu erreichen ist. Deshalb werden die Paradiesbewohner, genauso wie man vom Erdboden aus die Sterne beobachtet, die Himmelsbewohner beobachten.

Die Stufe der Himmelsbewohner zu erreichen, wird für uns unmöglich sein.

 

Denn die, die nach Ihm gestrebt haben, werden von Allah auf solch eine Stufe erhoben werden, die für uns unvorstellbar ist.

Würde es einmal in unsere Vorstellung gelangen, müssten wir auch die Qual dieser Idee durchleiden. Doch Allah ist barmherzig, so werden wir genau das und nur das im Paradies wiederfinden, was in unseren Vorstellungen existiert. Nur das, was wir uns vorstellen können.

Doch diejenigen, die nach Allah streben, werden etwas wiederfinden, was unsere Vorstellungskraft übersteigt. Der Unterschied besteht darin, dass es unbegrenzt ist.

Würden Paradies- und Himmelsbewohner dieselben Vorstellungen haben, würden beide auch genau dasselbe in ihrem jeweiligen Paradies wiederfinden. Doch nur diejenigen, die für Allah gelebt haben, werden von Sachen zu hören bekommen, die in keine Vorstellung passen.

Und genauso wenig wie die, die nur nach Weltlichem trachteten, sich nicht vorstellen werden können, welchen Segen ein Bewohner des Paradieses haben wird, kann auch der Paradiesbewohner niemals eine Vorstellung davon haben, welche Ehre und welche Stufe derjenige erreicht haben wird, der nur nach Allah verlangte. Keiner wird sich dem nähern können.

Über den Weg der Vorstellung wird alles zu den Paradiesbewohnern gelangen. Diejenigen, die Allah wollten, zu ihnen gelangt alles über den Weg der Wahrheit, denn die Wahrheit steht über dem Traum, über der Vorstellung.

Wer die Wahrheit finden möchte, muss seine Träume loslassen und die Absicht haben, eine Reise anzutreten, die seine Vorstellungen übertreffen. Er wird alle Bilder, die er im Herzen und in seinem Gehirn trägt, verbrennen müssen. Fertig aus!

Was wollen die Menschen?
Sie wollen, dass ihre Wünsche in Erfüllung gehen. Gut, doch kommt ihnen nie in den Sinn, das es noch eine Wirklichkeit außerhalb ihrer Wünsche gibt? Warum trachten sie nicht danach?

Damit sie keinen Mangel erleiden müssen, wird es auch der Herr sein, der ihnen ihre Wünsche in den Sinn bringen wird.

 

Und diese Wünsche und Vorstellungen werden sie im Paradies ausleben dürfen.
Ihr Leben dort wird so erfüllt sein, ohne Begrenzung und ohne ein Ende, denn die Gaben Allahs sind unbegrenzt. Noch bevor sie ihren Wunsch zu Ende gedacht haben, wird es schon vor ihnen stehen.

Doch sei vorsichtig! Denn sie werden nicht über die Ebene der Wunschvorstellung hinausgelangen können. Die Stufe der reinen Wahrheit wird den Menschen vorbehalten sein, die auch hier auf Erden nur nach ihr verlangt haben.

Sei vorsichtig in der Wahl deiner Wünsche. Denn das Diesseits ist die Welt der Wünsche und der Vorstellungen und das Jenseits ist der Ort, an dem diese Wünsche ihre Erfüllung finden.

Doch jeder ist so sehr damit beschäftigt, dieser alten Welt hinterherzujagen, da bleibt kein Platz, um an das Paradies oder die Hölle zu denken, geschweige denn Allah zu wollen.

Nach Ihm zu verlangen ist kein leichtes Unterfangen, es ist eine große Sache. Doch der Wunsch nach Ihm, fängt über den Weg des Glaubens an ein Paradies an.

Wenn wir aufhören, den Imitaten hinterher zu jagen, und uns auf den Weg nach den Originalen machen, würden uns sowohl im Diesseits als auch im Jenseits alle Schätze zu Füßen liegen. Solch einer besitzt über diese Schätze freie Verfügungsgewalt.

Eine Geschichte:
Einst gab es einen Sultan, der einen seiner Diener ganz besonders schätzte. Den Wesiren am Hofe war die Zuneigung des Sultans ein Rätsel. Sie waren voller Neid und fragten sich, was wohl der Grund für diese Wertschätzung sein könnte.

Neid ist einer der schlimmsten Wesenszüge im Menschen. Ohne den Neid gäbe es keine Streitereien, keine Krankheit und auch kein Unheil. Würde der Neid zur Neige gehen, würde auch das Feuer in der Hölle erlöschen, denn das Feuer wird genährt vom Neid.

Nun, kurz und gut, die Wesire beobachteten also voller Missgunst das besondere Ansehen dieses Dieners. Eines Tages machte sich der Sultan mit seiner Gefolgschaft zu Pferd auf die Jagd.

Am Jagdschloss angekommen, machten sie eine Rast, um sich ein wenig zu erholen.

 

Das Innere dieses Schlosses war so vollgestellt mit wertvollen Gegenständen aus Gold und Silber, dass gar kein Platz mehr vorhanden war.

So sagte der Sultan zu seinen Gefolgsleuten:
„Alles, was ihr in diesem Schloss findet, ist aus Raubzügen erbeutet worden. Ich lasse euch die Beute. Soll sich jeder das mitnehmen, was ihm beliebt. Nehmt also, so viel ihr wollt.“

Als sie das hörten, stürmten sie das Anwesen und begannen damit, alles zu erbeuten, was sie imstande waren, mitzunehmen. Der Sultan jedoch stieg auf sein Pferd und ritt weiter.

Nach einer Weile bemerkte er, dass ihm einer seiner Gefolgsleute mit dem Pferd folgte. Er drehte sich um und sah seinen Diener, der von all den anderen so beneidet wurde.

Er hielt an und fragte: „Warum bist du nicht im Schloss, um dich an der Beute zu bereichern?“

Doch sein Diener antwortete nur: „Mein Sultan. Mein größter Raubzug sind sie. Ich hab meine Beute schon gefunden. Die anderen sollen ruhig mit den Spielsachen spielen. Ich habe den gefunden, dem all diese Schätze gehören. Gibt es denn eine noch größere Beute?“

Einige seiner Gefolgsleute wurden Zeugen dieses Gesprächs, so dass der Sultan auf seinen Diener zeigte und zu ihnen sprach: „Schaut, genau aus diesem Grund bevorzuge ich ihn, euch gegenüber. Das ist der Grund für sein hohes Ansehen bei mir.“

Nun, kurz und gut, auch in den Augen des Herrn findet der Diener seinen Platz. Nach was und wohin schaut sein Diener? Nach was jagt er?

Sind es irgendwelche glitzernden und funkelnden Spielzeuge oder schaut er nach dem Besitzer all dieser irreführenden Spielzeuge, die als Vorwand zur Prüfung dienen? Und wie dem so ist, genauso gibt er seinem Diener im Diesseits und Jenseits.

Heutzutage gibt es keinen mehr, der nach Ihm verlangt, höchstens verlangen sie nach dieser alten und verbrauchten Welt. Doch das muss jeder für sich entscheiden.

Auf der einen Seite hast du den Graben, auf der anderen das Kamel. Auf der einen Seite diese Welt, auf der anderen das Jenseits. Auf der einen Seite das Paradies, auf der anderen Ihn.

Es ist deine Entscheidung.