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Von allen Göttern verlassen - außer vom Einen

Esselamualeykum ve Rahmetullah! Gottes Friede und Segen sei mit euch! Herzlich willkommen.

 

Obwohl heute Sonntag ist und es so viele andere Dinge gibt, die man heute tun könnte, seid ihr dennoch hierher gekommen, um etwas von der Spiritualität zu kosten.

 

Es ist etwas besonderes, hier zu sein, denn Menschen unterschiedlichster Nationalitäten und Glaubensrichtungen haben heute hier zusammengefunden und bilden ein wunderschönes Mosaik aus vielfältigen Farben. Aber welche Kraft hat uns heute hier versammelt? Welcher Künstler hat dieses farbenfrohe Gemälde komponiert? Das ist die Frage!

 

Es ist unsere spirituelle Nähe, die uns gegenseitig anzieht und uns heute hier zusammenbringt. Es ist die Kraft unserer Liebe gegenüber unserem Schöpfer, die uns, trotz unseres unterschiedlichen Glaubens, eint.

 

Wie wir schon sagten, haben wir uns heute hier versammelt, obwohl Sonntag ist. Natürlich sind wir nicht hier, um einen Sonntagsspaß zu sehen und für kurze Zeit unsere Probleme zu vergessen. Um sich ablenken zu lassen, ist man wohl beim Kino oder beim Theater oder sogar hmm...Karneval...beim Karneval besser bedient.

 

Wie ich gehört habe, ist gerade Karneval. Aber denkt ja nicht, dass ich mich aus diesem Anlass orientalisch verkleidet habe, um jetzt eine Show abzuliefern. Nein! Das ist meine Arbeitskleidung, Marke: BOSS! Und ich wurde hierher geschickt, um dazu beizutragen, das spirituelle Interesse der Menschen zu erwecken.

 

Deswegen bitten wir um himmlische Erlaubnis, damit unsere Worte himmlischen Ursprungs sind und somit einen Nutzen bringen. Ohne sich mit einer Energiequelle zu verbinden, kann man keine Energie vermitteln. Keine Tankstelle kann das Benzin, das sie verteilt, selbst herstellen, sondern muss es von einer Raffinerie beziehen. Der Himmel ist eine Göttliche Raffiniere, von der alle spirituelle Energie entspringt. Um also spirituelle Energie zu verteilen, muss man sich zunächst mit dem Himmel verbinden.

 

Ihr müsst wissen: Der Mensch kommt mit einer Batterie auf die Welt, die ein Leben lang hält. Wenn die Batterie leer ist, ist auch das Leben des Menschen abgelaufen. Daher sollte man sich direkt mit einer Stromquelle verbinden, um das ewige Leben zu erlangen und ohne Angst vor dem Tod zu leben.

 

Heutzutage wird die Batterie der Menschen jedoch vorzeitig leer. Denn eine Standard-Batterie kann dem rasanten Tempo des 21. Jahrhunderts nicht standhalten. Aus diesem Grund bitten wir den Schöpfer, dem Quell aller Kraft, um Erlaubnis, auch wenn wir so klein wie eine Ameise sind, die leeren Batterien der Menschen aufzuladen und ihnen neue - eine spezielle Kraft geben zu dürfen.

 

Wir bitten um Erlaubnis, von der himmlischen Raffinerie spirituelle Energie zu empfangen und diese wie eine Tankstelle weiterzuleiten. Die spirituelle Energie vom Himmel unterscheidet niemals zwischen den Menschen, sondern erreicht jeden, der nach ihr verlangt. Wird man denn etwa bei der Tankstelle gefragt, „Wer bist du? Welcher Religion, welcher Farbe gehörst du an?“ Nein!

 

Wenn ich so in das Publikum schaue, sehe ich Reisende von nicht nur einem Glaubensweg, sondern von vielen Glaubenswegen. Muslime, Juden, Christen, Buddhisten, Menschen unterschiedlichsten Glaubens sind heute hier anwesend.

 

Wir danken dem Herrn, dass wir als ein bedeutungsloser Anwärter des ehrenwerten Sufiweges nicht die Angst haben müssen, nicht zu wissen, was wir vor solch einem bunt gemischtem Publikum sagen sollen. Denn allen Glaubenswegen liegt eine Spiritualität zugrunde, die überall die Gleiche ist.

