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Die Heiligen der Zeit

Bismillahirrahmanirrahim


Die Heiligen der Zeit

 

Sheikh Eşref Efendi, Berlin, 16.08.2014

 

Frage:
„Kann man die 124.000 Heiligen auch in buddhistischen oder christlichen Kreisen finden, sozusagen religionsübergreifend? Sind auch Frauen darunter, wie beispielsweise die Heilige Rabia?“

 

Sheikh Eşref Efendi:
Innerhalb der 124.000 Heiligen gibt es ohne Zweifel auch weibliche Heilige. Sie können ebenfalls sehr hohe spirituelle Stufen erreichen und haben als Gesandte der Gesandten die Vollmacht der Propheten.

 

Die Propheten erhielten Offenbarungen und die Heiligen, sowohl männlich aus auch weiblich, bekommen Inspiration. Beides ist göttlichen Ursprungs.

 

Rabia Sultan (möge ihr Geheimnis gesegnet sein) war eine große Heilige und eine Sufi. Die heiligen Damen können auch Meisterstufen erreichen, nur öffnen sie sich nicht der Öffentlichkeit – sie sprechen die Menschen nicht an. Aufgrund ihrer anatomischen Beschaffenheit sind sie dazu nicht geschaffen.

 

Männer haben vor allem aufgrund ihrer körperlichen Beschaffenheit die Fähigkeit, Männer und Frauen anzusprechen. Frauen sind wegen ihrer körperlichen Disposition im Agieren begrenzt. In bestimmten Momenten und Zeiten müssen sie in ihrem Handeln als Heilige von Zeit zu Zeit aussetzen. Sie können nicht nonstop, jeden Tag, vierundzwanzig Stunden lang zu den Menschen sprechen.

Ich stelle das jetzt hier in aller Offenheit dar. Möge man sich nun folgenden Umstand vergegenwärtigen:

Du steigst auf einen Hügel, hunderttausend Leute haben sich am Fuße versammelt, du möchtest zu ihnen sprechen, predigen - und bekommst deine Tage! Oder aber das Kind weint und muss gestillt werden...

 

Männer können Tag und Nacht reisen, sich Tag und Nacht draußen aufhalten und auch allein fortbewegen. Den Damen ist das nicht möglich.

 

Wir alle kennen aus dem westlichen christlichen Raum die Heilige Mutter Jesu (Friede sei mit ihm) - die Mutter Maria, auch als die Jungfrau Maria (Friede auf sie) bekannt.

 

In der Scharia ist das etwas Geschlossenes, etwas Verborgenes. Jedoch in der Tarika im Sufismus öffnet sich die Weisheit der Begebenheit der Jungfrau Maria. Ihr ist der Erzengel Gabriel (Friede auf ihn) erschienen. Sowieso erschien er den Propheten und überbrachte ihnen Worte, Offenbarungen des Herrn.

 

Somit hatte auch Mutter Maria den Status der Propheten. Mehr noch: Sie bekam die Heilige Seele eingehaucht, überbracht vom Erzengel Gabriel!

 

Wir beschreiben drei Arten von Heiligen:
Die erste Gruppe weiß, dass sie Heilige sind. Auch dem Volke sind sie bekannt.

Die zweite Gruppe ist ebenfalls nicht in Unkenntnis über sich. Doch vor dem Volk sind sie verborgen.

Bei der dritten Gruppe verhält es sich so, dass weder der Heilige selbst noch das Volk Kenntnis darüber hat. Nur Allah allein weiß es! Dieses Geheimnis wird dem Heiligen beim letzten Atemzug geöffnet.

 

Vielleicht hat diese letzte Gruppe das ganze Leben lang bereits der gesamten Nachbarschaft, der Stadt spirituelle Kraft, Energie und spirituellen Beistand geleistet. Doch bis zum letzten Atemzug ist ihnen das nicht bewusst.

