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Sei zufrieden mit dem Willen des Herrn

Bismillahirrahmanirrahim


Sei zufrieden mit dem Willen des Herrn

 

Sheikh Mehmet Efendi, Berlin, 14.01.2014

 

Shah Naqshband, der Stützpfeiler unseres Weges, sagte 12000-mal in seinem Leben: „Unser Weg ist der Weg der Zusammenkunft mit dem Sheikh und seiner Ansprache - das Gute, das Heil, liegt in der Versammlung, in der Gemeinschaft.“

 

Diese Tradition führen wir fort. Wir handeln wie unsere Meister, ahmen sie nach, damit der Segen zu uns kommt. Die gute Gemeinschaft ist jene Gemeinschaft, in der Menschen im Namen des Herrn und für das Gute, so wie wir hier, zusammenkommen.

 

Man sagt, sieben Arten des Segens der Allmacht des Herrn sind über denen, die in Seinem Namen zusammenfinden. Der Segen liegt auf Versammlungen entsprechend unserer.

 

Auch wenn der Redner hier vielleicht nicht besonders flüssig und etwas gebrochen redet, das spielt keine große Rolle. Der Segen liegt in dieser Gemeinschaft, an diesem Ort. Und all denen, die hier heute miteinander sitzen und zuhören, wird etwas in ihr Herz gegeben.

Auch wenn sich der Mensch einer Gemeinschaft zugesellt, deren Zusammenkunft an einem äußerlich sehr schönen Ort stattfindet: Liegt auf dieser Stätte nicht das Wohlgefallen des Herrn, wird der Mensch, nachdem er den Ort wieder verlassen hat, in seinem Herzen eine Finsternis, eine Traurigkeit, eine Trauer, eben eine Schwere verspüren.

 

Denn es gewinnt immer der im Leben, der mit dem Herrn zusammen ist. Wer mit Ihm ist, ist wahrlich reich.

Der Herr braucht niemanden, Er ist niemandem gegenüber bedürftig!

 

Allah, der allmächtige Herr, ist der Großzügige. Er ist der Gebende, ohne jegliche Erwartungen. Und jene, denen Er gibt, so Seinen Propheten und Heiligen, sind ebenfalls Gebende. Gebende in Seinem Namen, ohne Erwartungen, ohne Verlangen nach Gegenleistung.

Tun wir etwas für unseren Herrn, machen Dienst an und für Ihn, bedeutet das nicht, dass Er diesen Dienst benötigt oder davon abhängig wäre. Doch bringt unser Tun Sein Wohlgefallen hervor und wir bekommen Segen. Er gibt uns, Er ist der Gebende! So ist unser Handeln in Seinem Namen letztendlich immer nur für uns selbst.

 

In Seiner Weisheit hat der Herr jeden Menschen einmalig erschaffen. In einer einzigartigen Weise hat Er ihm etwas auf den Weg mitgegeben und lässt ihn in einer bestimmten Bahn laufen.

 

Er gab dem Menschen die Möglichkeit zu wählen – den freien Willen. Handelt der Mensch auf seinem Weg in der Weise, die dem Herrn gefällt, wird es am Ende Glück für ihn bedeuten. Handelt er entgegengesetzt, erlangt er nicht Sein Wohlgefallen und wird unglücklich werden.

 

Jedem hat der Herr in diesem Leben seine Versorgung gegeben, einen bestimmten Anteil am Weltlichen. Der eine Mensch wird vielleicht mit dem ihm zugeteilten Anteil gerade einmal nur seinen Hunger stillen können, ganz gleich wie viel er auch arbeitet. Einem anderen jedoch, dem ein größerer Anteil zugesprochen wurde, obgleich er weniger arbeitet, wird der Herr vom Weltlichen öffnen. Das liegt in Seiner Weisheit und es ist Seine Entscheidung!

 

Der Herr bemisst die Menge, die jeder erhält. Wer genügsam mit dem ist, was er hat, erlangt Sein Wohlgefallen und wird im Leben glücklich werden.

 

Dem Herrn zu dienen - der Gottesdienst -bedeutet Dinge zu tun, die Sein Wohlgefallen auf sich ziehen.

Wer einen größeren Anteil an Weltlichem bekommen hat, davon im Namen Seines Herrn abgibt und hilft, verdient auch diesem Maß entsprechend Sein Wohlgefallen. Auch wenn jemand weniger besitzt und damit möglicherweise nur seine Familie versorgen kann, verdient er gleichermaßen das Wohlgefallen seines Herrn. So spricht Allah: „Das Wohlgefallen des Herrn liegt auf diesem, der am gleichen Tisch mit seiner Familie sitzt und sie mit dem, was er verdient, versorgt.“

 

Die Zufriedenheit ist auf dem Sufiweg die höchste Stufe, die es zu erreichen gilt.

Deshalb ist auf dem Sufiweg auch kein Platz für ein Verhalten, das manche Menschen an den Tag legen, indem sie auf den Straßen nach Veränderung schreien und ihre Unzufriedenheit kundtun. Auf dem Sufiweg gibt es so etwas nicht.

Denn wer mit dem Willen des Herrn zufrieden ist, der hat Frieden und Ruhe im Herzen!

 

Ich erzähle eine Geschichte: Es lebte einst eine arme Familie in der Wüste. Sie besaßen nichts außer einem Esel, einem Hund und einem Hahn - das war alles, was sie an Hab und Gut hatten. Stets krähte der Hahn zur Zeit des Nachtgebetes, weckte diese Menschen, so dass sie ihr Nachtgebet verrichten konnten. Der Hund sorgte mit seinem Gebell dafür, dass kein Fremder und kein Dieb an sie herankommen konnte und vertrieb sie letztendlich. Der Esel diente dazu, ihr Hab und Gut, ihr Weltliches, von einem Ort zum anderen zu transportieren.

Eines Tages schlich sich ein Fuchs an und fraß den Hahn. Dem Hund widerfuhr das Unglück, von einer Schlange gebissen zu werden; er starb an der Vergiftung. Jedes Mal, wenn eines dieser Tiere starb, schaute der Mann auf sein Schicksal und sagte: „Wenn es der Wunsch des Herrn ist - was soll ich machen, ich bin zufrieden damit.“Am Ende kam ein Wolf und fraß den Esel. Somit besaß er nichts mehr.

Dann hörten sie, dass in einem nahegelegenen Ort ein Nachbar in der Nacht von Dieben heimgesucht wurde. Sie raubten ihn aus, stahlen sein gesamtes Hab und Gut.

 

Die arme Familie, die durch den Tod ihrer Tiere nichts mehr besaß, also sowieso schon mit leeren Händen war, wurde von dem Schicksal verschont, ebenfalls ausgeraubt zu werden. Dieses Unheil blieb ihnen erspart.

 

Was soll uns diese Geschichte zeigen? Ist man mit seinem Schicksal im Frieden, sucht die Zufriedenheit und versucht, die Weisheit hinter den Dingen zu verstehen, wird man erkennen, dass es hinter jedem Schicksal, hinter allem, was einem widerfährt, eine Weisheit gibt.

Wir sind erfreut! Der Herr möge zufrieden mit euch sein, dass ihr hier in dieser Stadt einen Ort eröffnet habt, der einer Oase in der Wüste gleicht. Ein Ort, wo die Menschen ihren Durst stillen können und Führung und Orientierung erhalten.

Möge der Herr noch viele gute Menschen schicken, so dass viele geführt werden!

 

Fatiha