 

Sufismus bedeutet Spiritualität. Es ist die Seele jedes wahren Glaubens. Wenn Religion, der Weg zur Göttlichen Liebe oder der Körper auf diesem Weg ist, so ist Sufismus die Seele, die den Körper beseelt, und die Bewegung, die das Fortschreiten auf diesem Weg ermöglicht.

 

Wir glauben: Die Inspirationsquelle aller spirituellen Wege ist der Sufismus. Daher ähneln sich die Konzepte aller Wege, die zur Göttlichen Liebe führen. Denn die gemeinsame Quelle aller ist eins. Aber auch wenn die Quelle aller spirituellen Wege die gleiche ist, so unterscheidet sie sich dennoch in ihrer jeweiligen Kapazität.

 

Nicht alle spirituellen Wege besitzen die gleiche spirituelle Energie. Manche haben die Energie eines Kühlschranks, andere haben die Energie eines tragbaren Taschen-Radios. Jeder spirituelle Weg bekommt nur so viel Energie, wie es seiner Kapazität entspricht.

 

Ich habe den Menschen verschiedene Wege gezeigt, damit sie auf dem Weg, den sie gehen möchten, zu Mir kommen”, verkündet der Herr im Heiligen Koran.

 

Seit der Erschaffung des Menschen gibt es so viele Wege um zum Herrn zu gelangen. Such dir denjenigen aus, der deiner Kapazität, deinem Verständnis und deiner Art und Weise entspricht. Hauptsache dein Ziel ist Er.

 

Wer ist Er?

 

Er ist derjenige, der uns aus unterschiedlicher Erde erschuf, der uns mit unterschiedlichen Religionen und Sprachen aufwachsen ließ und der uns heute am selben Ort versammelt.

 

Er ist derjenige, der sich ausschließlich durch Seine Manifestationen und Attribute zeigt, der weder gesehen noch gekannt werden kann und außer dem es sonst Keinen gibt! Er ist der einzigartige Eine!

 

Kann es neben Einem noch Einen geben? Unmöglich! Wo Einer ist, ist sonst Keiner. Alles andere sind nur unterschiedlicher Spiegelbilder des Einen in einem Raum voller Spiegel.

 

Wir alle müssen wissen und akzeptieren: In Wahrheit gibt es nur den Einen und sonst Keinen und alles andere sind nur Göttliche Manifestationen von Ihm.

 

So wie die Sonnenstrahlen nicht die Sonne selbst sind, sondern nur Reflektionen der Sonne, so sind die ganzen Erscheinungen der Existenz nur Manifestationen des Einen. Dies zeigt, dass unser Schöpfer nicht unterschiedlich ist, sondern nur Einer und sonst Keiner.

 

Du kannst Ihn Gott, Krishna, Baghwan, Rahman oder Allah nennen, solange die Absicht aufrichtig ist, spielt es keine Rolle, wie du Ihn nennst! “Ruf Mich mit meinen schönsten Namen. Es ist egal mit welchem du mich rufst”, gebietet der Herr. Was einzig und allein zählt ist dein aufrichtiges Herz.

 

Wenn mein Diener sich mir ein Schritt nähert, so nähere Ich mich ihm zehn Schritte”, verspricht der Allmächtige. “Es reicht aus, dass mein Diener mich mit einem aufrichtigen Herz ruft, Ich werde ihn finden kommen. Für ihn ist es unmöglich, mich zu finden, da Ich weder gesehen noch gekannt werden kann. Mein Diener jedoch kann gesehen werden, daher werde Ich ihn jederzeit finden, wenn er nach mir ruft, und ihn dann mit meinem ganzen Wesen umfassen. Was schwierig für ihn ist, ist leicht für mich.

 

Deshalb ist es nicht wichtig mit welchen Namen wir Ihn rufen, sondern es zählt einzig und allein, dass wir Ihn rufen.

 

Er ist der Herr von uns allen. Auch wenn wir Ihn mit unterschiedlichen Namen rufen und Ihn auf unterschiedliche Weise kennen, so ist und bleibt Er der Schöpfer von uns allen.

 

Hätten uns verschiedene Götter erschaffen, wie hätten wir uns dann dermaßen einander ähneln können? Wir alle tragen die gleiche Identität: Mensch!
Auch wenn wir aus anderen Ländern kommen, so sind wir doch alle Menschen!