 

Es gibt in der islamischen Welt unter den 124.000 Heiligen, die jederzeit präsent sind und deren Anzahl gleichbleibend ist, vierzig Groß-Heilige. Sie halten die gesamte Schöpfung am Laufen. Jeder einzelne von ihnen hat die Vollmacht, eine bestimmte Angelegenheit in der Schöpfung zu regeln, zu führen, die spirituelle Energie dafür zu geben. Denn ohne den himmlischen Strom funktioniert es nicht. Sie sind die Stromquellen für diese Prozesse, die in der Schöpfung laufen müssen, damit die Existenz existent bleiben kann.

Auch die Zahl der stets wirkenden Groß-Heiligen ändert sich nie: Unter den vierzig befinden sich sieben Damen – sieben heilige Frauen. Und niemand kennt sie!

 

Zu jeder Zeit gibt es auch heilige Frauen unter ihnen, die wissen, dass sie Heilige sind. Der Öffentlichkeit gegenüber sind sie jedoch verdeckt. Selbst wenn sie die Position eines Propheten stellvertretend repräsentieren und mit der immensen spirituellen Kraft und Beistand den Menschen dienen: Nie handeln sie öffentlich, immer nur im Verborgenen.

Die 124.000 Heiligen befinden sich überall in der Welt verteilt!

 

Unter ihnen gibt es stets einen Heiligen, der einen der Propheten, der gekommen und gegangen ist, repräsentiert und in deren Position auf die Menschen wirkt. Der eine repräsentiert den Propheten Jesus (Friede auf ihn), ein anderer den Propheten Moses (Friede auf ihn), entsprechend auch den Letztgesandten des Herrn - den Propheten Mohammed (Friede auf ihn).

Die gesamte Schöpfung, der Kosmos, ist dem Innenleben des Menschen gleich aufgebaut.

 

So spricht man in der Philosophie von Mikro- und Makrokosmos. Allah sagt: „Ich habe den Menschen nach meinem Bild erschaffen und die gesamte Schöpfung nach den Menschen.“

 

Die sieben Gestirne symbolisieren die Organe im Menschen. Und alle Propheten kommen zusammen und werden zu Einem. Die Vielfallt kommt immer aus der Einheit. Sinnbildlich betrachtet kommen alle Propheten wie die einzelnen Äste aus einem Baumstamm hervor.

Nach unserem Glauben im Islam „ist der Prophet Mohammed (Friede auf ihn) die gesamte Schöpfung.“

 

Alles, was ist, ist er! Jesus (Friede auf ihn) ist die Seele, der Prophet Moses (Friede auf ihn) der Körper. Aus diesem Grund sprach der Prophet Mohammed (Friede auf ihn): „Jesus und Moses (der Friede sei mit ihnen) sind mir sehr ähnlich, denn sie sind von mir.“

Deswegen gibt es an der rechten Seite der heiligen Grabstätte des Propheten Mohammed (Friede auf ihn) immer einen Platz für den Propheten Jesus (Friede auf ihn), so dass er ihm am nächsten ist.

 

Die Kraft der Heiligen, ob männlich oder weiblich, hat ihren Ursprung in derselben Quelle: Die eine Wahrheit!

Hassan Al-Basri (möge sein Geheimnis gesegnet sein) war einer der größten Heiligen der Zeit, immer mit größter spiritueller Kraft und Macht versehen. Er hat die Gefährten des Propheten Mohammed (Friede auf ihn) leibhaftig gesehen. Eines Tages warf er seinen Gebetsteppich auf einen See, setzte sich auf ihn und betete. Rabia Sultan, der Sultan der heiligen Frauen, kam des Weges, schaute ihm zu und fragte: „Was ist denn das?“ Sie nahm ihren Gebetsteppich, warf ihn hoch in die Luft... und betete in der Luft – schwebend!

Die Kraft dahinter ist ein- und dieselbe: Die eine Wahrheit aus der göttlichen Quelle!

 

Fatiha