 

Um uns gegenseitig lieben zu können, ist der erste Punkt auf dem wir uns einigen müssen, dass Er unser aller Herr ist. Er ist der Eine, der uns alle erschaffen hat.

 

Er ist einzigartig in der Existenz und außer Ihm gibt es sonst keinen. Er ist es, der uns aus den Ozeanen der Göttlichen Liebe an den Strand der Existenz gespült hat und uns zu seinen Stellvertretern auf Erden ernannt hat.

 

Er, der dich und mich erschaffen hat, hat die Göttliche Liebe in unser Herz gesät. Ohne diese Liebe hätten wir nicht in die Existenz treten können. Ohne Liebe gibt es kein Leben.

 

Diejenigen, deren Augen des Herzens im Moment vielleicht noch geschlossen sind, können diese Göttliche Liebe nicht sehen. Aber diese Liebe strömt unaufhörlich in uns allen.

 

Wer sich heute die Lage der Welt anschaut, wird schnell an das Sprichwort “Von allen Göttern verlassen” erinnert. Es scheint so, als ob die Göttliche Liebe vollständig von der Welt verschwunden wäre. Aber lass dich davon nicht täuschen.

 

Auch wenn das Sprichwort sagt “Von allen Göttern verlassen”, so wird uns der Eine, der Erschaffer der Schöpfung, niemals im Stich lassen. Niemals!

 

O Menschen! Alles in dieser Welt, das ihr liebt, wird euch eines Tages verlassen, außer der Eine, der euch aus Seiner Göttlichen Liebe erschaffen hat”, versichert uns der Herr.

 

Denke nicht, dass die Göttliche Liebe von der Welt verschwunden ist, nur weil du sie nicht sehen kannst. Manchmal fließt ein Fluss durch ein Gebirge hindurch, sodass er nicht mehr wahrgenommen werden kann. Dies bedeutet aber nicht, dass es den Fluss nicht mehr gibt. Denn insgeheim bahnt sich der Fluss seinen Weg durch das Gebirge, um von neuem in Erscheinung zu treten.

 

Der Grund warum wir keine Liebe mehr verspüren, ist, dass die Liebe in unserem Herzen Platz für unseren Hass machen musste.

 

So wie sich die Sonne verbirgt, wenn die Finsternis einbricht, so hat sich die Liebe vor unserem Hass verborgen. Die Liebe ist immer noch da, nur verbirgt sie sich jetzt.

 

Wenn du nicht glaubst, dass die Sonne in der Finsternis nicht gänzlich verschwindet, sondern sich nur zurückzieht, so frage einen Wissenden, einen Wissenschaftler. Der wird es dir erklären können. Wir brauchen die Wissenden, die uns von der Wahrheit berichten und uns zum richtigen Verständnis führen. Denn ohne sie nehmen wir die Ereignisse falsch war und interpretieren sie falsch.

 

Nein! Es existiert niemand, der die Göttliche Liebe nicht besitzt. Selbst die schlimmste Person besitzt diese Liebe. Der Grund aber, warum solch eine Person böse ist, ist der, dass sie dieser Liebe nicht bewusst ist. Würde solch eine Person dieser Liebe bewusst werden, so würde sie in einem Moment ihr ganzes Übel ablegen, in die Ozeane der Göttlichen Liebe eintauchen und trunken von ihr werden. Jedoch verschleiert das Ego die Wahrheit und schläfert die Menschen in eine, im wahrsten Sinne des Wortes, Bewusstlosigkeit ein.

 

Aus diesem Grund wurden alle Propheten gesandt: um die Menschen aus ihrer Bewusstlosigkeit aufzuwecken und sie der Göttlichen Liebe bewusst zu machen.

 

Wahrlich! Es ist einfach einen Menschen zu lieben, den man mag. Was zählt ist aber, die Menschen lieben zu können, die man nicht mag. Wenn du einen Menschen lieben kannst, obwohl er dir auf dein Hühnerauge tritt, so ist das ein Anzeichen der wahren Göttlichen Liebe.

 

Ein Sufi Dichter aus Daghestan sagte einmal: “Die Liebe, die du meinst für mich zu verspüren, bedeutet für mich gar nichts, solange ich sie nicht auf die Probe gestellt habe.

 

Sag, wenn ich dich lebendig in einer Fleischermaschine in Stücke zerhacken und dich dann wieder ganz machen würde, würdest du mich dann immer noch mit der gleichen Liebe lieben?

 

Oder, würdest du mich immer noch lieben, wenn ich dir soviel Leid wie keiner anderen Person zufügen würde. Wenn ja, so ist deine Liebe wahrhaftig. Aber wenn du mich wegen einem einzigen Wort, das dich gekränkt hat, nach 40 Jahren Zusammenleben verlassen würdest, so wäre das keine wahre Liebe.

 

Die Liebe ähnelt einem Diamanten.

 

Ein Diamant höchsten Karates entspricht der Liebe höchsten Grades, der Göttlichen Liebe. Aber nur wenige Menschen erlangen die Stufe solch einer Liebe. Denn solch eine Liebe bedarf der Geduld, aber diese fehlt den meisten Menschen. Auch wenn man glaubt, Geduld zu besitzen, so weiß man nicht mit ihr umzugehen.

 

Es ist nicht einfach mit Menschen auszukommen, vor allem nicht mit schwierigen Menschen. Dafür bedarf es der Geduld. Nicht jeder kann so sein, wie du es dir wünschst. Daher nimm dir die Propheten und Heiligen als Beispiel.

 

Habt ihr jemals gesehen, dass ein Prophet oder Heiliger vor einer Person weg gerannt ist, nur weil diese schlecht war? Nein! Ganz im Gegenteil, solchen Personen entgegneten sie erst recht auf die schönste Weise mit größter Geduld.

 

Daher beteten die Propheten und Heiligen stets um Vergebung der schlechten Menschen: “O Herr, sie sind noch in Unwissenheit. Würden sie die Wahrheit kennen, so wären sie niemals schlechte Menschen.

 

Deshalb gelten die Propheten und Heiligen als die Großen der Menschheit, weil sie den Menschen die Nächstenliebe lehrten. Der Herr hat sowohl die guten Menschen als auch die schlechten Menschen erschaffen. Deshalb ist es das wichtigste Gebot, dass wir alle Menschen lieben.

 

Wer den Schöpfer liebt, liebt auch das Geschöpf. Und wer das Geschöpf liebt, liebt den Schöpfer. Das ist höchste Wahrheit. Wer den Geschöpfen mit Liebe begegnet kann deswegen kein Atheist sein, auch wenn er oder sie es zu sein meint.

 

Welch Ironie dieser Welt. Manche Menschen denken richtig, aber handeln falsch. Manche denken falsch, aber handeln dafür richtig.

 

O geliebte Gäste! Wir alle sind nicht zufällig hier. Glaubt nicht, es ist der Flyer für diese Veranstaltung, der dich hierher gebracht hat. Nein! Draußen gibt es viele, denen hunderte von diesen Flyern in die Hand gedrückt wurden, aber trotzdem nicht kamen.

 

Jeder der hier anwesend ist, ist jemand Auserwähltes. Wären wir nicht schon in der Welt der Seelen beisammen gewesen, so hätten wir uns heute hier nicht versammeln können? Unmöglich! Unsere Seelen waren bereits zusammen, sodass jetzt unsere Abbilder hier zusammengefunden haben.

 

Wissenschaftler sagen, dass die Entstehungen und Vernichtungen von Sonnensystemen, die im Universum beobachtet werden, in Wahrheit die Abbilder sind von dem, was vor Milliarden von Jahren geschehen ist.

 

Auch unsere Seelen saßen einst in der Göttlichen Gegenwart beisammen, sodass jetzt unsere Abbilder sich hier versammelt haben. Für diejenigen, die mit den Augen ihres Kopfes schauen, ist die Realität die Bilder, die sie jetzt sehen. Für diejenigen jedoch, die mit den Augen ihres Herzens schauen, ist die Realität etwas jenseits dieser Bilder.

 

Wir danken dem Herrn, der uns heute hier versammelte und uns gegenseitig kennen lernen und lieben ließ. Auch bedanken wir uns beim Gastgeber und wünschen euch allen den Frieden des Herrn.

 

Selamualeykum aleykumselam ya Muhammed Aleyhisselam
Selamualeykum aleykumselam ya Muhammed Aleyhisselam
Selamualeykum aleykumselam ya Muhammed Aleyhisselam